Mit „Fluch der Karibik“ hat Produzent Jerry Bruckheimer eines der größten Kinoereignisse dieses Jahres geschaffen.
Als kleiner Junge wurde Will Turner (Orlando Bloom) vom Schiff der Gouverneurs von Port Royal, Weatherby Swann (Jonathan Pryce), gefunden und an Bord genommen. Dessen Tochter Elizabeth (Keira Knightley) nahm damals seine Halskette aus Aztekengold an sich. Als junge Erwachsene ist er Schmied und sie soll demnächst mit einem smarten Kapitän vermählt werden, obwohl sie sich insgeheim lieben – auch wenn es keiner der beiden offen ausgesprochen hat. Sicherlich sind die Zutaten des Films nicht allzu neu, aber dennoch beeindruckt der Film schon von Beginn mit an imposanten Bildern, in die Regisseur Gore Verbinski die sattsam bekannte Geschichte einer Liebe, die eigentlich nicht sein darf, verpackt.
Derweil erreicht auch der Pirat Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) Port Royal – in einem sinkenden Boot. Er ist mal wieder von seiner Mannschaft im Stich gelassen worden, aber für den Leichtfuß kein Grund zur Sorge. Doch leider klappt das Kapern eines Schiffes im Alleingang nicht ganz so gut wie erhofft und so landet Jack nach einem kurzen Kampf mit Will im Knast. Johnny Depp ist als chaotischer Pirat sicher das komödiantische Highlight und zieht von Anfang an die Sympathien auf sich; allein der erwähnte Erstauftritt auf der sinkenden Schaluppe ist vom Timing kaum schlagbares Comedy-Gold.
Doch kurz darauf kreuzt das Schiff Black Pearl mit den verfluchten Piraten unter der Führung von Kapitän Barbossa (Geoffrey Rush) auf und überfällt Port Royal. Elizabeth wird wegen der Halskette gefangen genommen und verschleppt. Um seiner Liebe folgen zu können, beschließt Will Jack aus dem Knast zu befreien, damit der ihn zu der Black Pearl führt...
„Fluch der Karibik“ ist ein klasse Abenteuerfilm, der vor allem im Kino sehr imposant rüberkommt. Es ist weniger Innovation, sondern eher die Rückbesinnung auf klassischen Zutaten (wenn auch in modernem Gewand), die hier auffällt. Während Held und Sidekick (die Frage wer nun wer beim Männergespann ist, die ist nicht so einfach zu beantworten) den Schurken verfolgen und Verbündete sammeln, läuft das alles auf einen klassischen Schlagabtausch heraus, doch Verbinski verpackt das Ganze in stimmungsvolle Bilder von prächtigen Fregatten, haiverseuchten Gewässern und grünen Karibikinseln, die schnell das richtige Flair in diesem Abenteuerspektakel versprühen.
Gleichzeitig präsentiert Verbinski seine Genrekost mit einem komödiantischen wie (selbst)ironischen Einschlag. Der Humor ist stets stark präsent und bringt viele Lacher, ohne den Film dabei jedoch ins Lächerliche zu ziehen. Vor allem Johnny Depp als windiger und chaotischer Captain ist urkomisch, der mit seinen linken Aktionen und coolen Sprüche immer wieder für Erheiterung sorgt, gerade weil er von der Figur des aufrechten Helden und des furchtlosen Piraten so sehr abweicht, weil er sich anders verhält als sowohl die Figuren als auch der Zuschauer von ihm erwartet. Für eine „Monkey Island“-Hommage ist sogar auch noch Platz, wenn ein Hund im Gefängnis die Zellenschlüssel im Maul trägt.
Hinzu kommt eine gehörige Portion Fantasy, vor allem im Bezug auf die Verfluchten. Diese erweisen sich bei Mondlicht als Skelette, was einige großartige Effekte zum Vorschein bringt. Die Special Effects des Films sind sowieso durchweg sehr gelungen, vor allem der Marsch der Geisterpiraten auf dem Meeresgrund. Außerdem bringt der Aspekt der untoten Piraten sogar ein paar Szenen á la „Tanz der Teufel 2“ zustande; zu nennen wären ein davon rollendes Glasauge oder eine selbstständige Hand, die für Slapstick der leicht schwarzen Art sorgen.
Natürlich kommt ein derartiger Abenteuerfilm nicht ohne eine gehörige Portion Action aus, die sich in Zweikämpfen und Seeschlachten niederschlägt. Die Seeschlachten sind imposant und mit reichlich Pyrotechnik inszeniert, aber die Zweikämpfe, meist Fechtduelle sind noch besser. Schnell choreographiert und gelungen inszeniert wissen die Zweikämpfe zu gefallen. Natürlich läuft alles ohne größere Härte ab, aber die hat der Film nicht nötig, denn hier zählt das bunte aufwändige Spektakel, doch das ist famos gelungen – gerade die einfallsreiche, erste Begegnung zwischen Sparrow und Turner in einem Fechtduell in einer Schmiede zeigt den Elan der Macher bei ihrem gleichzeitig klassischen und dennoch absolut modernen Abenteuerfilm zeigen
Kritikpunkte gibt es dann auch nur ein paar, die dem Unterhaltungswert von „Fluch der Karibik“ insgesamt kaum schaden. Zum Ende des Films hin hätte man sich allerdings etwas kürzer fassen können, denn das andauernde hin und her zwischen wenigen Locations lässt es etwas an Abwechslung vermissen und wartet dabei nicht mit dem gleichen Einfallsreichtum wie der Rest des Films auf. Zum anderen kommt dann noch ein ziemlich erdrückendes Friede-Freude-Eierkuchen-Ende nach dem Showdown, obwohl es hier erst noch mal recht dramatisch zu werden scheint. Andrerseits handelt es sich um Popcornkino mit großem Mainstreamappeal; insofern war ein allzu dunkler oder dramatischer Abschluss nicht zu erwarten, weshalb dieser Umstand nicht wirklich stört.
Die Schauspieler agieren zwar nicht oscarreif, aber auf hohem Popcornniveau. Johnny Depp ist das klare Highlight des Films, ein Meister an komödiantischem Timing, der seine Mitspieler trotzdem nie verdrängt. Orlando Bloom und Keira Knightley erweisen sich als hoffnungsvolle Nachwuchsstars, die neben Depp bestehen können, ihm aber das Rampenlicht lassen. Ebenfalls klasse: Fiesling Geoffrey Rush, der mit Charisma und Charme zu überzeugen weiß. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache aber auch sehr gut, darunter Jonathan Pryce als besorgter wie verständnisvoller Gouverneur und Vater.
Gegen Ende wiederholt sich „Fluch der Karibik“ ein wenig, kann nicht den Esprit der vorigen Minuten aufbringen und hat dadurch einige Längen, doch ansonsten ist Gore Verbinski ein erfreulich rundes, peppiges wie poppiges Spektakel mit viel Humor (gerade durch den entfesselten Johnny Depp), einiger starker Action und vor allem tollen Abenteuerfilmaufnahmen geworden. Ein Sommerblockbuster mit Herz, Witz und Charme.