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Ein Film, den man gesehen haben muß! Zumindest dann, wenn man mit einer gehörigen Portion Humor gesegnet ist, verbunden mit einer Vorliebe für billigen Trash im Allgemeinen und besonders billigen italienischen Sandalen-Trash im Besonderen. Wer diese Eigenschaften besitzt, dem wird Herkules - Rächer von Rom ein seliges Lächeln auf das Gesicht zaubern.

Der Film versagt eigentlich an allen Ecken und Enden, auf jeder Ebene und in jeglicher nur denkbaren Disziplin. Es beginnt schon mit dem Drehbuch, das eindeutig gewaltsam aus zwei verschiedenen Konzepten zusammengeflickt wurde, die einfach nicht zusammenpassen wollen. Zum einen gibt es da einen klassischen "Intrigen und Schwertgefuchtel im Römischen Imperium"-Handlungsstrang, zum anderen den "eingeölter mythologischer Muskelmann prügelt sich für die Guten quer durch die Botanik"-Ansatz. Es wurde versucht, beides zusammenzunageln, doch irgendwie scheinen beide Elemente ständig unmotiviert nebeneinander herzulaufen. Streckenweise bekommt man gar den Eindruck, es wären zwei verschiedene Filme extrem ungeschickt zu einem zusammengeschnitten worden, wie es zwanzig Jahre später gerne im Ninja-Genre praktiziert wurde.

Dann kommt hinzu, daß alles, aber auch einfach alles an diesem Film geradezu in drei Meter hohen Neonbuchstaben das Wort BILLIG vor sich herträgt. Das Minimalstbudget grinst einen stetig aus pappigen Kulissen, lachhafter Kostümierung, peinlichen Balgereien die in einem früheren Leben mal Kämpfe waren sowie mißratenen Requisiten an. Ein Beispiel gefällig? Im (hüstel, hüstel) epischen großen Schlußgemetzel zwischen bösen und guten Römern schieben einige (böse) Legionäre ein auf Räder gesetztes Holzgestell durch die Landschaft, das ein Katapult darstellen soll und mit dem offenbar auf nicht näher erklärte Weise Herkules in den Hades befördert werden soll. Dummerweise war wohl kein Katapult in der Requisitenkammer vorrätig, und das schmale Budget erlaubte wohl auch nicht, eines zu bauen - also nahm man kurzerhand einen Rammbock, der per Dialog zur Wurfmaschine erklärt wurde. Daß ein solcher Apparillo in offener Feldschlacht zu nichts nütze ist, steht auf einem anderen Blatt. Angesichts solcher Eingeständnisse finanzieller und kreativer Armut mag man schon gar nicht mehr erwähnen, daß sämtliche Schlachtszenen, in denen mehr als fünf Mann zugleich zu sehen sind, aus den älteren Filmen Konstantin der Große und Hannibal entliehen wurden...

Die mißratene deutsche Synchronisation versetzt dem Spektakel den finalen Todesstoß. Ohne erkennbaren Grund werden die Inhalte der italienischen Originalfassung über Bord geworfen und munter Absurditäten frei zusammenfabuliert. Aus Griechenland, wo Herkules residiert, wird mal eben Pannonien (das heutige Ungarn), der römische Kaiser wird zum Statthalter von Ravenna umgemünzt - was die Intrigen des Films jeglicher nachvollziehbarer Logik beraubt. Seit wann war es alter römischer Brauch, daß die Truppen einen Statthalter ernannten? Wahrscheinlich wollten die (un-)klug mitdenkenden deutschen Synchonverbrecher einfach nicht ihr für dümmlich erachtetes Publikum verwirren, indem sie in Ravenna den Kaiser residieren ließen (war allerdings für die Spätantike absolut zutreffend gewesen wäre). Dummerweise beraubten diese und andere Dialogkatastrophen den Film des letzten Restes Sinn.

Übrig blieb nach alledem eine unterfinanzierte, sinnlose, absurde filmische Peinlichkeit, an der man enormes Vergnügen haben kann ... sofern man einen Hang zur Schadenfreude besitzt.

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