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Die letzten Stunden Christi, derartig blutig sind sie noch nie verfilmt worden. So grausam war es wirklich, so schrecklich musste Jesus leiden. Die ungeschönte Wahrheit getreu dem Motto "je brutaler, desto realistischer, desto ehrlicher". Anders ist nicht zu erklären, warum Mel Gibson diesen Szenen soviel Platz einräumt und warum die Kamera jede Wunde einfängt und kein blutiges Detail ausspart. Formal spricht das Werk jedoch alles andere als eine 'sachliche' Sprache: stilisierende Zeitlupen und eine in dem Fall alles zukleisternde Bombast-Musik sind eigentlich Markenzeichen von 'Gladiator' & Co, gaukeln hier aber gemeinsam mit der ausgespielten Gewalt Dramaturgie vor, wo eigentlich kaum welche ist. Das beißt sich, zieht sich aber durch den ganzen Film: keine Zeit für leise Töne und auch kein Platz für die Vorstellungskraft - und das bei einem Film mit diesem Thema! Der Teufel, die Dämonen, die Judas quälen, alles effektvoll in Szene gesetzt wie in einem Horrorfilm. Ganz schlimm und charakteristisch für den Film auch das Schlussbild: Ein Schwenk vom geöffneten Höhleneingang hin zum Lacken. Jeder weiß, dass Christus nun auferstanden ist, aber Gibson muss es natürlich auch zeigen: Der Schwenk geht weiter zu Jesus, verweilt auf seinem nun unversehrten Gesicht. Dann geht Jesus los, seine Hand kommt ins Bild, effektvoll mit einem Loch von der Kreuzigung zum Durchgucken - Terminator lässt grüßen.

Mel Gibsons Jesus Film kommt wie mit dem Holzhammer: Er bebildert alles - und damit zu viel - und diktiert dem Zuschauer permanent und mit Hilfe aller erdenklichen Stilmitteln, wie er zu empfinden hat. Nun kapiert quasi auch der letzte Depp, was Sache war. Vielleicht erklärt das ja ein wenig den US-Erfolg des Werks, von dem wenig in Erinnerung bleibt, wenn sich erst mal die durch die Brutalitäten zwangsläufig hervorgerufene innere Aufgewühltheit gelegt hat.

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