Review

Von Hakennasen und Kreuzigungen
- Die Realität im Kreuzfeuer der Medien

Ich habe das Glück gehabt einer der ersten Vorführungen von Mel Gibsons neuem Regiewerk „Die Passion Christi“ beizuwohnen. Ich ging mit ziemlich gemischten Gefühlen an den Film heran – die Medien sind ihrem Ruf schließlich gerecht geworden und hatten im Vorfeld genug „Publicity“ betrieben – typisch „Skandalfilm“ halt. In gewisser Hinsicht ist dieser Film ja auch skandalös, zum einen die extremen Gewaltdarstellungen und zum anderen der vorgeworfene Antisemitismus.
Fangen wir mit Ersterem an:
Der Gewalt.
Zugegeben Blut wird in diesem Film wirklich nicht gerade sparsam eingesetzt. Ganz im Gegenteil: Nach diesem Film wird man um einige Erfahrungen reicher sein. Diesen Film allerdings als eine „Splätterorgie“ darzustellen, halte ich doch für sehr überzogen. Führen wir uns doch mal vor Augen, um was es in diesem Film eigentlich geht: Grob gesagt geht es um den Tod eines Mannes. Etwas differenzierter gesagt geht es um den Tod eines Mannes herbeigeführt durch dessen Kreuzigung. Und das Kreuzigungen keine Kuschelrunden im Teletubbie-Stil sind, wissen wir ja wohl alle. Um eben diese Gewalt, die damals in diesem Maße wohl stattgefunden hat, realistisch darzustellen, ist es nötig den Zuschauer zu schockieren und alles möglichst wahrheitsgemäß darzustellen.
Wir sehen also: Die Gewalt ist fester Bestandteil einer Kreuzigung und somit auch fester Bestandteil dieses Films.
Kommen wir nun zum Zweiten Punkt:
Dem Antisemitismus.
“Der Film ist antisemitisch“, diesen Satz durften wir alle wohl in letzter Zeit öfters hören. Und als Begründungen sprechen alle von Hakennasen und dem vermeintlichen „Tätervolk“. Um den Antisemitismus in diesem Film zu verstehen, muss man die „Buchvorlage“ des Films kennen – die Bibel. Es ist nun eben historisch belegt, dass Jesus den jüdischen Priestern ein Dorn im Auge war und diese ihn lieber tot als lebendig sehen wollten. Die Hakennasen der Priester sind eher ein stilistisches Mittel um den Zuschauer zu zeigen: das sind Juden - die waren die Fehlgeleiteten. Warum sollte man diesen Fakt verschweigen? In Kriegsfilmen werden ja auch oft genug ganze Völker als „böse“ und „gemein“ dargestellt. Bleiben wir also auch hier bei der Wahrheit. Die Wahrheit hat schließlich nichts mit Antisemitismus zu tun, sondern lediglich das, was man aus ihr macht.
Spätestens jetzt sollten wir von den Vorurteilen, die man diesem Schmankerl der Filmgeschichte vorwirft, ablassen und uns lieber mit einem interessanteren Punkt beschäftigen. Filme in denen Blut fließt gibt es ja bekanntlich genug, Filme, die allerdings komplett in Latein und Aramäisch synchronisiert wurden, nicht. Die Untertitel, die lediglich dem besseren Verständnis dienen - der bibelfeste „Hardcore-Christ“ sollte selbige nicht brauchen – werden relativ sparsam eingesetzt, sodass die Wirkung der fremden Sprache nicht ganz verloren geht. Unterlegt wurde der Film mit schöner Musik, die passend zu den kunstvollen Naturaufnahmen, einen Kontrast zum schrecklichen Geschehen bilden.
Eine nicht ganz so leichte Kost, die uns Mel „Braveheart“ Gibson dort vorsetzt. Aber sehenswert! – Allein schon um mitreden zu können...

8 / 10

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