Review

Auf den richtig intelligenten Beitrag zum Thema „Klonen“ wartet man leider immer noch vergebens, denn auch „Godsend“ soll da keine Abhilfe schaffen. Unter der Regie von Nick Hamm („The Hole“) verschenkt der Film sein Potential gleich Kübelweise und beschränkt sich darauf ein 08/15-Mystery-Thriller zu sein. Nur leider gab es sich seltsam verhaltende Kinder in der Vergangenheit schon zu genüge und bösartige (z.B. „The Omen“) sowieso. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass das Thema seine Halbwertszeit längst überschritten hat und in den vergangenen 2 Jahren einiges an Brisanz eingebüßt hat.

Paul (Greg Kinnear, „Stuck On You”, „Auto Focus”) und Jessie Duncan (Rebecca Romijn-Stamos, „Femme Fatale”, „Rollerball”) leben zusammen mit ihrem Sohn Adam (Cameron Bright, „The Butterfly Effect“) ein zufriedenstellendes, sorgloses Leben. Bis zu dem Tag, an dem Adam aufgrund einer Verkettung von unglücklichen Umständen von einem Auto überfahren wird. Der Schmerz der beiden ist grenzenlos. Da bietet Richard Wellis (Robert De Niro, „Heat“, „Ronin“) seine Dienste an. Er hat einen illegalen Ausweg anzubieten...

Irgendwie ist es ärgerlich, wenn man mit ansehen muss, wie „Godsend“ die wirklich interessanten Themen nur kurz anreißt und dann links liegen lässt. Der wissenschaftliche Aspekt – das wie – wird völlig ignoriert, die Frage nach Moral und Ethik schnell in Schmerz und Verzweiflung ertränkt. Jessie kann kein Kind mehr bekommen und daher ist dieser illegale Eingriff legitim? Der Trauerschmerz verschwindet einfach?
Auch die völlige Aufgabe ihrer Existenz scheint beiden nichts auszumachen. Man zieht halt in eine fremde Gegend, um sich ein neues Leben aufzubauen. Keine Familie, keine Freunde, die zurück gelassen und vermisst werden?

Regisseur Nick Hamm („The Hole“) lässt doch einiges, was zumindest mich während der rund 100 Minuten beschäftigte, vermissen und setzt statt dessen ganz auf den gruseligen Sohn. Als der nämlich die Lebensdauer seines „Vorgängers“ überschreitet, fängt er an sich merkwürdig zu benehmen, hat Albträume, rennt nachts durch das Haus und reagiert oft seltsam. Plötzlich verschwindet einer seiner Schulfreunde...

Mit einer dem Film nicht gerade zuträglichen Ausdauer reitet Hamm bald auf dem merkwürdigen Verhalten des Sohnes herum, während die Eltern, im Gegensatz zum Publikum, nicht merken, dass Wellis etwas verschweigt. In unwirtlichen, herbstlichen, kalten Bildern soll den Zuschauer bei platten Schockeffekten und düsteren Omen das große Zittern kommen, meist stellt sich jedoch ein lautes Gähnen ein. Längst ist klar, dass der künstlich erstellte Sohnemann nicht das ist, was ihr wirklicher Sohn war – immer aggressiver und feindlicher fallen seine Reaktionen aus. Im Delirium spricht aus ihm ein Junge namens Zachary. Was ist da im Busch? Wellis glaubt eine Schlafstörung feststellen zu können, aber Paul glaubt, dass mehr hinter der Sache steckt.

Ohne des Rätsels Lösung verraten zu wollen – sie ist albern und um dahin zu gelangen wird zudem noch schwer konstruiert. Auch wenn Hamm sich bemüht einen stimmigen Grusler zu kreieren und deswegen mit in letzter Zeit erfolgreichen Mitteln wie trostlosen Bildern, oft nur angedeutetem Grauen und mit einem Peitschenknall auftretenden Visionen der Marke „Ring“ arbeitet, bleibt letztlich nur ein kaum spannendes, enttäuschendes, mitunter auch unlogisches Stückwerk über.

Das Unverständlichste hierbei ist einmal mehr Robert de Niro, der in den letzten Jahren mit Filmen wie „15 Minutes“, „The Score“, „Showtime, oder „City by the Sea“ immer häufiger zu den falschen Rollen greift und damit langsam aber sicher sein Denkmal demontiert. Reichlich lust- und motivationslos auch hier seine Leistung. Vielleicht sollte er wirklich im Komödienfach bleiben, denn da lief es in den letzten Jahren weit besser.
Während Greg Kinnear reichlich austauschbar bleibt, überrascht das ehemalige Model Rebecca Romijn-Stamos nach eher körperbetonten Filmrollen mit einer relativ guten Leistung als verzweifelte Mutter.


Fazit:
Nicht zu unrecht floppte „Godsend“ seinerzeit an den Kinokassen. Der unausgegorene, so viel Potential verschenkende, Mysterythriller beschränkt sich auf simples Gruselkino, anstatt den Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden. Wer von „The 6th Sense“, „Echoes“, „The Ring“ und Co immer noch nicht genug hat, kann sich „Godsend“ gern auch noch kompletthalber zu Gemüte führen. Um zu überzeugen, muss man einfach mehr als eine unwirtliche Optik und ein paar Albträume zeigen.

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