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Der Plot ist Programm bei „Fluch der Karibik“, dem hypererfolgreichen Sommerblockbuster, der angeblich Superfrisches präsentieren soll, aber das eigentlich schon mehrfach gestorbenen Swashbuckler-Piratenfilmgenre nur mittels (symbolisch gesprochen) bereits verstorbenen aber noch gut animierten Skelettfreibeutern am Laufen hält.

Es gibt nichts wirklich Neues zu berichten aus der Karibik und ebenso morsch wie die fiesen Untoten hier daherkommen, so präsentieren sich auch all die Versatzstücke, aus denen die hier vorliegenden 135 Minuten zusammengebastelt sind. Aber nach viel Zeit und diversen Flops kann eine Neuanordnung auch mal ganz amüsant sein.

Wir wollen gar nicht groß drumrumreden: der Film steht und fällt mit Johnny Depps Darstellung des Captain Jack Sparrow, einer Figur, die mit Sicherheit lange im Gedächtnis der Filmfreunde erhalten bleiben wird, eben weil sie komplett neben der Spur ist.
Man muß selbst sehen, wie Depp, offenbar per Vertrag mit absoluter Narrenfreiheit ausgestattet unter pfundweise Kajal und Eyeliner wie angekifft und breitgetuckt durch den Film stackst, als empfinde er die Piratenmaskerade als Gratiseinladung auf einen Transenball mit Top-Budget.
Vermutlich wird das die neue Ikone des schwulen Films 2003, denn selbst anbetracht der erbärmlichen deutschen Synchro, die ihn (soweit verstanden) nicht mal mit seiner üblichen Stimme ausgestattet hat, muß man vor der Art, wie er seine Sätze überbetont erbricht, einfach Ehrfurcht empfinden. Depp demontiert sich, seine Figur und das ganz Genre dazu und hat Spaß dabei. Und die Zuschauer haben ihn auch, sofern man das schwülstige Gehabe denn lustig findet.

Ansonsten ist der Restfilm so brav und bieder, wie selbst die Inszenierung der verfallenen lebenden Leichen blutleer kinderfreundlich ausgefallen ist. Geoffrey Rush macht zwar im Zuge des Deppschen Overactiings noch ein paar Camp-Punkte, der Rest jedoch fällt flach.

Da mag Orlando Bloom noch so der Teenieschwarm sein und Keira Knightley es gerade hiermit werden, eine echte Chance haben sie gegen das auf die Tube drückende, aber dennoch flache Skript nicht so recht. Bieder ist das Ergebnis, hübsch und nett, manchmal sogar witzig aufbereitet, aber letztendlich haben wir das alles schon mal irgendwo gesehen.

Die Annäherung an ein Schiff unterwasser per umgedrehtem Ruderboot ist sogar komplett eine Hommage an „Der rote Korsar“, wobei die Stilelemente natürlich von den Fans erwartet werden und in der Hinsicht liefert „Fluch der Karibik“ prompt. Alles da, von der Seeschlacht über das Entern, von der Explosion zur Verfolgungsjagd, vom Kerker zum Galgen, von geheimnisvollen Amuletten bis zu familienrächenden Plänen.

Das alles wird so dichtgedrängt geliefert, daß die Zeit wahrlich wie im Flug vergeht, allerdings fehlt es (abgesehen von Depp) dermaßen an Novitäten, daß nach dem Ende des Films kaum etwas längerfristig im Gedächtnis bleibt.
Es ist alles unterhaltsam nebeneinander gestellt und dann verwoben, aber es fehlen die Aha-Momente, die diesen Film unvergeßlich machen. Am ehesten kommen da noch die Skelettpiraten dran, als sie über den Meeresgrund zum Entern marschieren und vielleicht noch der Zweikampf Bloom/Depp in der Schmiede. Aber selbst die fein angelegten, aber wie üblich viel zu schnell geschnittenen Actionszenen bieten nichts noch nie Dagewesenes.

Das ist dann zuwenig für einen Film, der die Chance hat, das Genre erst mal so richtig nach allen Klischees aufzuarbeiten, wie es ansatzweise in der Piratenstadt Tortuga geschen ist, wo wirklich Anarchie nach Klischee A herrscht und nur gesoffen, geschossen, gehurt und geprügelt wird und das pausenlos. Aber der Film (hey, it’s a Disney!) vertut diese Chance auf der Basis der Familienfreundlichkeit.

Damit ist „Fluch der Karibik“ das Musterbeispiel für einen wortwörtlich kurzweiligen Spaß, der vor allem durch bemühte Darsteller und erfreulichen Detailreichtum auffällt und so sein Publikum permanent bei guter Laune hält. Das ist schön. Nicht innovativ, aber schön. Womit die Einspielergebnisse gerechtfertigt wären. (7,5/10)

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