Bevor ich mich daran mache, den zweiten Teil der „Fluch der Karibik“-Reihe zu besprechen, gebietet es das Prinzip der Vollständigkeit, mich an dieser Stelle mit dem ersten Teil der Popcorn-Piraten zu beschäftigen… Nun denn, Matrosen, hisst die Segel! Es geht los!
Es war mit Sicherheit ein schwieriges Unterfangen, das Regisseur Gore Verbinski da angegangen war: das totgeglaubte und daher seit Jahren stiefmütterlich behandelte Piratenfilm-Genre sollte er heranziehen, um den Blockbuster des Kinosommers 2003 zu erschaffen. Mit kritischen Augen wurde das Schaffen zunächst betrachtet, erste Kritiker sahen Verbinski bereits über die cineastische Schiffsplanke springen, doch ihm ist die Reanimation des Patienten „Piratenfilm“ gelungen!
Dies haben wir natürlich zu einem großen Teil Johnny Depp zu verdanken, der sich als Captain Jack Sparrow wohl endgültig in die Herzen der Kinozuschauer gespielt und sich unsterblich gemacht hat. Sein so offensichtliches Over-Acting hätte jeden anderen Schauspieler vermutlich in die Schussbahn der Kritiker und Zuschauer gebracht, bei Depp erscheint dieses Stilmittel geradezu perfekt. So steigt und fällt der Unterhaltungswert von „Fluch der Karibik“ auch mit der Leinwandpräsenz von Captain Sparrow. Nicht, dass die restlichen Darsteller unter ihren Möglichkeiten agieren würden… keineswegs: Geoffrey Rush ist als Captain Barbossa die Idealbesetzung für einen düsteren, fiesen Piraten; Orlando Bloom kann als tougher Retter in der Not überzeugen und zugleich die Frauenherzen für sich gewinnen und als Eyecandy fürs männliche Publikum wird Keira Knightley aufgeboten. Johnny Depp wird jedoch die ru(h)mreiche Ehre zuteil, vollkommen im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Dass dabei seine gut agierenden Kollegen mitunter etwas in den Hintergrund geraten, ist einerseits traurig, andererseits bedeutet dies mehr Spaß an Captain Jack Sparrow…
Als Eyecandy kann nicht nur Keira Knightley bezeichnet werden, der gesamte Film ist ein optischer Hochgenuss. Hervorragend choreographierte Fechtduelle, atemberaubende Gefechte auf offener See, nett (vielleicht ein bisschen zu nett) animierte Geister geben sich ein Stelldichein der visuellen Delikatessen. Untermalt wird das von einem jederzeit passenden Score, der das Piratenfeeling erst so recht aufkommen lässt.
„Fluch der Karibik“ ist rundum gelungenes Popcorn-Kino, das zwar vielleicht in seiner Länge etwas unüberschaubar wirkt, aber letztlich doch sein Publikum, ob groß oder klein, von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln weiss. Johnny Depp, der ohnehin nur selten (wenn überhaupt) unter seinen Möglichkeiten agiert, hat in der Figur des Captain Jack Sparrow einen Charakter gefunden, der auf ewig mit ihm verbunden bleibt und Gore Verbinski hat den Piraten zu neuer Popularität verholfen! Hut ab! 9 von 10 Piratenschätzen für perfekte Kinounterhaltung!