Hunde buddeln generell gern, aber noch schöner ist es für sie, wenn sie dabei auch noch einen alten Knochen finden, auf dem sie herzhaft rumkauen können, bis der Morgen graut.
So ähnlich verhält sich mit den vergessenen Schätzchen aus der Filmmottenkiste. Als ich neulich anhand einer alten Anzeigenreproduktion gewahr wurde, es gibt einen Film mit Namen „The Movie Murderer“ war das Interesse geweckt, das könnte ja ein Suppenknochen sein.
Zu meiner Überraschung hat das Ding sogar einen deutschen Titel und landete entsprechend seiner Herkunft im Fernsehen unter dem Titel „Jagd auf den Kinomörder“, wobei allerdings der Anschein erweckt wird, dass da im Dunkel des Saals jemand unliebsamen Mitzuschauern mit zu lautem Popcornaufkommen oder zu hellem Smartphone mit dem langen Messer den Filmschnitt erklärt.
Das wiederum ist falsch, denn der Täter hier im Film hat es tatsächlich auf „Filme“ abgesehen, Menschen sollen bei seiner Arbeit eigentlich nicht zu schaden kommen - und Kinos eigentlich auch nicht so recht.
Was ich zunächst für einen gescheiterten Pilotfilm hielt, war dann aber doch ein stinknormaler NBC-TV-Film, der für das Network den Montagabend gewinnen sollte. Bis dahin ist der Weg aber lang, denn was wie ein Thriller klingen soll, ist mehr ein dramatischer Charakterkrimi mit auch noch humorvollen Untertönen.
Die Hauptrolle gehört dabei nämlich dem alten TV-Charaktermimen Arthur Kennedy, Spezialist für knorrige Figuren und hier besonders eckig. Er spielt nämlich einen Versicherungsdetektiv und Brandexperten, der vor allem zwei Dinge kann: es besser wissen und allen damit auf den Sack gehen. Kennedy ist Angus MacGregor, ein Ermittler alter Schule und deswegen früher auch schon mal besser auf den Beinen, aber immer ganz vorne, wenn es darum geht, den Bürohengsten mal den Job zu erklären. Die wollen es manchmal gar nicht so genau wissen, aber MacGregor ist gnadenlos und deswegen soll er auch möglichst bald in Richtung Ruhestand entsorgt werden. Aber einer geht immer noch und als zu verschiedenen Bränden in Filmlagern und Kinos kommt, macht er sich auf in die Glitzermetropole und holt sich – wenn auch widerwillig – einen Partner, der überraschenderweise seiner Linie folgen kann und sich nicht von ihm gestört fühlt. Und dieser Partner ist – in seiner ersten Langfilmrolle überhaupt – Tom „Magnum“ Selleck, noch ohne Schnauzer, aber mit soviel Schnuckelappeal rund um die Gesichtsstruktur, dass man sich nicht wundert, dass er ihn sich wachsen ließ.
Gemeinsam kommen die beiden durch Ausschlussprinzip (man bedenke, alles schriftlich, keine Computer oder so) darauf, dass hier offenbar Kopien eines bestimmten Films zerstört werden sollen und natürlich richten sie ihr Augenmerk auf die Hersteller, Rechteinhaber und vor allem noch verbleibenden Kopien des Streifens, den kaum jemand jemals gesehen hat, weil es so eine Art Hippie-Arthouse-Gesellschaftskritik-Antiwar-Kunstkäse war, der jemand im Drogenrausch zusammengestückelt hat.
Das wäre vermutlich alles spannender (wenn Old Hollywood und Hippie-California zusammentrafen, war das immer schwer spektakulär), wenn es nicht noch einen zweiten Handlungsstrang geben würde, in dem ein menschenscheuer Warren Oates – ja, er ist der Brandstifter – seinen nächsten Zug plant, während er bemüht ist, so etwas wie ein Liebesleben mit seiner Zimmerwirtin aufzubauen, obwohl er das nicht sehr gut kann.
Leider leider kommt vieles dabei heraus, aber kein guter Thriller, denn anstatt mal die Beamten dem Brandstifter auf die Pelle zu rücken und ihn „beinahe“ zu fassen, macht Oates hier alles im Voraus und per Zeitverzögerung und da wir mit einem TV-Budget arbeiten, ist das visuell auch nicht sonderlich spektakulär ausgefallen. Gleichzeitig stellen sich Kennedy und Selleck auch nicht sonderlich geschickt an, die verbliebenen Filmkopien wirklich zu schützen, um etwa dem Täter eine Falle zu stellen, was auch drin gewesen wäre. Dass Kennedy quasi in seiner ersten Szene den Täter schon am modus operandi identifiziert, obwohl ihm niemand glaubt (man hält Oates‘ Figur „Fisher“ für ein Phantom, dass sich Kennedy zusammen phantasiert hat), macht die Sache auch nicht besser, denn natürlich hat er recht.
So endet der Film dann auch unspektakulärer als er es verdient hätte mit dem Wettlauf nach einer Privatkopie und einer Auflösung, die ganz interessant ist, die aber den übertriebenen Aufwand nur bedingt rechtfertigt.
Interessant ist, dass der Film tatsächlich mal die 90 Minuten einhält, die TV-Filme damals immer nur vorgaben (75 + Werbung), aber dann nicht genug dramatische Substanz hat, um über die volle Länge zu tragen.
Wer sich eine alte Kopie irgendwo raussucht (ich hatte meine von Youtube), kann sich das aus Kuriositätengründen mal ansehen, aber erwarte bitte wirklich keinen „Kinomörder“, den hat es hier nie gegeben, aber immerhin gute Darsteller und einen bemühten „Filmabfackler“, insofern kann ich das Ding wenigstens als Randnotiz dem Vergessen entreißen. (5,5/10)