Review

Die Kombination Disney, Bruckheimer und Piraten ist auf den ersten Blick nicht unbedingt überaus reizvoll, aber ein gewisses Maß an Unterhaltung garantiert sie auch. Dass „Fluch der Karibik“ nicht nur infantile Kost ist, überrascht dagegen schon.

Von Beginn an stechen die hochglanzpolierten Bilder ins Auge. Ist der erste Eindruck verflogen entpuppt sich der Plot als außergewöhnlich abwechslungsreich mit Wendungen inbegriffen.
Piraten ohne Ende, Schlachten und Plünderungen sind logischerweise vordergründig, aber der Fluch der Karibik ist eine erfrischende Idee seitens der Produzenten.
Sagenumwobene, unbezwingbare Schiffe, allen voran die imposant, düster gestaltete "Black Pearl" unter Führung von Captain Barbossa (Geoffrey Rush) machen nicht nur optisch Eindruck, sondern erinnern auch an Träume aus der Kindheit von guten und bösen Piraten, die in legendären Schlachten um die Herrschaft kämpfen.
Einfach gestrickt ist der Plot dennoch nicht. Da wäre noch ein Fluch, der die Besatzung der "Black Pearl" zeitweise zu Skeletten verwandelt (wiederum optisch sehr gelungen), weil sie einen „heiligen“ Schatz gestohlen haben.
Der Schlüssel scheint ein Medaillon zu sein, das die Gouverneurs Tochter Elizabeth (Keira Knightley) besitzt bzw. trägt. Als sie im Zuge eines Überfalls auf die Stadt "Port Royal" von Barbossa und Co. entführt wird, verbünden sich der Waffenschmied und eigentlich überzeugter Piraten Gegner Will Turner (Orlando Bloom) und Pirat Captain Jack Sparrow (Johnny Depp), um die "Black Pearl" und deren Besatzung dingfest zu machen. Eine rasante Fahrt durch die Karibik beginnt.

Der schwierige Sprung einen gleichermaßen befriedigenden Film für Erwachsene und Kinder zu produzieren, ist ohne Zweifel geglückt. Eine feel-good Atmosphäre manifestiert sich schon sehr früh, da die Mischung aus Witz und Humor mit Action Entertainment pur bietet. Verstärkt wird dieses Empfinden durch den, wie immer, beeindruckenden Hans Zimmer Score. Musikalische Klänge als Einstimmung und Motivation zu epischen Duellen zwischen Gut und Böse hat man seit der alten Star Wars Saga nicht mehr so imposant erlebt. Äußerst wohltuend, vor allem visuell, wirken sich die Kameraführung und Cuts aus.
Trotz einer Länge von immerhin zweieinhalb Stunden sucht man auch aufgrund derartiger Feinarbeit Leere und Langweile vergebens.

In punkto Piraten greift man ordentlich in die Klischeekiste, aber mal ehrlich, wer will den Kindern schon die Vorstellung der ehrfürchtigen Halunken rauben!? Vielmehr schwelgt man in nostalgischen Kindheitserinnerungen, die durch „Fluch der Karibik“ wieder aufleben.
Konventionell ist allerdings auch in Hinblick auf die Piraten nicht alles, schon gar nicht Jack Sparrow (Johnny Depp). Depp schafft eine Kultfigur und hat sichtlich Spaß an der Arbeit. Eine Beschreibung des Charakters ist gar nicht einfach, ein bisschen volltrunken gepaart mit feministischen Zügen dazu noch jede Menge typische Johnny Depp Gestik und Mimik….ja, das ist es. Wenn er dann noch rumsteuert wie ein Irrer, dann darf man schon mal vor Begeisterung in die Hände klatschen.
Natürlich wirft ein Depp in Bestform einen Schatten auf die anderen beteiligten Schauspieler, aber dennoch können auch sie durchaus überzeugen. Ob Pendant von Sparrow Geoffrey Rush als verfluchter Piratenkapitän Barbossa, oder Orlando Bloom als Will Turner ein unfreiwilliger Weggefährte Sparrows sowie Keira Knightley, die die zugleich hübsche und tatkräftige Gouverneurs Tochter Elizabeth verkörpert; niemand ist fehl am Platz, im Gegenteil, dem Film würde ohne alle Beteiligten etwas Wesentliches fehlen.
Vor allem durch die Regiearbeit von Gore Verbinski wurde eine Grundlage geschaffen, die nichts unnötig erscheinen lässt. Seine Anweisungen und Hinweise wurden nahezu perfekt umgesetzt, denn jede Szene wirkt ausgereift, ob aus schauspielerischer oder technischer Sicht.

Das Fazit ist dementsprechend positiv, denn der Spaß an „Fluch der Karibik“ ist unermesslich. Drehbuchtechnische und inszenatorische Finessen geben dem Ganzen noch den Feinschliff für perfekte Unterhaltung zu jederzeit für jedermann. Zweieinalb Stunden Zeitaufwand ist nichts im Vergleich zu dem, was „Fluch der Karibik“ in diesem Zeitraum bietet. (9/10)

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