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Nach 35 Jahren Hollywoodkarriere nach Stirb langsam (und der schon vorher vorhandenen, wenn auch in der kleinen Mattscheibe gefangenen Popularität von Das Model und der Schnüffler) schließt sich für Bruce Willis mit Deadlock (Arbeitstitel Reactor, da ursprünglich um 2013 herum noch ein Kernkraftwerk als Schauplatz geplant war) der Kreis: damals der Jungspund als hartnäckiger Held wider Willen, als falscher Mann am falschen Ort zur falschen Zeit und mit einem Film als Ikone einer Generation, die auch die nachfolgenden vielen Jahre geprägt hat und unzählige und allesamt niederer Nachfolger evoziert und produziert. Stirb langsam war damals ein Kassenschlager und ist heute ein Klassiker, in der Qualität ungebrochen, Deadlock mit eben jenen Willis ist weder das eine noch wird das andere, vielleicht in einem weiteren Vierteljahrhundert ein Guilty Pleasure à la The Take Over - Panik in Chicago (1997) oder Terminal Rush (1996); von vornherein eine weitere Kerbe in der immer länger werdenden DtV-Karriere des Mannes, der seit Jahren sein Konterfei und den Namen für Preisgünstiges aus der zweiten oder auch dritten Reihe hergibt und trotz oder auch wegen zunehmend hohen Alters mittlerweile tatsächlich immer fleißiger dabei wird:


Nach dem Tod eines seiner Söhne und der Verhaftung des anderen bei einer Razzia schwört Ron Whitlock [ Bruce Willis ] Rache allgemein und speziell an die die Razzia ausführenden Polizisten Detective Fulbright [ Chris Cleveland ] und Detective Rakestraw [ Jamal Trulove ], wozu er mit einer Söldnertruppe angeführt durch Gator [ Stephen Cyrus Sepher ] und unterstützt durch den ehemaligen Army Ranger Boone [ Matthew Marsden ] eine Wasserkraftanlage in Georgia überfällt und diese in Gewahrsam nimmt. Anwesend sind dort neben einer Schulgruppe auf Ausflug auch der Sicherheitsexperte Tommy Blaylock [ Douglas S. Matthews ], der sich angesichts der Übermacht allerdings nicht so wirklich zuständig und unterbezahlt sowieso fühlt, als auch Boones früherer Partner und Freund Mack Karr [ Patrick Muldoon ], der nicht nur wegen seiner sich ebenfalls in Gefahr befindlichen Exfreundin Sophia [ Ava Paloma ] eigenhändig an die Bereinigung der Notlage macht.

"I"m just a security guard." - "Hey, hey, hey. You"re not just a security guard, man." - "I"m not?" - "No, Blaylock, you're the fucking man." - "I am?" - "That"s right. And that"s why you're gonna take this walkie-talkie and you're gonna go and you're gonna get that bus, and you're gonna take the bus, and you're gonna go to the front entrance, and you're gonna get them kids out of here." - "By myself? - "That"s right." - "Why? Because I"m the man?" - "Because you"re the fucking man."

Dabei muss man immerhin zugute halten, dass sich der Wechsel von Willis (nicht komplett weg von EFO) hin zu 308 Ent(ertainment) zumindest für den Zuschauer und hoffentlich auch für ihn selber gelohnt hat, die Werke wechseln auch mal die Genres, sind unbeständiger und interessanter, bieten noch einige Überraschungen auf, die möglicherweise auch aus fehlenden Talent begründet sind, aber nicht gänzlich den Einheitsbrei für den Darsteller mit dem markanten Gesicht und der ebensolchen Stimme bereithalten, sondern tatsächlich auch mal das Köpfchen aus dem 08/15 Sumpf heraufstreckend sind. Von der Produktion her macht man nur wenig anders, man nutzt den Mann aus Hollywood für den Zeitraum, den er zur Verfügung bereitet ist, also die 1-2 Tage ("When you’re making a film, and you’ve got an actor for one or two days, and it’s a big name actor, you’ve got to have them in the movie. We’ll spread it out for fifteen, twenty minutes at least, otherwise people call you out on the internet!"), wertet das Ganze nach Möglichkeit und wenn noch etwas Geld über ist für einen zweiten Mann auf, dessen Namen man auf das Poster mit setzen kann und der der eigentliche Hauptdarsteller ist. Vom Budget her und der verfügbaren Drehzeit von ca. 10 Tagen ("the inspiration was just to make sure we have a full movie by the end of the shoot.") dürfte es ebenso gleich liegen wie auch eher die Ortschaft abseits der Zivilisation und der Großstadt vor allem gewählt wird, bei EFO ist es mittlerweile Puerto Rico als das Mittel der Wahl, während 308 Ent normalerweise in der Heimat Kanada bleibt und sich dort wohl und proper fühlt.

Hier ist die Prämisse selber natürlich noch zusätzlicher Reiz, außerdem wechselt Willis die Seiten und wandert zu den Bösen, was jetzt nicht gänzlich neu in seiner Filmografie, aber doch relativ selten und damit nicht ohne Interesse ist."Shots fired, Officer down." ist die erste Szene, der Ausgangspunkt des Ganzen hier, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und die Geschichte erst in Gange bringt. Die Erstürmung einer White Trash 'Drogenhöhle', "fucking clown prison" in "Bumfuck, Georgia" quasi, bei der die Polizisten nicht richtig lesen, aber umso besser schießen können und auch gut im sich rechtfertigen sind. Willis als Vater eines Inhaftierten hier und eines Getöteten will keine Rechtfertigung hören und auch selber keine abgeben, als er die ersten Gesetzeshüter noch auf der Front seiner Veranda tötet und dann zum großen Ganzen, dem Fighting the System and "I'll flood this whole place" übergeht.

Letztens wieder groß in Mode und die unzähligen Trittbrettfahrer vom Under Siege - Plot und dem Einzelkämpfer leicht variierend, geht hier die Aufgabe der in der Not helfenden und die Lage klärenden Ein-Mann-Armee (plus Sidekick) an Patrick Muldoon, der natürlich eine Vergangenheit hat, im Film als ex-miliary or something, außerhalb des Filmes mit seinem eigenen Rip-Off Chain of Command - Helden sterben nie! (2000), wobei er hier noch weniger heldenhaft als dort wirkt und (abseits eines gut trainierten Körpers) nicht nur zu Beginn so aussieht und aussehen soll, als ob man gerade eine Schnapsleiche mit Fransenhaar exhumiert und reanimiert. Mit dem Vorgeplänkel (die Sauferei am Abend davor, eine kürzlich stattgehabte Trennung einer nicht sehr hellen Dame, der Beef mit dem neuen Freund vom Love Interest und ein paar Arbeitsstreitigkeiten) hält man sich zum Glück nicht lange auf, wird nach 20min durch 'Überläufer' von innen heraus der Weg in das Gelände freigemacht und ist auch von außen das Gebell der Schusswaffen und das Durchbrechen des Checkpoints zu hören.Demnach schnell die Geiselnahme im großen Stil, viel Gerenne und viel Geschreie, dazu einige Blutspritzer, die mal deutlich digital und dann wieder handgemacht doch sind. Anschließend das Geschleiche und Gekraxel im Perimeter, ein Durchwandern der verwinkelten Anlage, bei dem man hier und da mal Feindkontakt hat und sich einem Vermummten aus der Kanonenfutterriege der Inlandsterroristen gegenüber sieht. Links herum und rechts herum und Treppe hoch und Treppe runter, dazu ordentlich Waffengestus seitens der wenig treffsicheren Miitia hier, plus einige mehr oder minder gut eingebundene Aufnahmen der Großindustrie und der überfluteten Natur, die leichtes Katastrophen-(Fernseh)Filmgefühl erzeugen und zwei, drei größere Bilder bringen.

Insgesamt eine (auch durch Unterstützung von Saban Films) durchaus ordentlich aufgestellte Produktion unter den Händen von Regisseur, Co-Autor und The Asylum-Alumni Jared Cohn, welcher auch gleich folgend für Vendetta mit Willis in Anspruch genommen wurde und hier handwerklich solide, ohne rechten Kniff, aber auch ohne viele Aussetzer und mit etwas Humor auch formuliert. Gestalterisch eine trockene Präsentation, manche mögen das ja, es könnte auch Teil 7 der Marine - Reihe sein; Action selber ist entsprechend dessen natürlich eher rar und klein: Eine Flucht im Beschuss über das freie Gelände hin zu einem Motorboot, mit dem man über das Wasser zum zweiten Gebäude hin manövriert, paar Leute werden im Nahkampf ausgeschaltet, von dem man mangels Können der Beteiligten und fehlender Zeit für Training und Choreografie nicht wirklich etwas sieht. Mal wird aus der Hüfte geschossen, mal sich am Seil herabgelassen und die Schmetterfaust platziert.

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