Was wurde nicht alles im Vorfeld über "Die Passion Christi" berichtet. Antisemitismus soll er angeblich schüren. Eine 2-stündige Orgie unmenschlicher Gewalt soll er sein. Wie so oft bleibt im Nachhinein nicht viel davon haltbar.
Ich will auf beide Vorwürfe nur kurz eingehen:
1. Antisemitismus: die wenigsten Leute machen sich klar, dass Jesus Jude war (die christliche Kirche kam erst viel später). Die Auslieferung Jesu durch die Hohenpriester war eine innerjüdische Angelegenheit. Die Prister sahen im Auftreten und Handeln Jesu ihren Status Quo gefährdet, was der Film auch deutlich macht. Die schurkische Darstellung der Priester ist keine Erfindung Gibsons sondern steht so im Neuen Testament (insb. dem Johannes-Evangelium). Ja, es fällt schwer das zu sagen, aber die Grundlage des christlichen Glaubens ist eine Schriftensammlung mit antisemitschen Zügen. Das jetzt dem Film anzulasten ist schlicht eine Verdrehung der Tatsachen.
2. Gewalt: der Film verlangt dem Zuschauer einiges ab, zugegeben. Aber er ist keine 2-stündige Dauerfolter, wie oft geschrieben wird. Im Kern entpuppt sich die Quelle dieses Gerüchts als ca. 10 minütige Sequenz in der Jesus von römischen Soldaten gegeißelt wird. Dass er danach blutverschmiert ist und nicht aussieht wie frisch gebadet, dürfte ja wohl klar sein.
Der wirkliche Schwachpunkt des Films liegt ganz woanders und ist leider ziemlich banal: er bietet nicht aber auch gar nichts neues zum Thema! Die Inszenierung Gibsons hakt einfach die Stationen und die dazugehörigen Sprüche nacheinander ab. Ohne den Hype der verschiedenen Interessensgruppen wäre er sang- und klanglos untergegangen. Auch die Tatsache, dass ausschließlich aramäisch und latein gesprochen wird rettet ihn nicht, denn die wenigen Sätze, die überhaupt gesprochen werden fallen kaum ins Gewicht.
Positiv fallen die tolle Kameraarbeit, der optische Look des Films sowie der score auf.
Insgesamt also viel Lärm um ... wenig!
5/10