„Marines“ ist ein weiteres stumpfsinniges Werk aus der Nu Image-Schmiede, die amerikanische Spezialeinheiten zu heroischen Helden hochstilisiert, einmal mehr dabei aber nicht zwischen thematisch ähnlichen Filmen herausragen kann. Zwar wurde mit Mark Roper ein routinierter B-Regisseur gewählt, der in dieser Richtung schon mit Operation Delta Force 3 und 4 einschlägige Erfahrung vorzuweisen hat, aber entscheidend verbessern kann das den Film nicht.
Mal abgesehen, von dem einmal mehr dümmlichen, patriotischen Plot, in dem Marines jetzt sogar den Russen unter die Arme greifen und abtrünnigen Generälen den Gar ausmachen wollen, krankt die Inszenierung an Unmengen an Logik- und Realismusfehlern, bei denen man merkt, dass Roper keine Ahnung von dem hat, was er da filmt. Nie hat ein Soldat Tarnschminke im Gesicht, so dass die Charaktere, gerade in der farbenfrohen Optik Ropers, schon aus mehreren Kilometern Entfernung von jedem Gegner zu erkennen sind. An statt verteilt durch Deckung bietendes Gelände zu laufen, wird wie eine Horde Waschweiber aufrecht über offenes Gelände spaziert und fröhlich plauscht, als ob es nichts Schöneres gäbe. Genial im Übrigen auch die spätere Idee „spanische Reiter“ mitten auf offenem Gelände ohne System aufzustellen, denn da dürfte wohl nicht mal ein Blinder mit Krückstock rein laufen.
Den Vogel schießt aber die Idee ab, auch die Marines mit russischen Kalaschnikows auszustatten, da man angeblich nicht genug Munition für einen knapp 30stündigen Einsatz mitnehmen könne und Nachschub eben unterwegs besorgt werden müsse. Muss ich erwähnen, dass es dazu nicht kommt?
Und obwohl es, auch dank der kurzen Laufzeit, ständig, bumst, knallt und explodiert, will „Marines“ nicht so recht überzeugen. Da lässt sich eine ganze Einheit doch tatsächlich von einem einzelnen Mörser festnageln, obwohl sie später, ohne panzerbrechende Waffen zu haben, sogar Panzer aufhalten. Seine Liebe zu einem ordentlichen Härtefaktor (abgetrennte Beine etc) muss man Roper anerkennen, nur nutzt er dabei ständig ultragrelles Blut, dass nun wirklich nicht sonderlich realistisch, sondern wie aus einer Halloweenbowle zusammengemixt, aussieht. Explosionen werden oft mit Hilfe von Nebelgranaten dargestellt, wobei der Ton wohl später hinzugefügt wurde. Immerhin wird sich nicht ganz so offensichtlich, ausführlich und deutlich aus anderen Werken bedient, so dass die wenigen Hubschrauber- und Flugzeugszenen nicht so negativ wie zum Beispiel in „The Chaos Factor“ oder „Black Thunder“ ins Gewicht fallen.
Abgesehen von diversen, bekannten Soldatenklischees, die nicht weiter breitgetreten werden brauchen, stört vor allem am Ende der ach so große Überraschungseffekt, den der Zuschauer dank kräftiger Mithilfe der schlechten Darsteller vorhersieht. Dank dem extrem billigen Set der Kommandozentrale, in dem gerade mal zwei Bildschirme an die Wand genagelt sind und ein kleiner PC aufgebaut worden ist (Das ist nun die Einsatzzentrale auf einem Flugzeugträger…) kommt rund um den dümmlich labernden Vorgesetzten in Verbindung mit dem Politiker keinerlei Interesse auf und dehnt den Film überflüssig in die Länge.
Fazit:
Keine Frage, „Marines“ hat ein gewisses Unterhaltungspotential denn actionmäßig ist ständig was los und das ist weitestgehend auch recht attraktiv in Szene gesetzt. Neben der platten Story und den schlechten Darstellern, stören aber die vielen Goofs in Punkto Realismus, die ich Roper ankreide. Gibt weitaus begabtere Regisseure bei Nu Image, wieso also so jemanden weitere Projekte anvertrauen?