Raus aus Rom, raus auf die Straßen, zur wichtigsten Verkehrsader und Nord-Süd-Verbindung, zur mit wichtigster Einnahmequelle auch der organisierten Banden, werden die Ladungen geklaut, die Transporter mit Medikamenten, mit Zigaretten und Erzeugnissen der Unterhaltungselektronik. Statistiken lügen nicht, der Schaden in Milliardenhöhe, die Währung Lire natürlich:
Der Mord an einem Lkw-Fahrer und die insgesamt zunehmende Gewalt auf der Autobahn A1 in der Nähe von Rom alarmiert die Polizei unter Kommissar Trentini [ Marcello Martana ], der die Ermittlungen Inspector Nico Giraldi [ Tomás Milián ] anvertraut. Giraldi dringt unter dem falschen Namen Luigi Rossi in das Milieu der Trucker um Lastwagenfahrer Andrea Carboni [ Giorgio Trestini ] ein, wobei er auf seinen Touren auch die aufstrebende Sängerin Anna Danti [ Viola Valentino ] kennen und im Grunde auch lieben lernt. Zuhause wartet allerdings seine Frau Angela Santi [ Olimpia Di Nardò ] und ihr Sohn Rocky [ Paco Fabrini ].
Der Superbulle hier gegen die modernen Wegelagerer, der Mann mit den unkonventionellen Methoden gegen die ständig wechselnden kriminellen Taktiker, ein Duell mit ungleichen Voraussetzungen und ungleichen Mitteln, immer Auf Achse, ein Polizeifilm in Fahrbereitschaft, ein schlitzohriger Krimi mit gesprochener Einleitung, mit Vorstellung der Situation, als weiterer Corbucci/Milián - Titel. Bewegt wird sich auf den Straßen, ein Verkehrsknotenpunkt, mit Gewalt wird agiert, mit der Schusswaffe gespielt, rastlos agiert, Überfälle sind an der Tagesordnung, das Verbrechen auf Hochtouren, Piraten auf vier Rädern, mit grober Brutalität.
Geprügelt und geschossen wird hier, verletzt und getötet, eine unfeine Herangehensweise an ein Szenario, welches dann auch unvermittelt oder doch erwartbar angesichts des Drehteams vor und hinter der Kamera meistens in eine Komödie, oder doch eher eine Klamotte umschlägt. Die Stunts sind rau, die Gegend vertraut, Bombolo spielt wieder mit und ist wieder am Lispeln und am Kaspern, der mit lautestem Humorist Italiens, für niedere Komik ein verlässlicher Garant. Bombolo macht hier erneut den Langfinger und bekommt erneut die Ohrfeigen als Strafe dafür verpasst, die Tradition ist hier oberste Regel, das Publikum hat es so gewollt und hat es so verlangt.
Um gestohlene Ware geht es durchgängig im Skript und im Film, um gestohlene Gags vielleicht auch, schließlich ist es schon der 9. Film der Reihe, da ist man nicht mehr in kreativer Höchstform, da ist man nicht mehr taufrisch. Verändert haben sich hier die Familienverhältnisse, Marroni (oder Giraldi, wie man möchte und wie man will) hat hier längst eine feste Frau und auch ein schon fast groß gewordenes Kind, er ist bereits seit Der Superbulle jagt den Ripper in die Ehefalle getappt, er wurde an die kurze Leine gelegt, er hat sein häusliches Glück.
Die deutsche Fassung hat dabei Vor- und Nachteile, sie hat die Synchronisation der Hauptrolle durch Thomas Danneberg und die zusätzlichen Kalauer, sie wurde ordentlich zerschnitten, sie ist fast eine Viertelstunde kürzer. Der Cop hier als Fernfahrer, als Tarnung und Täuschung, als Inkognito, mit Geheimauftrag. Wenig geheim ist die Inszenierung von Corbucci, sie ist reichlich Hau drauf und gleichzeitig stabil, "nüchtern wie ein Schluck Wasser", die Ereignisse finden im festen Bildkader statt, es wird wenig mit der Kamera agiert. Es wird ins Pissoir gewandert, ins Pornokino, es wird mit fremden Frauen geflirtet, es wird mit Ausreden und Ausflüchten gearbeitet und sich ins Vertrauen der 'Kollegen' intrigiert. Rache wird geschworen, Mysterien aufgedeckt, Kronzeugen noch im Krankenbett ausgeschaltet, verbale Obszönitäten ausgespuckt.
Aufgrund der Gegebenheiten auf dem Highway 101 ist das Ganze etwas technischer gehandhabt als sonst, viele Aufnahmen der rollenden Globetrotter, der massiven Zwölftonner. Statt Disco gibt's hier Punkrock, und Italopop, die Handlung nicht direkt, sondern auf Umwegen und nicht Abkürzungen, es wird der eigenen Prämisse nicht vertraut, es wird sich ein wenig um die Konsequenzen gedrückt. Eine ausschweifende Gesangseinlage wirkt wie aus einem anderen Film, einem von Al Bano und Romina Power, ein Zwischenstück zum Verkauf von Langspielplatten, das gehört auch zur Unterhaltungselektronik. So gefährlich kann die Trasse auch nicht sein, dauert es über die Hälfte der Laufzeit, bis man wieder zum Abenteuer der Landstraße zurückkehrt, zum Crime on the Highway, vorher gibt es viel Geplänkel und narrative Kindereien.