1990 war Arnold Schwarzenegger mit Anfang 40 noch im besten Actionheldenalter, aber er erkannte die Zeichen der Zeit (u.a. die Flops von Prestigeproduktionen wie „Rambo III“) und wollte sein Repertoire erweitern.
Allerdings sind reine Actionstars wie er kaum sonst jemand auf einen Rollentypus festgelegt und das unterstreicht die Einführung des Cops John Kimble (Arnold Schwarzenegger) nur. Mit Bart, Trenchcoat und Schrotflinte bewaffnet holt er eine widerspenstige Mordzeugin ab, die daraufhin den Mafiakiller Cullen Crisp (Richard Tyson) aus dem Verkehr ziehen hilft. Anklänge an „Terminator“ und „Der City Hai“ sind nicht zu verleugnen und es ist durchaus eine gute Entscheidung Schwarzenegger nicht als Kaspar zu inszenieren, sondern so wie man ihn kennt.
Leider hilft die Zeugin, ein Junkie, nur bedingt weiter und für eine Verurteilung braucht man schwerere Geschütze – wie die Aussage von Cullens Ex-Frau, die allerdings mitsamt seinem Sohn untergetaucht ist und die Cullen sucht. Mit seiner Kollegin Phoebe O’Hara (Pamela Reed) soll Kimble die Dame ausfindig machen, kennt aber nur ihren Wohnort und das Alter ihres Sohnes – also soll sich Phoebe als Kindergärtnerin einschleichen. Das ist zwar alles bei genauem Hinsehen arg konstruiert, funktioniert aber im Kontext des Films überraschend gut und sauber.
Eine Lebensmittelvergiftung setzt Phoebe allerdings am ersten Tag außer Gefecht und Kimble muss übernehmen. Doch ausgerechnet die Dreikäsehoche sind zuviel für den Mann, der sonst die härtesten Kriminellen kaltstellt…
Wie viele Arnie-Filme der 90er, seien es die Parodie „Last Action Hero“, die Actionkomödie „True Lies“ oder diverse Comedys, spielt „Kindergarten Cop“ mit dem Image Arnies, wodurch Schwarzenegger selbst nicht groß kaspern muss (was auch besser ist, wenn man Werke wie „Junior“ denkt). Arnie macht das, was er immer macht, physisch präsent sein und Oneliner aufsagen, und der Supportcast sorgt dafür, dass er dabei gut aussieht: Penelope Ann Miller als erfreulich aktives Love Interest, Linda Hunt als Schuldirektorin und Pamela Reed als Sidekick der witzigen Sorte – sie als Frau ist eine Seltenheit in dem Genre, wird aber nicht Witzfigur, sondern als selbstbestimmte, gelegentlich chaotische Partnerin inszeniert. Lediglich Richard Tyson als Bösewicht könnte charismatischer sein, tritt aber nur zu Anfang und Ende des Films auf.
Für viele in den 80ern geborene Actionfans stellt „Kindergarten Cop“ ein nostalgisches Vergnügen da, gehört er doch zu den ersten Arnie-Schinken, die man sehen durfte, da der Rest zu brutal war. Für einen Familienfilm ist „Kindergarten Cop“ in seinen kleinen Action- und Mordszenen überraschend deftig (kleine Einschüsse, eine Leiche nach einer Überdosis Drogen) und auch die Erziehernummer im Kindergarten ist pädagogisch eigentlich ein Graus: Mit Trillerpfeife, Fitnessprogramm und militärischem Drill erzieht Kimble die Kids und alle finden’s super. In den Zeiten antiautoritärer Erziehung an sich ein Unding und diverse katholische Zeitschriften schrien Zeter und Mordio, doch wer den Film als Kind gesehen hat, der weiß: Mehr als lustig findet man das ganze Militärgehabe nicht, die Action hat einen nie verschreckt, insofern braucht man sich keine Sorgen zu machen.
Zum Verschrecken ist „Kindergarten Cop“ dann auch zu sehr kreuzbraves, uramerikanisches Hollywoodkino, das sein Loblied auf die Familie laut anstimmt. Am Ende wird der harte Cop anscheinend zum Kindergärtner auf Lebenszeit, die neue Familie in spe ist ja auch schon in dem beschaulichen Städtchen. Dazu kommen noch reichlich kulleräugige Kiddies, denen Kimble was vorliest, die er ein Frettchen streicheln lässt oder für die er den Seelsorger spielt. Ja, die Kinder sind sympathisch gezeichnet, nicht zu nervig und mit ihren Spleens durchaus lebensecht gezeichnet, aber auch eiskalt auf den „Hach, wie putzig“-Effekt ausgelegt.
Was jetzt nicht bedeutet, dass „Kindergarten Cop“ keinen Spaß machen würde oder keine Ideen hätte. Gerade der Fan des brachialen Krawallkinos darf sich vergnügt anschauen wie diverse Schwarzeneggerklischees schick verballhornt werden, und das Gespür für komödiantische Timing, das liegt Regisseur Ivan Reitman sowieso im Blut. Für den etwas hämischen Zuschauer gibt es auch dann eine wunderbare Szene, in der Kimble einem prügelnden Vater mit gleicher Münze das heimzahlt, was dieser seinem Sohn antut – anfangs ein überraschend düsterer Teil des Plots, den Reitman aber überraschend stimmig in den Film einbaut.
In der Kinder- und Jugendzeit war „Kindergarten Cop“ ein Fest, im Erwachsenenalter besehen tun sich dann bei der Betrachtung doch größere Lücken auf: Standardplot, Holzhammerpredigt von Familienwerten und derartige Schönheitsfehler. Dank Reitmans souveräner Regie, netter Gags und Arnies liebevollem Umgang mit dem eigenen Image immer noch vergnüglich, aber mehr auch nicht.