Den umgekehrten Fall kennen Filmfans: Aus Asien kommt irgendeine Innovation und schon haut Hollywood mindestens ein Remake heraus, was speziell im Horrorbereich in Fällen wie „Grudge“ oder „Ring“ gefühlt bis heute anhält. Dabei ist der „Cube“ von 1997 noch nicht einmal das Original, denn bereits 1969 gab es einen Versuch, die menschliche Psyche nicht nur an ihre physischen Grenzen zu bringen.
Sechs einander fremde Menschen finden sich in einem würfelartigen Komplex ein. In jedem Raum gibt es sechs schleusenähnliche Türen, hinter denen weitere Räume zu finden sind, die nicht selten tödliche Fallen enthalten. Das Kollektiv muss sich an Zahlenreihen orientieren, um eine Chance aufs Entkommen zu wahren…
Regisseur Yasuhiko Shimizu arbeitet zwar das 97er Drehbuch von Vincenzo Natali ab, versäumt es jedoch, seinen Protagonisten einen bunten Anstrich zu verpassen. Dabei hätten kleine Abweichungen eventuell einige Verbesserungen hervorgerufen:
Mehr Figuren, mehr Fallen, mehr Splatter.
Stattdessen bleiben die Charaktere recht stereotyp und gerade die einzige Teilnehmerin fällt durch Passivität und Wortkargheit auf. Zwar erhält ein Individuum per Flashbacks einen minimalen Hintergrund, doch das allein erklärt ihn nicht zum Sympathieträger. Mit positivem Enthusiasmus punktet hier niemand.
Entsprechend mechanisch geht die Tour vonstatten und anstatt in solch einer emotionalen Extremsituation am Rad zu drehen, bleiben die Figuren merkwürdig abgeklärt und neigen eher dazu, sich für Lappalien zehnmal zu entschuldigen, was dann wohl eher der japanischen Mentalität geschuldet ist. Jedoch sieht ein Mitfiebern wahrlich anders aus.
Das liegt auch ein wenig am mangelnden Gespür fürs Timing, denn entsprechende Fallen kommen selten unerwartet und nachdem bereits ein Zusammenhang mit Primzahlen hergestellt wurde, weicht die Spannung noch einen Schritt zurück.
Auch in Sachen expliziter Gewalt enttäuscht die Inszenierung, denn bis auf einen drastischen und gleichermaßen unblutigen Einstieg folgen kaum einschneidende Ereignisse, im wahrsten Sinne des Wortes.
Natürlich macht es einen gehörigen Unterschied, ob einem der 97er „Cube“ (und seine Nachfolger) noch einigermaßen präsent sind und sich dadurch Überraschungen komplett ausschließen oder ob man mit vorliegendem Streifen Neuland betritt.
Dennoch wäre hier storytechnisch als auch inszenatorisch deutlich mehr drin gewesen, zumal die technischen Möglichkeiten innerhalb der letzten Jahrzehnte Quantensprünge machten, wovon hier herzlich wenig zu sehen ist.
Ein komplett überflüssiges Remake.
4 von 10