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Als er noch ein Kind war, kam eines Tages ein merkwürdiger Fremder ins Haus von Nat Love (Jonathan Majors), gerade als er mit seinen Eltern zu Abend essen wollte. Ohne große Worte erschoss dieser beide Erwachsene und ritzte dem 10-Jährigen Buben ein Kreuz in die Stirn. Viele Jahre nach diesem Ereignis ist Nat selbst ein Gesetzloser geworden, der sich nach einigen Banküberfällen mittlerweile darauf spezialisiert hat, anderen Bankräubern deren Beute abzujagen. Der diesbezüglich aktuelle Coup hat ihm 25.000 $ eingebracht, doch bei seiner Ex-Freundin und Barbesitzerin Mary (Zazie Beetz) muß er erfahren, daß dieses Geld eigentlich dem berüchtigten Rufus Buck (Idris Elba) gehört, einem skrupellosen Bandenchef, der noch dazu gerade aus dem Gefängnis freigekommen ist und die Beute natürlich zurückhaben will.
Somit stehen sich also zwei Gangster mit jeweils einer Handvoll Getreuen gegenüber, darauf erpicht, die Beute zu behalten bzw. an sich zu bringen - und weil im damaligen Wilden Westen auch das Gesetz nicht immer neutral war, schlägt sich Marshall Bass Reeves (Delroy Lindo), der Rufus Beck dereinst hinter Gitter gebracht hatte, auf Nat Loves Seite. Gemeinsam reiten sie nach Redwood City, wo sich Buck nach seiner Freilassung inzwischen wieder niedergelassen hat...

Das Besondere an dieser inhaltlich kaum innovativen Western-Story ist der Cast, mit dem Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Jeymes Samuel seine fiktive Geschichte abgedreht hat: ausschließlich afroamerikanische Darsteller auf beiden Seiten sorgen für eine eher ungewohnte Perspektive in diesem bildgewaltigen Spektakel, das sich kameratechnisch allerdings stark an Tarantino-Werken wie The Hateful Eight oder Django Unchained orientiert. Doch obgleich sämtliche Filmcharaktäre nach historischen Vorbildern jener Zeit benannt wurden (so war Gesetzeshüter Bass Reeves tatsächlich der erste schwarze US Marshall), verhalten sich die Darsteller erstaunlich modern, plappern mitunter belangloses bis albernes Zeug und nehmen sich selbst nicht immer ganz ernst, was The Harder They Fall eine unerwartete und angenehme Lockerheit verleiht.

Bezüglich der Charaktäre haben wir es statt mit einem verbissenen Hauptdarsteller in einem politisch korrekten Rachefeldzug (Tarantino) mit dem stets besonnenen Outlaw Nat Love zu tun, der mit einem Grinsen im Gesicht über Schachzüge seines Gegners nachdenkt und ansonsten seine eigenen Leute im Zaum halten muß, denn neben Mary, die ihm zur Begrüßung einen Kinnhaken versetzt, hat er auch einen vorwitzigen jungen Burschen in seinen Reihen, der sich für den schnellsten Schützen des Wilden Westens hält. Ziemlich schräge Vögel also, zu denen auch der androgyne Cuffee gehört, bislang erfolgreicher Türsteher in Marys Saloon, welcher sich später für einen Banküberfall als Frau verkleiden muß. Auf der Gegenseite gehört auch Rufus´ rechte Hand Trudy Smith (Regina King), ebenso zierlich wie schießwütig, zu den bemerkenswerten Filmfiguren in The Harder They Fall , der neben Bläsern und Chorälen mit reichlich Soul-, HipHop- und Reggae-Klängen aufwartet und schon damit aus dem Rahmen eines klassichen Western fällt.

Auch bezüglich der historischen Genauigkeit wurde an einigen Stellen bewußt auf Vorbildlichkeit zugunsten stylischer Accessoires verzichtet, so gab es natürlich keine goldenen Revolvertrommeln, goldene Beschläge an Gewehren oder gar ganz goldene Colts, auch ein komplettes Gebiß aus Gold (hier als Sinnbild der Gier des Bürgermeisters von Redwood) dürfte der Phantasie des Regisseurs entsprungen sein. Bei den Shoot-Outs, die häufig in Zeitlupe geradezu zelebriert werden und bei denen beinahe jeder Treffer (fast nur Headshots) mit markantem (CGI-)Blut optisch markiert wird stand wiederum Tarantino Pate, auch wenn The Harder They Fall auf dessen legendäre, völlig übertriebene Blutfontänen ansonsten verzichtet. Und weils so gut aussieht, als Rufus Buck die Wachmannschaften im Zug, aus dem er gerade befreit wurde, liquidieren läßt, schwenkt die Kamera in Slowmotion auf seine Stiefel, während ringsum die leeren Patronenhülsen zu Boden fallen wie in einem Rambo-Streifen - dabei wird nur aus Revolvern gefeuert, deren Patronenhülsen nie ausgeworfen werden. Doch selbst dieser offensichtliche Filmfehler tut der Unterhaltsamkeit keinen Abbruch - eher das konventionelle Finale, denn natürlich steuert das Ganze auf einen Mega-Showdown zu, der dann inklusive kurzem Cat-Fight auch genauso abläuft wie erwartet.

Fazit: Ein bunter Reigen interessant-schräger Charaktäre in prächtiger Kulisse, der sich selbst nicht immer ernst nimmt und damit die knapp 140 Minuten Filmlänge unterhaltsam zu gestalten weiß. 7 Punkte.

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