Review

„Soylent Green“ ist wohl der beklemmendste Beitrag in einer ganzen Reihe von Science Fiction Filmen der 60/70’ Jahre, die sich gerade zu fanatisch dem apokalyptisch Untergang der Menschheit verschrieben hatten. Die damals wie heute hochaktuellen Themen wie Umweltverschmutzung oder Überbevölkerung werden überspitzt, aber keinesfalls unglaubwürdig dargestellt. Hinzu gesellten sich in Zeiten des Kalten Krieges noch Ängste vor atomarer Verseuchung oder biologischen Kampfstoffen. So entstanden einige zeitlose Werke, die zu Recht heute als Klassiker bezeichnet werden. Einer dieser herausragenden Filme ist „Soylent Green“ von Robert Fleischer aus dem Jahr 1973.


Wir schreiben das Jahr 2022, die Zivilisation befindet sich am Rande des Abgrunds. Die Menschen verrotten zusammen auf engstem Raum, allein New York zählt über 40 Millionen Einwohner. Klimakatastrophen haben obendrein das Land unfruchtbar und die Lebensmittel verknappen lassen. Da alle ländlichen Gebiete Sperrzone sind, stapeln sich die Menschen in Kirchen und Treppenhäusern, Wohnraum ist knapp. Das Stadtbild ist entsprechend verkommen, Slum würde es wohl eher treffen. Nur ein paar wenige gut Betuchte können sich luxuriöse Appartements leisten. Während sich der Mob auf den Straßen von Fertignahrung der Marke „Soylent“ ernähren muss, schlürft die Oberschicht Whiskey, isst frische Lebensmittel und leistet sich Frauen die zum „Inventar“ der Einrichtung gehören.

Es ist schon eine ziemlich chaotische Welt in die wir uns mit unserem Titelhelden Thorn (Charlton Heston) begeben. Dieser ist Polizist und wird eines Abends zu einem Mord in eines der edlen Appartements gerufen. Das wohlhabende Opfer wurde scheinbar mutwillig erschlagen, als ob etwas vertuscht werden soll. Thorn gräbt immer tiefer um dem Fall auf die Spur zukommen, dabei fördert er ein grausiges Geheimnis zu Tage…

„Soylent Green“ zeichnet ein Zukunftsbild wie es finsterer kaum sein könnte, eine Welt in der ein Menschenleben nichts mehr zählt. Es gibt eine Vielzahl makaberer Szenen, wenn Räumkommandos mit Baggerfahrzeugen gegen Menschen die nach Essen anstehen vorgehen, hinterlässt das schon ein mulmiges Gefühl. In dieser Zukunft scheinen Menschenrechte ausgehebelt, die Macht des Staatsapparates hingegen grenzenlos. Polizist Thorn räumt bei dem Mordopfer nach Belieben die Wohnung aus und hat auch seinen ganz eigenen Stil Frauen zu verhören. Eine Rolle wie geschaffen für Charlton Heston, hier kann er endlich mal wieder den grimmigen Macho mimen.
Interessant ist auch die Auseinandersetzung mit den Problemen Überbevölkerung und Nahrungsverknappung. So werden vom Staat Sterbecenter eingerichtet in denen Menschen scheinbar würdevoll mit klassischer Musik und schönen Landschaftsaufnahmen im Blick das Zeitliche segnen, natürlich nur wenn sie sich freiwillig zur Einschläferung melden. Letztlich nur ein verzweifelter Versuch die globalen Probleme zu beseitigen, im Anschluss werden die Leichen auf Mülllaster verladen und abtransportiert.
Da natürliche Lebensmittel nur für die Oberschicht bezahlbar sind, im Film zahlt man z.B. rund 150 Dollar für ein Glas Erdbeeren, ist das gemeine Volk auf staatlich-rationierte synthetische Nahrung angewiesen. Es gibt eine starke Szene in der Thorn das erste Mal Fleisch und Gemüse isst und schlichtweg überwältigt ist vom Geschmack. Das Volk wird mit hochnahrhaften Produkte wie Soylent-Grün, Gelb, Blau versorgt– im schockierenden Finale erfährt man schließlich was es mit der titelgebenden Substanz genau auf sich hat.



Fazit:
„Soylent Green“ ist sicher überzeichnet, aber wie kaum ein anderer Film setzt sich auf so nachhaltige Weise mit Gesellschaftsproblemen auseinander. Dabei lebt der Streifen primär von seiner verstörenden Zukunftsvision und ist in dieser Form wohl einer der beklemmendsten Filme seiner Zeit. Handwerklich solide inszeniert, aber keinesfalls herausragend, kommt die Geschichte gänzlich ohne Special Effects aus. Einen bitteren Beigeschmack hinterlässt die geniale Schlusspointe, ich will aber nicht näher darauf eingehen falls jemand den Film noch nicht gesehen haben sollte.

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