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Im Hause Bruckheimer ist es es inzwischen zu einem ungeschriebenen Gesetz geworden, jeden Sommer mindestens einen Blockbuster ins Kino zu bringen, der an den Kassen ordentlich abräumen kann. Dieses Jahr erlebt der verstaubte Piratenfilm seine Wiederauferstehung, für die Gore Verbinski verantwortlich ist. Der "The Ring" Regisseur lieferte neben dem Mysterythriller mit "The Mexican" und "Mäusejagd" zwar zwei passable Komödien hin, doch übertrug man ihm bisher nie nie Verantwortung für ein Projekt dieser Größenordnung (Budget: 125 Millionen), an dem unverbrauchte Regisseure schon mal scheitern können. Verbinski jedoch inszeniert auf gewohnt hohem JB-Level.

Angesiedelt ist das Abenteuer natürlich im 17. Jahrhundert, wo es zwischen herumschippernden Piraten und den Soldaten der englischen Krone noch so richtig zur Sache ging. Einer dieser Piraten ist Jack Sparrow, gespielt von einem einmal mehr eigenartigen wie genialen Johnny Depp, der mit seiner scheinbar ständig besoffenen, freien Art, seinem eigenartigen Akzent, seinen witzigen Einlagen und Sprüchen auch das Highlight des Films darstellt. Sorgenfrei, etwas schusselig und von einem Fettnäpfchen ins nächste tretend, rettet er Elizabeth Swann (die Tochter des Governeurs, gespielt von Keira Knightley) vor dem Ertrinken. Da man ihn darauf aber als Pirat enttarnt wird er ins Verlies gesteckt, von wo er des Nachts entkommen kann, weil Freibeuter die Festung angreifen und Elizabeth entführen. Zusammen mit dem jungen Schmied Will Turner (Orlando Bloom), der sie heimlich anhimmelt, macht er sich auf die Jagd der "Black Pearl", auf die sie verschleppt wurde. Die Besatzung des Schiffes, unter der Führung von Kapitän Barbossa (Geoffrey Rush, immer mit einem fiesen Spruch zur Stelle), stahl einst den Schatz der Atzteken und ist nun auf ewig verflucht. Doch mit ihr und einem geheimnisvollen Amulett, so scheint es, lässt sich dieser Fluch aufheben.

Verbinski liefert hier einen Film ab, der den Zuschauer optisch alle Genüsse eines Piratenabenteuers bietet, die erwartet werden. Der Film ist in eine farbenfrohe Optik verpackt, die Szenen wechseln zwischen fröhlichem Tag und gruseligen Bildern in der Nacht auf der "Black Pearl". Dankbar setzt er bei den Kämpfen und Schlachten, eher auf Old-School-Action, als auf die derzeit in Hollywood gängigen Eyecandystilmittel wie Wirework oder Bullettime. Es wird gefochten, sich duelliert und Schiffe geben sich die volle Breitseite. Wenn einem dabei mal die Munition verloren geht, darf auch mal das Besteck durchs Rohr gefeuert werden. Die Sets sehen wie früher aus, es erinnert halt fast alles an die guten alten Piratenfilme, nur dass der Schnitt halt etwas ausgefuchster und die Kameraeinstellungen etwas schneller und spektakulärer sind.

Das Salz in der Suppe ist dabei ein gehöriger Schuß Humor, mit unter auch Selbstironie und Situationskomik, für die Jack Sparrow als Spezialist ist. Da rennt er schon mal wild gestikulierend übers Schiff, um einen einzelnem Mann klarzumachen wie er das Schiff in Fahrt zu bringen hat oder besäuft sich erstmal sinnlos auf einer einsamen Insel (gepaart mit Elizabeth ein witziger Übergang), da ihn die Piraten mal wieder über Bord geschmissen haben. Für einen Oneliner ist nebenbei auch gesorgt, da Sparrow einer wahrer Frauenheld zu sein scheint und ständig eine gescheuert bekommt.

Deutlich sichtbarer Einsatz von Computereffekten bleibt größtenteils aus, wenn man von den animierten Skeletten mal absieht, die ihren eigenen Humor besitzen und so durchgeknallt wie ihre Pendants aus "Army of darkness" and "The Mumie" agieren. Unter anderem wird sich aus Versehen schon mal gegenseitig aufgespießt, was zu einer wilden Zankerei führen kann, da man ja unsterblich ist. Genial dabei die Kämpfe im Mondlicht (es bringt die Wahrheit ans Licht), wenn die Piraten abwechselnd als Menschen und Skelette kämpfend zu sehen sind.

Was mich aber etwas stört, ist der Storyverlauf etwa ab der Filmmitte, da sich die nun bekannten Locations nur noch wiederholen und abwechseln. Da Sparrow sich bei seiner Flucht ein Schiff von den Briten mopst, in einem Piratennest eine Crew zusammenstellt, um dann die Piraten zu jagen, bleiben nur noch das Versteck des Goldes und die Planken der Boote als Location über. Dank hervorragender Musikbegleitung von Hans Zimmer und seinem Musterschüler Badelt bleibt der Film weiterhin musikalisch ein Genuss, aber das Unerwartete, die Überraschung, der letzte nicht vorhergesehene Ort fehlt.

Dafür gibt es auf der Schatzinsel aber noch einen ordentlichen Showdown mit gewohntem Säbelrasseln, plötzlich auftauchende Briten, über sich hinauswachsende Charaktere und einer versöhnlich endenden Lovestory zwischen Elizabeth und Will.

Fazit:
"Pirates of the Caribbean" ist genau das, was der Trailer verspricht, ein Piratenabenteuer des Popcornkinos mit allen nötigen Zutaten: Piraten, Skeletten, einer Lovestory, Kämpfen zwischen Schiffen, Fechtduellen, einer gehörigen Portion Humor, Johnny Depp in Höchstform und einer traumhaften, farbenfrohen Karibikoptik. Das der Film keine höhere Bewertung bekommt, liegt einfach daran, dass ein wenig Abwechslung gefehlt hat. Für die Filmlänge sind Schiff und Schatzinsel doch etwas wenig, wenn nicht eintönig. Spaß macht der Film als Sommerbluckbuster trotzdem allemal, auch wenn der Gesamteindruck ihm die 9 knapp verwehrt.

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