Review

Unrest In Peace


„Matrix Resurrections“ schließt sicher nicht nur für mich das Kinojahr filmisch ab. Zumindest im Blockbustersegment. Nur leider alles andere als mit einem positiven Knall und einer erfolgreichen Rückkehr… Recht offen und kryptisch kann man zur Handlung eigentlich nur soviel sagen: erzählt wird von einem berühmten Spieleentwickler namens Thomas Anderson, der den Auftrag bekommt zu seiner „Matrix“-Trilogie nach vielen Jahren einen vierten Teil zu erschaffen. Aber schnell wird ihm klar, dass seine Visionen und Erinnerungen vielleicht gar keine Spiele waren…

Immerhin stehen jetzt „Reloaded“ und „Revolutions“ etwas besser dar als zuvor. Das war mein erster Gedanke nach dieser üblen Meta-Verwurstung und -Misshandlung muss man fast sagen. Ich bin echt etwas sprachlos. „Matrix Resurrections“ ist ein Glas voller Gurken und Gehirndünnpfiff. Näher an Indy 4 oder Independence Day 2 als ich es mir in den schlimmeren Alpträumen hätte vorstellen können. Zwischen Nostalgie, Plastikaction und purem Filmtroll. Dabei ist das erste Drittel eigentlich noch ganz ordentlich mit seinen vielen Meta-Spielereien, WTF?!-Momenten, doppelten Böden, weirden Verweisen, Easter Eggs und aggressiven 'Memberbeeren. Das ist dann zumindest noch anders und interessant, mutig und mit Potential. Zwar auch da schon etwas mit Fremdscham behaftet, aber noch mit etlichen Möglichkeiten. 

Aber was darauf folgt, wenn’s dann erst richtig anfängt und raus aus der „neuen Matrix“ geht, geht steiler den Berg hinunter wie in einer weltklasse Wasserbahn. Mit stinkaustauschbaren Kämpfen und einem CGI-Overkill, der kaum Fortschritte zu seinen beiden Vorgängern gemacht zu haben scheint. Mit dem üblichen pseudophilosophischen Schwafeleien, mit peinlichen Momenten und steifen Darstellern, mit kruden (Nicht-)Ideen, unnötigen Rückkehrern und dauernden Rückblicken. Und vor allem einfach dem Gefühl, dass ehrlich gesagt niemand der Beteiligten wirklich Bock auf oder gar Einfälle für diesen artifiziellen Aufguss hatte. Als ob Warner jahrelang gebohrt und gedrängt hat und man nun eben bockig und mit deutlichem Mittelfinger (an Fans wie Produzenten!) ein stinkendes Zwitterwesen abliefert, das nur ganz schwer zu ertragen ist. Und wenn man bedenkt, wo einst das Original herkam, stand und Maßstäbe gesetzt hat, dann ist das hier schon ein tödlicher Absturz und mehr als nur Kopfschütteln wert. Ein Ärgernis. 

Fazit: der Beginn ist zumindest noch doppelbödig, interessant und speziell. Danach geht’s aber derart böse abwärts, dass man seinen Augen kaum glauben mag. Und das Herz der meisten „Matrix“-Fans blutet. Fit für jede Flopliste. Ein Paradebeispiel für ein viel zu spätes Sequel, das man nicht ernst nehmen kann und am liebsten komplett ausblenden würde. 

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