Review

Es kommt leider nicht so oft, wie es eigentlich sollte vor, dass Filme ihre Einspielergebnisse rechtfertigen. So genannte Kinohits sind oft lau, und gerade deshalb, weil sie auf die breite Masse zugeschnitten sind, sehr verflacht und kurzweilig.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen, von einer dieser Ausnahmen ist hier die Rede.

"Fluch der Karibik" ("Pirates of the Carribean: The Curse of the Black Pearl") war in den USA ein echter Überraschungserfolg im Kino. Dass da ein wirklich unterhaltsamer und guter Film auf die Fans zukommt, war irgendwie klar, die Bilder vom Set versprachen viel.
Doch das der kommerzielle Erfolg so groß sein würde, dass hätte sich wohl niemand erträumt.
Klar war der Wirbel groß: Endlich mal wieder ein Film über Piraten (das Genre war wirklich buchstäblich tot), eine attraktive Besetzung (Johnny Depp, immer gut, dann Orlando Bloom, man sagt von ihm, er sei ein "Shootingstar", und schließlich noch die fast unbekannte aber sehr hübsche Keira Knightley) und natürlich die atemberaubenden Sets. Den Fans wurde ganz schön der Mund wässrig gemacht.
Nun endlich ist dieses Ergebnis auch in Deutschland zu sehen.
Ich persönlich glaube auch daran, dass der Film bei uns auch ein riesiger Erfolg wird. Nicht nur weil die Promotion im Vorfeld gigantisch war (jede Fernsehwerbung mindestens einmal der Filmspot, die Plakate überall), sondern auch, weil das Ergebnis wirklich grandios ausgefallen ist......

Story:
Kapitän Jack Sparrow (Johnny Depp) steckt in der Krise. Als alternder Ex-Pirat fristet er ein gar für Piraten untypisches Leben: kein Geld, kein Schiff, nix zu tun.
Als er jedoch in Port Royal, mitten in der Karibik, eintrifft, wartet dort das Abenteuer seines Lebens auf ihn:
Sein alter Widersacher Kapitän Barbossa (Geoffrey Rush) ist mit seinem Geisterschiff, der "Black Pearl", gekommen um die Tochter des Gouverneurs (Keira Knightley) zu entführen. Sie ist in Besitz eines Medaillons, das aus einer legendären Truhe in einer Höhle entwendet wurde. Barbossa und seine Männer benötigen dieses Amulett, um den Fluch zu brechen, der seitdem auf ihnen lastet: Sie sind unsterblich und nicht in der Lage, zu empfinden.
Um die Piraten zu täuschen, gibt Elizabeth vor, Turner zu heißen, denn sie durchschaut das Vorhaben. Sie brauchen einen Nachkommen des verstorbenen William Turner, um diesen Fluch zu brechen, da dieser an der Sache beteiligt war.
Jack macht sich mit dem noch unwissenden Will Turner (Orlando Bloom), der der echte Nachkomme von William Turner ist und zudem auch in Elizabeth verliebt ist, auf die Jagd nach Barbossa und seinem Schiff. Doch auch Sparrow scheint ein Geheimnis zu haben.
Der buchstäbliche Kampf um Leben und Tod beginnt...

Ein großer Pluspunkt des Films ist, dass er mit Klischees spielt und sich selbst nicht zu ernst nimmt. Es gibt heldenhafte, junge Männer, schöne Frauen, böse Piraten und einen Schatz. All das, was der Zuschauer einem guten Piratenfilm abverlangt. Doch statt ernst zu bleiben, und damit in die Gefahr zu geraten, abgedroschen und verstaubt zu wirken, begibt sich der Film an einigen Stellen in die warmen Gefilde der Komödien. Es gibt Wortwitze, reichlich Situationskomik und trottelige Piraten.
Man hat trotz der blendenden Unterhaltung immer das Gefühl, dass sich der Film bewusst ist, dass man in Klischees rumstochert, und deshalb an genau diesen Stellen immer wieder einen Gag einbaut.
"Fluch der Karibik" ist pures Popcornkino, aber entgegen aller Regel wirklich unterhaltendes und spektakuläres Kino. Man ist sich bewusst, dass der Film eine möglichst breite Masse ansprechen muss, da der Film ja auch auf der Disneylandattraktion "Pirates of the Carribean" basiert.
So gibt es für alle Familienmitglieder etwas, trotzdem würde ich kleinen Kindern den Film nicht empfehlen. Es gibt einige gruselige Effekte, der Film ist an einigen Stellen sehr dunkel und ab und zu bekommt man Wunden und durchbohrte Körper zu sehen.
Trotzdem ist es den Machern, allen voran Regisseur Gore Verbinski (der schon den genial gruseligen "Ring" auf Zelluloid bannte), gelungen einen verdammt guten Familienfilm zu machen, der natürlich durch atemberaubende Landschaftsaufnahmen und durchdringende Sets besticht.

Johnny Depp ist die schauspielerische Attraktion des Films.
Sein schrulliger Jack Sparrow ist das komische Element des Films, ein Element, das die Selbstironie und den unbedingten Willen zu unterhalten, zeigt.
Ansonsten gibt’s in Piratenfilmen immer nur die großen Helden, echte Männer, die die Feinde im Alleingang besiegen, und die Frauen betören. Man denke nur an Errol Flynn zurück.
Depps Figur ist der Hippie, der Freigeist unter den Freibeutern. Sein Gesicht ist dick mit Maskara und Eyeliner verziert, der Bart und die Haare ungepflegt. Sein Auftreten ist feinste "Hoppla, jetzt komm ich"- Manier, laut und spektakulär. Trotz allen Heldentums scheint er sich einen Dreck um so etwas wie Lebensgefahr zu scheren, immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Seine Antworten sind frech und in seiner kindlich wirkenden Art scheint manches Mal die eigentlich Erfahrung und Intelligenz durchzuscheinen. Er besteht die Abenteuer nicht, er stolpert durch sie, der Ausgang ist immer abhängig vom Zufall, denn große Anstrengung ist von Sparrow nicht zu erwarten.
Er ist ein "Easy Going Guy", so wie es sich jeder wünscht zu sein. Trotz aller Spinnereien gibt er ab und an den Held, wenn er sich in letzter Sekunde aus dem Staub macht, und mit dem Säbel ist er auch nicht der Schlechteste.
Johnny Depp macht seine brillant und man sieht sehr oft die Person Johnny Depp durchscheinen. Alleine das Aussehen ist ja fast 1:1 Depp wie er leibt und lebt, die langen Haare, der Bart. Seine Lebensweise scheint dieselbe zu sein wie die des Piraten Sparrow. Aus Interviews und Berichten ließ sich immer herausdeuten, dass er selbst alles nicht so ernst sieht, seine Tochter (die erst 4 ist) sogar in seine Filme mitnimmt, und ansonsten sich mal ganz gerne gehen lässt. Erst jüngst deutete er an, man solle doch seinen Kinder Droge besorgen, wenn diese welche wollten. Die Beschaffungskriminalität sei da denn das eigentliche Problem...
Umstritten, doch unbestritten ist Johnny Depp eine zynische und unbeschwerte Persönlickeit, genau wie seine Figur Jack Sparrow.
Und das im der Dreh Spaß unheimlich viel Spaß gemacht hat, sieht man in der Schlusszene, wo er nach langer Zeit wieder das Steuerrad eines Schiffes in der Hand hat, und seine Freude in die Welt hinausschreit.
Da gibt es nichts zu rütteln, Johnny Depps erfrischende Darstellung des Jack Sparrow ist alleine das Eintrittsgeld schon wert.

Orlando Bloom und Keira Knightley bleiben da ein bisschen auf der Strecke. Sie nehmen ihre Figuren sehr ernst, ganz im Stile der alten Hollywoodpiraten mimen sie das sehnsüchtige Liebespaar. Sie bringen eine gute Leistung, keine Frage, aber erscheinen neben Johnny Depp und dem großartigen Geoffrey Rush, der ganz der typische Bösewicht mit Äffchen auf der Schulter ist, ein wenig blass.

Natürlich fallen die gewaltigen Sets in Auge. Nicht nur die Strände und Buchten der Karibik lassen einem den Atem stocken, sondern auch zweitrangige Schauplätze wie Scheunen, Piratenspelunken und die Räume im Innenleben der Schiffe, unter Deck, ziehen die Aufmerksamkeit auf ihre Seite. Hier besticht die Liebe zum Detail, man fühlt sich wirklich in diese Zeit zurückversetzt. Es fehlt an nichts, alles Typische bekommt man in vollem Umfang serviert.
Sehr beeindruckend. Somit bekommt der Film eine starke historische Note.
Die visuellen Freuden ergießen sich in "Fluch der Karibik" in vollem Umfang: neben den Sets gibt’s auch spektakuläre Schwertkämpfe zu sehen. Die Kampfszenen wirken ein wenig lang, doch schließlich ist das ein Piratenfilm. Und außerdem entschädigen die Tricks und die Raffinesse der einzelnen Fights mithilfe einiger Explosionen für aufkommende Langeweile bei einigen Kinofreunden, die kurzweilig unterhalten werden wollen.
Doch gerade die Unterhaltung ist das große Plus des Films. Die Story ist dünn, aber dieser Film bedarf keiner großartigen Geschichte, die Sache ist so schön und spektakulär erzählt, dass es für einen wahrhaft gewaltigen Kinoabend reicht.

Fazit: Helden, Frauen, böse Piraten, Schwertkämpfe und die erfrischende Dosis Ironie machen "Pirates of the Carribean" zu einem der besten und unterhaltsamsten Filme dieses Jahres. Ein gewaltiges Kinoereignis, das in jeder Hinsicht befriedigt.

Volle 10 Punkte.

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