Es gibt hin und wieder Skandalfilme, über die man (positiv oder negativ) sprechen kann, sprechen sollte, sprechen muss. Einer dieser Filme ist Mel Gibsons “Die Passion Christi”. Im Vorfeld schon viel diskutiert und sowohl hochgelobt als auch verfechtet ist es für mich die beste Verfilmung einer biblischen Geschichte sowie die wohl Emotonial nahgehenste (und ich bin wahrlich kein Sensibelchen.) Wie der Titel schon sagt handelt der Film vom Kreuzweg, diesen qualvollen letzten zwölf Stunden des Mannes, nach dessen Geburtsdatum sich unsere Zeit rechnet. Die Geschichte sollte eigentlich bekannt sein, dennoch ist es heutzutage nicht mehr selbstverständlich sie zu kennen. Die Geschichte von Jesus von Nazareth.
“Die Passion Christi” beginnt nach dem letzten Abendmahl. Jesus wird von seinem Jünger Judas für dreißig Silberstücke bei den jüdischen Gelehrten verraten. Diese bezichtigen ihn der Gotteslästerung und lassen ihn noch in der selben Nacht beim Gebet verhaften. Jesus lässt sich widerstandslos festnehmen und wird den jüdischen Gelehrten übergeben. Diese verlangen daraufhin von Stadthalter Pontius Pilatus Jesus’ Kreuzigung. Doch Pilatus kann keine Schuld seitens Jesus feststellen und lässt ihn zu König Herodes bringen, der über ihn richten soll. Doch auch Herodes befindet Jesus für unschuldig und so wird er wieder zu Pilatus gebracht. Aus Angst vor einem Aufstand der Juden lässt Pilatus Jesus foltern. (Auf diese Folterung gehe ich später noch näher ein.) Anschließend führt Pilatus den sichtlich geschundenen Jesus den Juden vorführen, doch diese fordern weiterhin seine Kreuzigung. Pilatus zieht sich aus der Affäre, indem er die Juden entscheiden lässt, wem er die Freiheit schenken soll: Jesus von Nazareth oder Barrabas, ein bekannter Mörder. Die Juden fordern die Freilassung von Barrabas und so übergibt Pilatus Jesus den Juden, die ihn daraufhin sein eigenes Kreuz bis hin vor die Tore der Stadt zu seiner eigenen Kreuzigung tragen lassen...
Ich muss sagen der Film hat mich sehr berührt. Obwohl ich nicht zu den eifrigen Kirchengängern oder Bibelkennern bis ins Detail gehöre wurde ich doch durch geschichtliches Interesse und medialen Rummel zum Gang ins Kino bewegt. Als alter Splatterfreak und nach den unterschiedlichsten Berichten der Medien hatte ich eine sehr eindimensionale und nur auf Gewalt beruhende Umsetzung der Passion Jesu erwartet. Doch ich wurde eines besseren belehrt. Selbstverständlich ist “Die Passion Christi” brutal, aber das ist die Geschichte an sich ja schon. Stellenweise musste ich im Kino wirklich mit den Tränen kämpfen (wie übrigens sehr viele sowohl junge als auch ältere Zuschauer), da ich mich fragte was Jesus von Nazareth verbrochen haben muss, um eine solch barbarische und menschenverachtende Behandlung zu erfahren. Die Antwort: NICHTS. Er hatte einfach eine andere Weltanschauung als die Pharisäer und diese passte damals nicht ins Bild.
“Die Passion Christi” mit irgendwelchen Splatterfilmen zu vergleichen ist völlig hirnrissig, da hier die Gewalt nicht zur Belustigung oder Befriedigung voyeuristischer Triebe dient, sondern allein dem Verständnis der Pein des Sohn Gottes. Die Minutenlange Folterungsszene, in der Jesus fast bis zur Bewusstlosigkeit geschunden und geschlagen wird bleibt einem im Gedächtnis. Ich habe diese Geschichte in der Kirche oder im Religionsunterricht nie als so grausam und brutal empfunden wie sie in “Die Passion Christi” dargestellt wird. Ich finde es dennoch wesentlich brutaler und Grausamer, das Leid Jesu in einem Musical wie “Jesus Christ Superstar” zu verherrlichen und seinen grausamen Tod zu verharmlosen oder gar zu verniedlichen.
Der Film ist dennoch Bildgewaltig inszeniert, und stilistische Mittel wie Rückblenden z.B. auf das letzte Abendmahl, die Bergpredigt oder auch das ganz normale Leben Jesus als Zimmermann wie er einen Tisch baut, oder Zeitlupen, sowie ein wunderbarer Soundtrack unterstützen die Emotionen des Publikums ohne das Gesamtbild des Filmes negativ zu beeinflussen und aufgesetzt oder unglaubwürdig zu wirken. Das der Film in aramäisch-hebräisch und lateinisch gezeigt wird und man den Film Untertitelt hat erhöht den Realismus ungemein, wenngleich auch die Artikulation der Epoche nicht mehr nachvollzogen werden kann. Die Darsteller sind in Ihrer Darstellung der Charaktere brillant. Man nimmt Jim Caviezel die Qualen, welche er als Jesus von Nazareth erleiden muss voll ab (wie gesagt, ich war den Tränen nahe) aber auch die Rückblenden, in denen er gutmütig wirkt sind glaubwürdig ohne auch nur einmal übertrieben aufgesetzt zu wirken. Auch die anderen Darsteller überzeugen in Ihren Rollen, obwohl es sich zumeist um unbekannte Darsteller handelt Die Bibelvorlage wurde soweit detailgetreu übernommen und der Zuschauer weiß, was ihn erwartet.
Dennoch vermeidet der Film, christliche Anschauungsweisen in den Vordergrund zu rücken und bleibt von der religiösen Seite aus betrachtetet überwiegend neutral. Anti-Semitische Passagen gibt es entgegen den Behauptungen der jüdischen Lobby nicht, da es sich bei der Geschichte um einen innerjüdischen Konflikt handelt, bei dem Juden einen Juden kreuzigen wollen, und auch einige Pharisäer strikt dagegen sind und die Anklage als unbegründet und unbelegbar zurückweisen. Das ist ein unwiderlegbarer historischer Fakt. Mel Gibson hat als Regisseur einen guten Job gemacht, mich zumindest hat er Beeindruckt. “Die Passion Christi” hat mir sehr zum Verständnis für das Leiden Jesus von Nazareths geholfen, der für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist, und der dennoch nie aufgehört hat seine Feinde zu lieben und den Glauben an Gott zu verlieren.
“Die Passion Christi” bekommt von mir ganz klar 10/10 Punkte, aber dennoch sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob er den Film sehen möchte oder nicht und wie man ihn beurteilt. Sicherlich kein Film für die breite Masse und auch sicherlich kein Film, der der Unterhaltung dienen kann und darf aber ein Film, der sehr zum Nachdenken anregen soll und das gelingt ihm auf ganzer Linie.