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Johnny Depp spielt den Piraten Jack Sparrow, der kurz vor seiner Hinrichtung von einem Waffenschmied, gespielt von Orlando Bloom, aus dem Gefängnis gerettet wird. Dieser will zusammen mit Sparrow seine große Liebe, die Tochter des britischen Gouverneurs, gespielt von Keira Knightley, aus den Fängen des berüchtigten Piratenkapitäns Barbossa, gespielt von Geoffrey Rush, retten, der einst gegen Sparrow, den damaligen Kapitän der Black Pearl, meuterte.

Man kann Jerry Bruckheimer ja so einiges vorwerfen, angefangen, bei der Tatsache, dass seine Filme meist unglaublich flach sind und, dass er definitiv kaum geldgeiler sein könnte, was ein Grund dafür ist, dass dem guten ersten "Fluch der Karibik" später zwei wesentlich schwächere Fortsetzungen folgen sollten, aber für Blockbuster der Superlative ist Bruckheimer definitiv der beste Produzent, den Hollywood zu bieten hat. Und auch "Fluch der Karibik" ist einer seiner, handwerklich gewohnt guten, Popcornfilme, der neben "Die Mumie kehrt zurück" einer der besten Abenteuerfilme seit langer Zeit ist.

Zunächst einmal ist beachtlich, wie ausgewogen die Mischung aus Humor, Romantik, Action und Horror im Endeffekt gelingt. Gore Verbinski, der zuvor mit "Ring" und "The Mexican" zwei allerhöchstens solide Werke abgeliefert hatte, leistet bei der Dosierung der einzelnen Elemente nämlich überragende Arbeit. Die Gags, die meist vom brillierenden Johnny Depp vom Stapel gelassen werden, sind gut getimt und gut genug dosiert, dass der Film den nötigen Ernst, um Spannung erzeugen zu können, nicht verliert. Ähnliches gilt für die Love-Story, der Verbinski nicht sonderlich viel Zeit einräumt, gerade so viel, dass der Film seine charmante, sympathische Art beibehält, aber doch so wenig, dass sie das Werk zu keinem Zeitpunkt ausbremst und keinen übertriebenen Kitsch aufkommen lässt.

Die Action-Szenen, die ebenfalls kaum besser dosiert sein könnten, überzeugen voll und ganz. Die Schwertkämpfe sind von allen Beteiligten gut choreographiert und werden meist mit ein paar Gags serviert, die zu einem hohen Anteil zünden können. Die größeren Action-Szenen, denen man zum Teil durchaus ansieht, dass sie aufwendig gedreht wurden und zum Großteil nicht am Computer entstanden sind, sind durchweg hervorragend gemacht und mit Übersicht in Szene gesetzt, wobei vor allem die Pyrotechnik besonders herausstricht. Die Spezialeffekte, die für die Animation der verfluchten Piraten verwendet werden, entsprechen dem aktuellen Höchst-Standart von Hollywoods Tricktechnik.Die spannenden Momente, besonders das Finale, überzeugen meist mit ihrer, bedingt durch die furchteinflössende Animation der untoten Piraten und die düsteren Kulissen, relativ dichten Atmosphäre. Unterm Strich kann man hier sagen, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist und, dass der Film sein hohes Einspielergebnis durchaus verdient hat.

Die Ausstattung, die Schiffe, die Waffen, die Garderobe, all dies ist sehr opulent und gestaltet den Film auch jenseits der zahlreichen Action-Szenen zum optischen Leckerbissen. Dazu tragen auch die hervorragenden Aufnahmen des Meeres, die wunderbare Fotografie diverser Inseln und Küstenregionen bei, im Rahmen derer Verbinski sein Talent ebenfalls aufblitzen lässt. Unterlegt wird der Film von einem der besten Soundtracks aller Zeiten, die deutsche Gemeinschaftskomposition von Hans Zimmer und Klaus Badelt, die den Film zu jedem Zeitpunkt perfekt unterlegt. Mit gewaltigen, mitreißenden Klängen verleiht der Score dem Film vor allem bei den Action-Szenen den Eindruck einer gewissen Größe und Gewalt, unterstreicht die düstere Atmosphäre in den richtigen Momenten und rundet den Film, der handwerklich kaum besser sein könnte, ab.

Die Story ist da schon eher ein Schwachpunkt, der den Film knapp am Meisterwerk-Status vorbeisegeln lässt. Zwar erschafft der Film mit Jack Sparrow einen der amüsantesten und im Nachhinein betrachtet auch bekanntesten Charaktere der Filmgeschichte und die Grundhandlung des Films ist in weiten Teilen solide, aber ein gewaltiger Fehler unterläuft dann doch. Zum Ende hin scheint der Film nicht mehr zu wissen, worauf er genau hinaus will, eine Wendung jagt die nächste, die Story wird etwas wirr und unübersichtlich. Da dies hier nur selten geschieht und nicht, wie bei den Nachfolgern, am laufenden Band, ist dies noch akzeptabel, zumal auch die Klassiker des Genres wie etwa "Jäger des verlorenen Schatzes" zum Ende hin zu weit ins Irreale abgedriftet sind, aber dies verursacht dann doch die eine oder andere kleine Längen, die die Unterhaltungsqualitäten des Films jedoch kaum verringern, aber den Eindruck hinterlassen, doch nicht einen der besten Filme der letzten Jahre gesehen zu haben.

Johnny Depp, der in der Rolle des Jack Sparrow, die definitiv die bisher beste seiner Karriere ist, voll aufgeht, ist ein weiterer Höhepunkt des Films. Die meisten Gags gehen auf das Konto des, zuvor in "From Hell", "Blow" und "Chocolat" zu sehen gewesenen Darstellers, dessen Erscheinungsbild allein schon für einige Lacher sorgt. Ohne Slapstick und Klamauk erzeugt er mit seiner pointierten, geschliffenen Mimik Lacher am laufenden Band, lässt die Gags, die er bringt perfekt, nebenbei einfließen. Die Mischung aus raffinierten Pirat und unfähiger Seetunte könnte kaum ausgereifter sein, zudem leistet er auch choreografisch bei den Kampfszenen gute Arbeit, womit er den Film teilweise im Alleingang trägt.

Bei Depps unglaublich großer Präsenz, braucht es schon hervorragende Darsteller, damit sie neben ihm glänzen können. Am besten gelingt dies Charakterdarsteller und Oscar-Preisträger Geoffrey Rush, der als kantiger Fiesling stellenweise furchteinflössend gut spielt, aber absolut beiläufig auch den einen oder anderen Lacher verursacht. Ebenfalls überzeugen kann Keira Knightley, die nach "Kick it like Beckham" und "The Hole" mit "Fluch der Karibik" den Durchbruch schaffte, die hier erneut sehr gut in der Rolle einer starken, selbstbewussten Frau besetzt ist, die sie mit ihrer sympathischen Art perfekt meistert. Orlando Bloom spielt solide, bleibt neben seinen drei starken Kollegen aber eher eine Randerscheinung, aber, dass er nicht der beste Charakterdarsteller ist, hat er ja schon oft genug bewiesen. Jonathan Pryce, der eine pointierte Leistung als britischer Gouverneur zeigt und Jack Davenport als beamtischer Kommodore, zeigen sich ebenfalls von ihrer besten Seite.

Fazit:
"Fluch der Karibik" ist spannend, amüsant und sympathisch, mit dem perfekten Score von Zimmer und Badelt überragend unterlegt, von Johnny Depp grandios gespielt, genauso, wie vom überzeugenden restlichen Cast, von Gore Verbinski versiert inszeniert und optisch, sowohl in Bezug auf Ausstattung, Fotografie, als auch auf die zahlreichen Action-Szenen einfach famos. Einzig und allein die Story, die zum Ende hin zunehmend wirrer und unübersichtlicher wird, bremst den Film minimal aus.

83%

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