Ein Film, der aus der Reihe tanzt. Selten hat ein Film für derart viel Diskussionsstoff gesorgt wie Mel Gibsons neuestes Werk über die letzten Stunden Jesu.
In der Tat ist der knapp zweistündige Film ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite muss man die tollen Darstellerleistungen, die Kostüme und die Optik des Filmes als absolut gelungen bezeichnen, auf der anderen Seite jedoch stehen die krassen Gewaltausbrüche und die weitgehende inhaltliche Leere des Filmes. Allerdings betrachte ich letztgenannte Punkte entgegen vieler Meinungen nicht zwangsläufig als Kritik. Mel Gibson hielt sich nun mal eng an die (wahrscheinlichen)historischen Begebenheiten, weswegen man mangelnde Abwechslung und fehlende Tiefe einfach nicht erwarten kann (oder sollte Handlung hinzuerfunden werden ?!)
Auch die dargestellte Gewalt - insbesondere die der Geißelung - gehört rein objektiv gesehen genau so in einen Film, der den Anspruch erhebt, ein realitätsgetreues, dokumentarisches Abbild einer Begebenheit zu sein. Mann muss sich jedoch fragen, ob es wirklich in dem Maße nötig gewesen wäre, wie es Gibson schlussendlich auf die Leinwand brachte. Selbst Filmfans, die "schon alles gesehen" haben, werden die Gewalt der Passion Christi als äußerst brachial und schonungslos bezeichnen - Tobak der härtesten Sorte!
Weswegen bedenke ich die Passion nur mit 6 Punkten? Es liegt in erster Linie daran, dass mir der Film als Ganzes nicht wirklich zugesagt hat, vielleicht gerade aufgrund der nicht selbst verschuldeten, inhaltlichen Leere. Weder die wuchtige Inszenierung, noch der tolle Soundtrack und die hervorragenden Leistungen der Darsteller können diesen Punkt völlig vergessen machen! Hinzu kommt, dass ich kein gläubiger Christ bin und der Einsatz von optischen und akustischen Stilmitteln in manchen Szenen noch perfekter hätte sein können. Hier hätte ich mir Kompositionen gewünscht, wie sie im Kinotrailer zu sehen waren...
Allein um mitzureden, sollte man den Film jedoch gesehen haben. Es sei aber ausdrücklich vor der krassen Gewaltdarstellung des Filmes gewarnt. Jeder andere Film hätte schon Minuten früher weggeblendet als es Gibson in seiner Passion tut. Schockierend und in gewisser Weise auch beeindruckend empfehle ich den Film mit Einschränkungen. Nicht zu Unrecht muss sich Gibson den Vorwurf gefallen lassen, dass er hier "seine ganz individuelle" Version der Kreuzigung auf die Leinwand gebracht hat...
Ich persönlich musste diesbezüglich nach dem Film unweigerlich an Spielbergs "Schindlers Liste" denken...