Seit langem hat kein Film mehr so zur Diskussion angeregt wie dieser. Schon im Vorfeld war von überzogener sinnloser Brutalität und dem Entsetzten großer Teile der Kirche die Rede. Aber gerade diese empörten Aussagen waren der Grund, dass viele Kinogänger erst einmal auf Mel Gibsons filmische Umsetzung der Kreuzigungsgeschichte aufmerksam wurden. Auch ich! Und ich muss den Mut bewundern, mit dem Gibson an die Arbeit gegangen ist. Nicht nur die vollständige Geschichte in den Originalsprachen erzählen zu lassen, sondern auch die unglaubliche Erbarmungslosigkeit unverfroren darzustellen. Dieser unbeirrte Weg, der einen riesigen Rattenschwanz an Kritikern nach sich gezogen hat, spaltet die Lager wie kaum ein anderer Film. Dennoch ist das Ergebnis die wohl bibeltreueste Darstellung der ganzen Thematik und ich muss mich ganz klar zu denjenigen zählen, bei denen dieses Machwerk pure Begeisterung hervorgerufen hat. Nicht wegen der uneingeschränkten Brutalität, sondern wegen der absolut erbarmungslosen Haltung der Menschheit die sich in ihrer angeborenen Dummheit von wenigen Meinungsträgern leiten bzw. verleiten lässt, was erschreckenderweise auch in der heutigen Zeit immer mehr der Fall ist. Auch wenn ich kein besonders gläubiger Katholik bin, muss ich zugeben, dass ich während des Films absolut beeindruck und sogar betroffen war. Gerade durch die Darstellung der menschlichen Ignoranz und Arroganz in Bezug auf ihren so genannten Glauben und deren Realitätsbezug auf die Gegenwart.
Sicherlich ist die Darstellung sehr brutal, aber aufgrund ihrer literarischen Vorlage wohl absolut gerechtfertigt. Leute, die den Film nur als Aneinanderreihung von Folter und Gewalt ansehen haben den hintergründigen Sinn wohl nicht erkannt und können sich zu der Gruppe Mensch zählen, die sich von unseren konservativen Quacksalbern lenkten lässt, und der wohl ein unerschütterlicher Jesus, der die sämtliche Last der Welt auf sich nimmt, aber bitteschön ohne Blut und Gewalt, lieber gewesen wäre.
James Caviezels Darstellung des Jesu stimmt den Zuschauer durchweg betroffen, ist absolut glaubwürdig und das Zentrum des Films. Nicht die Gewalt, die ihm angetan wird, sondern seine absolut Mitleid erregende Umsetzung des Leidensweges Christi.
Auch die Filmsprachen, ein Altlateinischer Dialekt, gesprochen von den Römern und Aramäisch, verleihen, entgegen der Befürchtung wegen nerviger Untertitel nichts von der Bildgewalt des Machwerks mitzubekommen, zusätzliche Authentizität.
Meiner Meinung nach absolut empfehlenswert, aber wegen einiger Gewaltszenen dennoch nichts für schwache Mägen.
Selten hat mich ein Film so beeindruckt wie dieser! 10 von 10 Punkten!