Review
von Leimbacher-Mario
1999: The Base Odyssee
Man mag von Roland Emmerich halten was man will - Respekt muss man ihm als einem unserer größten Hollywoodexporte aller Zeiten aber auf jeden Fall zollen. Filme wie „StarGate“ oder „Independence Day“ haben Kinder der 90er wie mich sogar massiver geprägt, als es viele zugeben würden. Und gerade in diesem Jahrzehnt war der gebürtige Stuttgarter eine echte Hausnummer in dem Geschäft der Filme. Seltsam eigentlich, warum ich mit den vorangegangenen Werken aus den 80ern dafür kaum vertraut bin. Weder einen „Joey“ noch einen „Moon 44“ hatte ich bisher vor der Nase. Warum daher nicht direkt beim Debüt des späteren Meisters der Zerstörungsorgien anfangen, „Das Arche Noah Prinzip“, eine Mischung aus „2001“ und „Das Boot“ - nur in schlecht und schwer verständlich. Zumindest relativ. Eher eine Stilübung und ein erstes Warm Up für größere Aufgaben und „Katastrophen“. Erzählt wird hier aus einer futuristischen Raumstation, die das Wetter auf der Erde beeinflussen kann und womöglich für zerstörerische, politisch-militärische Zwecke entfremdet werden soll...
„Das Arche Noah Prinzip“ sieht chic aus. Das muss man sagen, erst recht bei dem Budget. Alles wirkt hochwertig, hollywood, authentisch und in einigen Einschüben auch visuell sehr kreativ, andersartig. Es wird sich sehr auf Close Ups, sehr auf Atmosphäre, sehr auf Gefühl statt Geschichte konzentriert. Eher Coolness statt Charaktere, könnte man sagen. Egal ob die Umgebungen, die auditiven Infoschnipsel von der Erde, die Enge der Station - all das kommt gut rüber, hat den Herrn sicher und verständlich für Mehr empfohlen. Der Mann hat Stil, zeigt sich zumindest audiovisuell hier als mehr als nur solider Handwerker, der Mann weiß, wie man wenig fein aussehen lässt. Er hat sogar Eier, die Sache im Kern deutlich US-kritisch anzugehen (was sich später ja um 100% drehen sollte!). Nur leider macht er bei seinem Debüt erzählerisch, geschichtlich, figurentechnisch fast gar nichts draus. „Das Arche Noah Prinzip“ gleicht für mich einem lahmen Videoclip - selten haben mich denkende Sci-Fi und 80er-Ästhetik kälter gelassen. Das ist Kopfkino, das null funktioniert hat bei mir. Weder die Geschichte noch die Personen an Bord gingen mich etwas an, weder gab es Höhepunkte noch eine Spannungskurve. Zumindest nicht spürbar. Alles plätschert monoton und humorlos vor sich hin. Leider nur eine stylische Fingerübung voller Nahaufnahmen, einem löchrigen Drehbuch, altbackenen Dia-/Monologen und eher suboptimalen Darstellern. Eine halbgare, etwas prätentiöse Visitenkarte, die wohl mehr abbeißt, als sie kauen kann.
Fazit: erinnert an eine poliertere, deutschere und leider etwas wirrere Version von Carpenters 10 Jahre älterem Regiedebüt („Dark Star“). Nur leider in nicht spannender als eingeschlafene Füße. Aber immerhin stilistisch sehr interessant. Macht audiovisuell eine Menge aus seinen begrenzten monetären Möglichkeiten. Und überraschenderweise ohne allzu große Zerstörung und Action... Dennoch ist das inhaltlich und erzählerisch oft frustrierend bis katastrophal. Ernüchternd.