Es gibt Zeiten, da will man sich einfach besäuseln lassen und über nichts nachdenken. Man will sich an dynamischen Bildern erfreuen, die sich wie die hypnotisierenden Wölbungen einer Lava-Lampe einfach aufbauen und wieder abflachen. Sich einfach treiben lassen und den Rhythmus annehmen.
“Safari 3000" ist so einer dieser Kandidaten, die sich genau dies zur Aufgabe gemacht haben und damit ziemlich spektakulär scheitern. Eine Actionkomödie auf vier Reifen sollte es werden, doch geblieben sind eigentlich nur die vier Reifen und zugegeben ein wenig Action. Von Humor ist jedenfalls nichts in Sicht; zumindest nichts, was genießbar wäre.
Das Produktionsjahr schneidet sich mit dem Start der höchst erfolgreichen TV-Serie “Knight Rider”, was sicher kein Zufall ist. Zwar sind direkte Einflüsse von Michael Knights Abenteuern keine zu erkennen, doch ist es offensichtlich, dass sich anno 1982 Filme mit Autos und Autofahrern rentierten. So zehrt Harry Hurwitz’ Film vom Saft der TV-Serie “Ein Duke kommt selten allein” (1979) und auch von der “Herbie”-Reihe (1969-1980), die nur zwei Jahre zuvor endete und sich gerade in Sachen Rallye als Stichwortgeber erweist.
Im Gegensatz zu dem abgedrehten Käfer oder zu K.I.T.T. wurde dem Rallyewagen diesmal jedoch keine Persönlichkeit zugeschrieben, um ihn so zum extraordinary Buddy des Fahrers zu machen. Was nicht bedeutet, dass man auf die Buddy-Konstellation verzichten muss; wobei es sich eher um eine Frauengeschichte handelt.
Casten konnte man überraschenderweise zwei große Namen: David Carradine und Christopher Lee. Einschränkend muss man jedoch sagen, dass sowohl der Star der TV-Serie “Kung Fu” als auch der “Dracula” der Hammer-Produktionen nicht selten in B-Movie-Gefilde abrutschten, was dann wohl auch hier wieder geschehen ist, zumindest aus qualitativer Hinsicht.
Tatsächlich verkommt zumindest Christopher Lee als irrational böser Gegenspieler zur Witzfigur. Drehbuch und Kostümabteilung gingen hier wohl Hand in Hand, um den einstmals eleganten Lee zu einer überspitzten Comicfigur zu machen, die eigentlich nur parodistisch gemeint sein konnte. So lässt Lee in der Szene im Hotelzimmer durchaus etwas von dem hypnotisierenden Charme seines Dracula in die Figur einfließen. Darüber hinaus wird offensichtlich der Machtmensch an sich aufs Korn genommen, denn die halbe Zeit über trägt er einen schwarzen Helm und ein schwarzes Kostüm, was doch sehr an Darth Vader erinnert, und sein Untergebener nennt ihn auch gerne mal “Führer”, was nicht zuletzt durch einen Schnauzer (wenn auch von anderer Form) überaus zweideutig ausgelegt werden kann.
Der Wille zu parodieren, ist erkennbar, leider jedoch auch die Unfähigkeit. Ein Gefühl für Timing ist Harry Hurwitz scheinbar fremd, denn weder die Vader- noch die Hitlerparodie ist in irgendeiner Weise motiviert, wodurch deren Einbau sehr erzwungen wirkt. Die Reaktion beim Zuschauer lautet dann folglich nicht “Hihi, guck mal, voll der Darth Vader”, sondern eher “Wieso zum Teufel trägt der die Klamotten von Darth Vader?”. Und ehrlich gesagt, auch Christopher Lee hat dem nicht viel entgegenzusetzen. Er nimmt sich zwar nicht ernst; im Gegenteil, er spielt sogar sehr albern. Aber von Ironie kann dabei nicht die Rede sein. Es ist lediglich das sinnfreie, fröhliche Gequieke von ein paar Schulkindern. Und auch, wenn man als Zuschauer vielleicht einfach nur abschalten und nicht viel nachdenken will, etwas Sinn braucht man dennoch, um mal schmunzeln zu können.
Etwas besser, aber keinesfalls überragend, stellt sich da schon das angesprochene Buddy-Team David Carradine / Stockard Channing an. Carradine macht halbwegs überzeugend einen auf Asphalt-Cowboy, was wohl nicht zuletzt auf seinen Film-Job als Stuntfahrer zurückzuführen ist. Nicht selten wird man an die Abgeklärtheit eines Crocodile Dundee erinnert, oder auch eines Indiana Jones, zumal auch unser Eddie Miles (P.S. “Miles” - soviel zur Namenssymbolik) einen Hut trägt, den er unter keinen Umständen verlieren will. An die Indy-Reihe erinnert auch die Beziehung zur Reporterin, die zunächst einmal im Sinne der Buddy-Thematik gerne auf Eddie eindrischt, um ihm später vollkommen zu verfallen. Sie verhält sich haargenau wie Kate Capshaw in “Indiana Jones und der Tempel des Todes”, vielleicht auch nicht ganz so bissig, wenn sie wegen ihrer verlorenen Kamera jammert, wenn sie Eddie ob seiner rabiaten Fahrweise ankeift, und wenn sie sich schließlich im Schlamm von ihm küssen lässt.
Aber viel mehr noch an Indy erinnern die teilweise skurrilen Situationen, in die Eddie und seine Beifahrerin auf der Strecke geraten. Es gilt, mit Eingeborenen zu verhandeln, einen Reifen unter der Aufsicht hungriger Löwen zu wechseln und einer ganzen Giraffenmeute auszuweichen. Dabei ergeben sich teils zugegeben sehr schöne Afrika-Bilder, die von den Motiven her wiederum stark an “Das Krokodil und sein Nilpferd” erinnern, jedoch weitaus mehr Dynamik aufweisen. Eine Giraffe, die mit ihrer gesamten Körpergröße unmittelbar vor dem Auto herrennt, ist schon ein beeindruckendes Bild. Leider wiederholt sich gerade diese Präsentation zu sehr, denn das wird immer wieder neu variiert mit neuen Tieren. So sehen wir zudem noch Nashörner und Elefanten über die Rennstrecke laufen.
Wirkliche Stunts hat “Safari 3000" leider nicht viele zu bieten. Eigentlich sticht nur einer wirklich heraus. Optisch an den Looping-Stunt aus “Der Mann mit dem goldenen Colt” erinnernd, quält sich der Wagen auf zwei Rädern über eine halb zerbrochene Hängebrücke und bleibt auch noch mittendrin stehen. Dieser Stunt hat wahrlich Klasse, erfährt aber keine Unterstützung und steht ziemlich alleine da, denn ansonsten bekommen wir lediglich stinknormale Aufnahmen von Autos geboten, die schnell fahren und viel Staub aufwirbeln. Das mag temporeich eingefangen sein, ist aber unter dem Strich doch sehr enttäuschend.
Vollkommen mißlungen ist die Aufgabe, die Rallye als wahrhaftiges Event zu präsentieren. Nie zuvor habe ich in der Hinsicht eine solch schlechte Arbeit gesehen. Von Medienpräsenz, und die wird ja immerhin durch eine Hauptdarstellerin präsentiert, ist gar nichts zu spüren. Zu Beginn sieht man ein paar Tribünen mit jubelnden Menschen, am Ende eine Zieleinfahrt bestehend aus einem Plastikband und ein paar Gratulanten. Zwischendurch liefern sich Graf Lorenzo Borgia und Eddie Miles beinahe isoliert von allen anderen einen Zweikampf. Etwa drei- oder viermal werden andere Rallyeteilnehmer eingeblendet, aber nur zu dem Zweck, zu zeigen, dass es sich hier nicht um ein Wettrennen zwischen zwei Fahrern handelt. Tatsächlich in den Zweikampf eingreifen wird nämlich niemand. Weiterhin wird das restliche Fahrerfeld schon beinahe in unverschämtem Maße mit Länder-Klischees versetzt. So streiten sich die Italiener während der Fahrt wahrhaftig um das letzte Stück Salami, während einer von ihnen ein Glas Wein in der Hand hält. Damit soll wohl irgendwie das Internationale der Rallye verdeutlicht werden, was bei der geringen Screentime der restlichen Fahrer ohne Klischees wohl nicht deutlich geworden wäre.
Stattdessen hätte man das Restfeld besser stärker in das Rennen integriert, denn in der Konsequenz leidet auch die Bösartigkeit des Grafen unter der fehlenden Konkurrenz, hätte er bei den Italienern, Japanern oder Franzosen doch sehr schön demonstrativ Schaden anrichten können, um Eddie Miles zu zeigen, dass er es ernst meint. Aber nein, die Bösartigkeiten des Grafen entladen sich in zwei urdämlichen Aktionen: dem Umdrehen eines Richtungsschildes zur Verwirrung der Konkurrenz und dem Engagieren von Eingeborenen zur Manipulation der anderen, was dann nach hinten losgeht. Ansonsten sitzen der Graf und sein Untergebener nur fröhlich grinsend im Wagen und walten ihres Amtes.
Hier wären wir beim Komödienaspekt des Films, der als zentrales Element eingegliedert ist und als solches leider vollkommen versagt. Von fünfzehn Witzen funktioniert maximal einer, und selbst der wirklich nur auf der niedrigsten Stufe. So ist einer der größten Lacher noch die Bemerkung “Ihr da, das ist Schiebung!”, als Eddie und J.J. ihren Wagen ins Ziel schieben, und der hat ja nun wirklich das Niveau eines Tom Gerhardt-Films. Ganz dumm der angesprochene Versuch des Grafen, die Eingeborenen zu bestechen, indem er ihnen einen Zettel mit der Startnummer des zu manipulierenden Autos gibt. Nur gibt er die aufgeschriebene Zahl “91" falsch herum an den Eingeborenen. Und wie lautet seine eigene Startzahl? “16". Aua!
Mag man die angesprochenen Witze auf der Blöd-Schiene mit ein bisschen was intus vielleicht noch lustig finden können, ist es der Rest wahrlich nicht. Hurwitz hat es einfach nicht drauf, lustige Situationen zu erschaffen, und von der Situationskomik eines Spencer/Hill-Films ist er meilenweit entfernt.
Damit ist “Safari 3000" ein belangloser Ableger der Car-Movie-Welle, dem es einfach an Witz und Charme fehlt. Während das Paar David Carradine und Stockard Channing noch eine ganz annehmbare Indiana Jones / Crocodile Dundee-Variante darstellt, gibt sich Christopher Lee mit seiner Darth Vader-Ausgabe eines versnobten Adligen völlig der Lächerlichkeit preis. Das große Safari-Event ist gar keines; die Rallye besteht im Wesentlichen aus einer unkreativen Parallelmontage der beiden konkurrierenden Teams, wobei das restliche Fahrerfeld ebenso vergessen wird wie das Drumherum der Veranstaltung. Auf der Haben-Seite steht lediglich die streckenweise schön fotografierte Umgebung Afrikas sowie ein guter Stunt, was aber bei weitem zu wenig ist, um einen unterhaltsamen Abend zu garantieren. Als Einstimmung auf "Herbie Fully Loaded" sieht man sich besser nochmal die alten Herbie-Filme an.
3,5/10