Review
von Leimbacher-Mario
Black Lives Shatter
In diesem nahezu komplett afroamerikanischen Netflix-Neo-Western zwischen „Django Unchained“, einem Rapvideo und einem comichaften Theaterstück wird ein berüchtigter Killer von seiner Gang aus seinem Hochsicherheitszug befreit. Was wiederum einen anderen rachlüsternen Revolverhelden und seine Clique auf den Plan ruft, der mit dem nun wieder freien Kriminellen seit seiner Kindheit eine blutiges Hühnchen zu rupfen hat…
„The Harder They Fall“ kann man leicht für nahezu reine Fassade halten. Cool, überzeichnet, lässig. Bunt, gold, chrome. Manchmal wird passend dazu und enorm selbstbewusst nichtmal großartig umkurvt, dass es sich bei den Saloons, Freudenhäusern und Banken die meiste Zeit um reine, fantasialandähnliche Wände ohne etwas dahinter handelt. Doch das passt zum Gedanken, Kern und Stil dieses souligen Shootouts. Der bittere Beginn bockt. Das Finale kracht. Der Soundtrack ist einer der gnadenlosesten des Jahres. Leider ist im Mittelteil recht viel Leerlauf, trotzdem bekommen nicht alle der recht vielen Figuren Tiefe und mit Logik oder Realismus kann direkt jeder davonreiten. Aber ansonsten ist „The Harder They Fall“ (nur vom Titel angelehnt an den Reggae-Gangster-Classic) eine unterhaltsame Nummernrevue und Umkehrung des Genres. Schon Stil über Substanz. Aber man kann deutlich bei allen Beteiligten sehen, dass da definitiv noch mehr hinter und in ihnen steckt, dass alle Bock hatten. Und zu Elba, Beetz, King oder Stanfield mit Chemie, Coolness und Spielfreude kann man im Prinzip eh nichts sagen, das nimmt man gerne mit und lässt einfach auf sich wirken. Am besten bei einem guten Bourbon. Mit Augenzwinkern und doch bleihart, brutal, blutig. „Brimstone“ meets „Die glorreichen Sieben“ in pechschwarz, artifiziell und glutheiss.
Fazit: super stylischer, bombastisch klingender, stark besetzter, sehr moderner Blacksploitation-Western, dem nur im laaangen Mittelteil etwas die Luft ausgeht. Alles rundherum ist 'ne coole Sache. Da bereut man einen per Streaming weggenommenen Kinogang schon ein Stück.