April steht mit ihrer Familie auf dem Kriegsfuss. Umso verwunderlicher ist es, dass sich selbige an Thanksgiving dazu durchringen kann, die abtrünnige Tochter in einem heruntergekommenen New Yorker Stadtteil zu besuchen. Besonders Aprils krebskranker Mutter Joy geht dieses bevorstehende Treffen sichtlich an die Nieren, während April selbst verzweifelt versucht, für den Truthahn einen Backofen zu finden...
Der Independent-Charakter von "Pieces of April" ist jederzeit erkennbar: Verwackelte Handkameras, grobkörnige Optik, teilweise experimentelle Stilmittel wie zum Beispiel die Fotocollage am Schluss. Die Darsteller agieren allesamt sehr zurückhaltend, keiner sticht so wirklich heraus, aber andererseits ist auch keiner wirklich schlecht. Trotz des Titels ist der Streifen auch keine "One-Woman-Show" von Katie Holmes, sondern es wird zeitlich sehr ausgeglichen zwischen ihr und ihrer Familie hin und her geschaltet, in mal lustigen, mal traurigen Szenen.
Und genau hier liegt die Schwäche des Films: Durch die schnellen Szenenwechsel und die eher dünn gesähten Anekdoten aus Aprils Familiengeschichte ist es für den Zuschauer sehr schwer, sich in das Szenario und seine Charaktere emotional hineinzuversetzen (wird durch die arg kurze Lauflänge von 80 min noch unterstützt). Die hektische Erzählweise hat aber auch den Effekt, dass die Handlung nie die Chance hat, ins kitschige zu verfallen - was bei dieser Grundidee eigentlich fast vorprogrammiert ist.
Der zweite Schwachpunkt ist, dass der Regisseur scheinbar selbst nicht genau wusste, in welchem Genre er sein Werk einordnen wollte: Komödie? Zu wenig Humor. Drama? Zu wenig Gefühl. Tragikomödie? Zu wenig von beidem. Er schwankt von Szene zu Szene zwischen den Genres, ohne eine klare Linie zu finden. Schade, denn ansonsten ist die Inszenierung durchweg gelungen und ohne Längen.
Leider etwas unausgewogenes und viel zu kurzes Indie-Werk, dass aber dank ungewöhnlicher Optik und guten Darstellern trotzdem sehenswert ist.
6/10