Review

Disney, Bruckheimer und der Piratenfilm – das geht so nicht

Man hätte ja auch einmal nachdenken können, bevor man sich diesen Film zu Gemüte führt. Regisseur Verbinski hat bis dato seichte Komödien fabriziert. Disney, nun, da weiß man schon, daß Familienfeindliches kurzerhand aus dem Drehbuch herausgestrichen wird, und dazu gehört im Grunde genommen alles, was das Piratenleben für uns Jungs in der Kinderzeit so anziehend gemacht hat: Saufen, morden und brandschatzen, plündern, Weiber…bleibt noch Bruckheimer, dem wir nun doch so manche Actionpackung zu verdanken haben, der aber zugleich auch Garant für Bombast, Kitsch und schwülstige Musik ist. Aber man denkt ja nie nach, sondern freut sich darauf, endlich einmal wieder einen Piratenfilm zu sehen, nachdem das Freibeutergenre schon seit ewigen Zeiten auf halber Flagge dahindümpelt. Und obendrein bekommt man ja auch Herrn Depp zu sehen, den ich als bayrischer Bürger nie um seinen Nachnamen beneide…Vorfreude ist ja auch die schönste Freude, so der Allgemeinplatz, und hier wäre man besser bei der Vorfreude geblieben.

Es geht um nicht viel in diesem völlig überfrachteten Streifen. Eine gefürchtete Piratenbande leidet unter einem Fluch, der sie des nächtens zu Untoten werden läßt und ihnen auch sonst keine Freuden gestattet. Um diesen Fluch nun abzuwenden, bedarf es der geraubten Schätze und des Blutes eines ehemaligen Pirates. Also wird geraubt, was nur geht, und mit dem letzten Schmuckstück auch eine holde Maid. Deren Verehrer tut sich nun mit dem gefürchteten Piratenkapitän Sparrow zusammen, um die Maid zu befreien, doch leicht ist das nicht, denn man hat weder Schiff noch Mannschaft. Ein klein wenig Beschaffungskriminalität später ist das jedoch erledigt, und auf geht es an die Verfolgung der „Black Pearl“, das einstige Boot unter dem Kommando von Sparrow, der, so wissen wir, mit den damaligen Meuterern noch eine Rechnung offen hat. Es kommt, wie es kommen muß…die Piraten werden ihren Fluch los, der Held bekommt die Liebste, und Sparrow die Teile zwei und drei.

Och habe mich schon lange nicht mehr gefragt, warum ich Filme bis zum Ende durchhalte. Aber dieser hier ist ein klarer Fall von „gewollt und nicht gekonnt“. Schauspielerisch ist das alles durchschnittlich bis überzeugend ( von Bloom bis Depp ), aber was nutzt die Kunst der Darstellung gegen ein lebensleeres Drehbuch? Ein Klischee folgt hier dem nächsten, wenn gefechtet wird, dann immer ohne Blut – wir sind ja bei Disney – alles ist seicht, digitalisiert und sehr unspannend. Die Effekte sind zumeist ganz nett anzusehen, aber irgendwann nerven die Hangelpartien an verschiedenen Seilen nur noch. Man macht halt bei Disney das, was man am besten kann: Blockbusterkino ohne die Möglichkeit des Nachdenkens, für alle geeignet, da hat die ganze Familie Spaß daran, man kann ja auch in einen Disney-Park gehen und den Film nochmals aktiv nacherleben, und dann rollt der Rubel, und rollt…und rollt. Ich kann diese Art von Film nicht mehr ertragen, ich will Spannung und Action so sehen, wie sie denn real wären – und das hat mich schon früher an den Western immer gestört. Es müssen keine abgehackten Gliedmaßen sein, aber ein wenig ernster hätte es doch zugehen sollen. So bleibt eine unlustige Komödie im Gedächtnis, deren Effekte sogleich in Vergessenheit geraten – und gute zwei Stunden vergeudeter Lebenszeit. Wegen des Depps gerade noch 5/10.

Details
Ähnliche Filme