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Nach einem kurzen Lauf mit Scott Adkins, der beider Karrieren zwischen 2017 und 2020 durchaus neuen Antrieb und viel Zuspruch auch beim Publikum gebracht hat, scheinen sich der Darsteller und sein 'neuer' Regisseur Jesse V. Johnson letztlich doch wieder entliebt und gegen- oder doch einseitig den Laufpass gegeben haben; selbst die Fortsetzung zum Accident Man ist einem anderen Director (bzw. derer zweiter) übergeben worden und nicht mehr in Johnsons Aufgabengebiet. Beide Männer sind unabhängig davon und unabhängig voneinander dennoch nicht arbeitslos und auch nicht arbeitsscheu geworden und verwirklichen auch einzeln weiter ihre Projekte. Johnson hat bspw. den auf seine Art und Weise nicht uninteressanten Mercenary mit einem leichten Überhang in den Spaghettiwestern (mitsamt einem filmischen Privatkrieg) geschaffen, White Elephant mit Bruce Willis in der Post-Production und legt nun mit dem im Arbeitstitel Ave Maria versehenen Hell Hath No Fury eine weitere Erzählung mit bekannten Zutaten, nur diesmal im WW2 vor und die nächste und auch die nächste eigens auserwählte DTV - Genrearbeit mit familiärem Team nach:

August 1944.
Um sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges noch ein kleines Zubrot zu verdienen, ist unter Führung von Major Maitland [ Louis Mandylor ] ein winziger Trupp in Frankreich stationierter amerikanischer Soldaten, darunter Jerry [ Timothy V. Murphy ], Chris [ Luke LaFontaine ] und Vic [ Josef Cannon ] auf der Suche nach Gold zu einer verlassener Grabstätte aufgebrochen. Mit anbei haben sie als Wegweiserin die frisch aus Ravensbrück entlassene Marie Dujardin [ Nina Bergman ], eine Französin, die von den eigenen Landsleuten wegen Kollaboration mit den das Land besetzenden Deutschen, speziell mit ihrem Geliebten Von Bruckner [ Daniel Bernhardt ], einem SS General als Verräterin beschimpft wird, aber behauptet, insgeheim der Résistance zugehörig gewesen zu sein. Als sie an Ort und Stelle auf den Widerstandskämpfer Clement [ Dominiquie Vandenberg ] treffen, werden die Karten neu gemischt.

"It’s a thought-provoking journey through some of the possible dangers, choices, and consequences that faced real-life women in World War II-era France.” ist der Werbespruch, "was made to celebrate complex acts of resistance by so many women that have gone unheralded and unwritten about for far, far too long" die Intention, beides ehrenhaft und hochanständig. Wessen Geistes Kind man ist, zeigt bereits die erste Szene, eine Sexploitation-Einlage im Oldtimer, eine 'Fingerübung' während der Fahrt durch die feindlich besiedelte Gegend. Aus (Lust)Spiel und Vergnügen wird bald Ernst und bald Mord und Totschlag, im fernen Kriegsländle, wird die Karosserie überfallen und unter Beschuss genommen und der Fahrer schnell mit Kugeln voll und in das Nirwana zersiebt. Der erste Tote ist nur der Beginn von so viel mehr, das erste vergossene Blut der Vorgeschmack auf die Gewalt, die noch folgt und auf die eigentliche Handlung, die drei Jahre danach beginnt.

"Can you move?" - "Feels like I was 'et by a wolf and shit over a cliff."
Ein verwunschener Friedhof als das erste und auch einzige größere Setting, eigentlich friedlich gehalten, früher auch sicher mal edel und eine ehrenvolle letzte Ruhestätte, mitten im Wald und umgeben von in sich ruhenden und wachenden Figuren und den leicht im Wald schwankenden Bäumen gelegen. Heute ergänzt mit notdürftig geschlagenen Kreuzen, sind mehr Tote zu beklagen als Nachlass vorhanden und mehr Opfer als Angehörige und Freunde noch über, die sich darum kümmern können. Es kommen auch noch ein paar neue 'Zugänge' hinzu, ist der Krieg hier zwar schon so gut wie zu Ende, aber hat der Kampf um Leben und Tod und in diesem Fall auch um heiß erhofftes Gold nicht aufgehört.

Ein schmutziges, verschwitztes, blutiges Katz-und-Mausspiel auf kleinen Terrain im Niemandsland bahnt sich an, Brutalität bricht sich schnell seine Bahn, Zeit ist gleichzeitig kostbar und muss hinausgezögert werden, wie sich auch von einer Sekunde zur nächsten die Situation schon ändern kann und man im Hinterhalt oder in der Unterzahl oder einfach nur von der Überraschung her wehrlos und einem Messergemetzel oder der sich heranpirschenden 'Tunnelratte' erlegen ist. Die Inszenierung von Johnson dabei trocken bis knarzend, die Sprache etwas bemüht, die Handlung simpel bis rudimentär bis repetierend angelegt. Gräber werden geschaufelt, Erde wird aufgewühlt, Skelette werden freigelegt, den Ort verlässt man nur in Rückblenden, die mal einige Jahre zurückgehen und mal nur wenige Tage, dramaturgisch ist das etwas unrund, für die Personen in der Erzählung dafür physisch auslaugend und psychisch zäh. Erinnern tut man dennoch weniger an bspw. Peckinpah und dessen Bring Mir den Kopf von Alfredo Garcia, was auch mit als Referenz genannt wird, und auch nicht an Agenten sterben einsam, Stoßtrupp Gold, Landung in Salerno, was Johnson selber (optisch) vorgeschwebt hat, sondern an die anderen zeitgenössischen Vertreter von Herkunft und Genre, an die farbenentzogenen War Pigs, an Company of Heroes, an Winter War - Kampf um die Ardennen. Solides und Kleinpreisiges mit beliebtem, da schaurig-abenteuerlichen Hintergrund und ebenso solider B-Picture Besetzung, alte aufgewärmte Kriegsgeschichten, mit ein paar Blutbeuteln und Nahkampfattacken, hier seitens der Filmemacher durchaus und gerne etwas persönlicher gemeint und mit einigen wenigen kleineren Ambivalenzen und ein, zwei durchaus positiven Ideen.

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