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Eigentlich habe ich mir vorgenommen, den Sommerblockbuster "Fluch der Karibik" links liegen zu lassen, nachdem Trailer und Kritiken versprachen, dass Jerry Bruckheimer einen weiteren wertlosen CGI-Mainstream-Müll in die Welt gesetzt hat. Der Gruppenzwang führte mich schließlich doch ins Kino und das Leinwandgeschehen war tatsächlich wertlos - aber stellenweise sehr unterhaltsam!

Es ist fast unglaublich, was für ein Händchen Bruckheimer hat. Da gilt der Piratenfilm längst als tot, der letzte Versuch der Genrewiederbelebung ("Die Piratenbraut") scheiterte kläglich und dann kommt Hollywoods erfolgreichster Produzent der Neuzeit, um einen weiteren Kassenknüller zu landen. Warum? Ganz einfach:

Man nehme Versatzstücke zahlloser alter Piratenschinken, die das Zielpublikum eh nicht als Klau entlarven kann, stecke zwei Frauenschwärme in die Hauptrolle, von denen einer gerade am Anfang einer großen Karriere zu sein scheint, der andere längst ein Großer ist und hier mal wieder einen außergewöhnlichen Part spielen darf, verpacke das mithilfe des Computers in eine unbeschwerte Karibik-Optik, was die plumpe Story beträchtlich aufwertet und fertig ist der zum Erfolg verdammte Piratencocktail.

Das Geschehen ist selbstverständlich bis zum Happy End vorhersehbar und aufgrund mangelnder Schauplatzwechsel nicht immer spannend (liegt auch an der hohen Laufzeit!), aber das interessiert in diesem Fall recht wenig. Allen voran ein Johnny Depp in der Hauptrolle darf sich als tuntiger Jack Sparrow nach Herzenslust austoben und verpasst dem Piratenmythos eine deftige Demontage. Filmfreunde der ernsteren Art ärgern sich natürlich grün und blau über zahlreiche Schwiegermutter-Witze und Depps schwuchteliger Art. Wer sich darüber aufregt, sollte sich allerdings an die eigene Nase fassen, denn das war ja wohl zu erwarten.

Optisch präsentiert sich die Karibik erwartungsgemäß knackebunt, pausenlos Eye-Candy vom feinsten, obwohl gerade in diesem Punkt noch mehr möglich gewesen wäre. Bei einer solch hohen Laufzeit hätte es nicht geschadet, einmal etwas anderes als Piratenschiffe, eine Höhle und einen Hafen zu zeigen. Willkommene Abwechslung bietet da ein kurzer Ausflug Sparrows mit Elizabeth auf eine entlegene Insel.

So steuert der Film fast unbemerkt auf das Finale zu, das den rechten Zeitpunkt zum Aufhören etwas verpasst und solange draufbleibt, bis wirklich alles ins rechte Lot gerückt ist. Wer bis zum Ende des Abspanns durchhält, darf noch einen kurzen Epilog bewundern, der die Tür zu einer möglichen Fortsetzung weit aufstößt. Von mir aus kann sie kommen, denn ich wurde über zwei Stunden recht passabel unterhalten, bloß befürchte ich, dass ich in zwei Wochen bis auf ein paar "Monkey Island"-Anspielungen (Gott, ich liebe diese Spiele!) und Depps Darbietung alles wieder vergessen habe. Typisch Fast-Food-Blockbuster eben...

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