*** SPOILERWARNUNG ***
Thomas Anderson (Keanu Reeves als John Wick) ist ein erfolgreicher Gamedesigner. Zu Ruhm hat er es zwar mit seiner Spielereihe „Matrix“ gebracht, doch plagen ihn Visionen. Der Auftrag zu einer weiteren Fortsetzung seiner Schöpfung verschlimmert dies nur noch. Und dann ist da noch Tiffany (Carrie-Anne Moss) die ihm so unerklärlich vertraut vorkommt.
Am Ende der immerhin 148 Minuten wunderte ich mich, dass es schon vorbei war. Nicht weil es so kurzweilig gewesen wäre, denn der Film hat durchaus ein paar Längen. Sondern weil ich mich wunderte, dass er der Ansicht war, er hätte alles Notwendige gezeigt.
Was genau hat nun dieses späte Sequel gerechtfertigt? Was gab es denn so dringend zu erzählen, dass man das Franchise aus der Mottenkiste holen musste? Um es kurz zu machen: ich weiß es nicht.
Vieles aus der Trilogie ist auch in „Resurrections“ zu finden. Einige der Darsteller sind zurückgekehrt, als prominenteste Vertreter Reeves und Moss. Es ist schön, ihre Rollen mal wieder auf der Leinwand zu sehen, aber der Zauber ist einfach verflogen. Als Neuzugang überzeugt zwar Jessica Henwick als Bugs, den Rest braucht man sich nicht merken. Keiner bekommt Hintergrund oder Persönlichkeit. Würden von der Crew zwei Leute verschwinden – man würde es nicht merken, da sie völlig irrelevant sind.
Hinzu kommt, dass man keinen guten Bösewicht am Start hat. „Resurrections“ hat quasi zwei davon, wobei Neil Patrick Harris' Analyst noch die interessantere Figur ist. Jonathan Groff ist als Ersatz-Smith völlig charismabefreit und nur ein Schatten von Hugo Weavings Darstellung. Nicht mal Lambert Wilson war sich für einen Merowinger-Auftritt zu doof.
Auch die Actionsequenzen mitsamt ihrer Artistik sind wieder an Bord, aber weit unspektakulärer als früher. Klar, so einen wtf-Effekt wie anno 1999 kann man schwerlich wiederholen. Damals setzte der Film Maßstäbe und konnte sogar in der Fortsetzung noch was bieten. Hier allerdings wirkt das seltsam aufgewärmt und neue Impulse, die zumindest ich mir nach so langer Zeit erhofft hatte, bleiben aus. Dabei ist vieles auch unübersichtlich geraten inklusive Wackelkamera. Ok, es gibt blinzelnde Maschinen, von daher ...
Ebenfalls wieder da ist aber auch das pseudo-philosophische Geschwafel. Wo zu Beginn der Reihe noch eine faszinierende Welt in der Welt gebaut und beredet wurde und die Realität der Existenz infrage gestellt wurde, wird dies hier nur dazu genutzt, sich den inhaltlichen Mumpitz selbst zu erklären. Zugegeben, im ersten Drittel machen die Selbstanalyse über die Matrix und eine Fortsetzung irgendwie Spaß. Aber wenn dies wieder und wieder bemüht wird, langweilt es. Als ob man dem Team des Films dabei zusieht, wie sie die Notwendigkeit ihres Produkts rechtfertigen und warum es so gekommen ist. Aber im weiteren Verlauf verkommt das mangels neuer Ideen zur einem planlosen Matsch. Und wenn im Verlauf des Films das im ersten Drittel Kritisierte selbst durchgezogen wird, ist das dann Meta oder ein Mittelfinger ans Publikum?
Denn worum geht es hier letztlich? Neo will, nachdem er wie einst erweckt wurde, Trinity retten. Ende.
Mag sein, dass all das selbst-Recycling, oder nennen wir es déjà-vus, gewollt ist und als Kommentar auf das sich selbst recycelnde Hollywood oder die Filmindustrie zu verstehen ist. Aber dafür braucht es keinen Matrix-Film. Das erleben die Zuschauer seit einer gefühlten Ewigkeit in den Lichtspielhäusern. Dass Regisseurin Wachowski sich hier der eigenen Ideen bedient, sei's drum. Ist ja ihr Kram. Aber das als zweistündige Selbstreferenz mitsamt Rückblenden und Verweis um Verweis als Fortsetzung anzubieten – ist enttäuschend. Lasst die Reihen doch einfach in Ruhe. Sei es Matrix, Terminator, Indy – es wird nicht besser, auch wenn ihr es auf Biegen und Brechen versucht. Ja, es gibt Ausnahmen, aber es schmerzt einfach oft genug. Aber ich schweife ab ...
Immerhin optisch sieht das erwartbar chic aus, wobei die große Materialschlacht ausbleibt. Effekte und ruhige Momente wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab. Also was bleibt hier?
„The Matrix Resurrections“ ist eine dieser späten Fortsetzungen, die nichts Neues bieten. Zwar glänzt der Film mit seiner Optik und der Rückkehr bekannter Figuren auf die Leinwand, kann diese aber nicht in eine spannende Geschichte integrieren, leidet an schwachen Gegenspielern und hat einfach verdammt wenig zu erzählen. Denn am Ende sind wir da, wo wir schon mal in der Trilogie waren. Déjà-vu.