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Nach dem tragischen Tod seiner Frau ist PR-Manager Ollie Trinke (Ben Affleck) allein für die Erziehung seiner Tochter Gertie verantwortlich. Völlig überfordert verliert er bald seinen Job und muss gezwungenermaßen zu seinem Vater nach New Jersey ziehen. Jahre später erhält er die Chance, seinen alten Beruf wieder aufzunehmen - ein Schritt, der ihm insbesondere von Gertie nicht leicht gemacht wird. Doch will er wirklich in sein altes Leben zurück ?

Die Story ist vom Reissbrett und dementsprechend vorhersehbar. Doch dieser Umstand lässt sich leicht verschmerzen, ist sie doch sehr kurzweilig, mit herrlicher Situationskomik und äusserst charmant erzählt. Es geht einmal mehr um die Suche nach dem richtigen Platz im Leben, um Verantwortung und - wie könnte es anders sein? - um die Liebe. Auch wenn es bei einer solchen Konstellation erwartungsgemäß gegen Ende etwas sentimental wird und die Geschichte auch einige ernsthafte und manchmal todtraurige Momente hat, verliert sich der Plot nie im sinnfreien Kitsch, sondern weiss diesen mit viel wohldosiertem Humor gut zu umgehen.

Ben Affleck kann hier nach mehreren Flops und schauspielerischen Desastern mal wieder zeigen, was er draufhat. Und offenbar ist Kevin Smith der einzige Regisseur, der diese Leistungen aus ihm herauskitzeln kann - agiert er doch hier locker und frisch wie zu besten "Chasing-Amy"-Zeiten. Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang auch die ebenfalls herrlich unverkrampfte Darbietung der kleinen Raquel Castro als Gertie, die mit ihrem Charme in jeder Szene glänzen kann und ihrem wesentlich älteren Gegenpart locker Paroli bietet. Eine echte Entdeckung!

Natürlich dürfen wir uns auch hier auf ein paar gelungene Cameos berühmter Freunde und Kollegen des Regisseurs freuen - insbesondere Will Smith (als er selbst) wurde eine kleine, aber trotzdem Schlüsselrolle zugedacht, die wohl nicht zufällig an eine ähnliche Begebenheit in einem früheren Werk Smith`s erinnert. Doch das soll es dann auch schon fast gewesen sein mit dessen typischer Handschrift. Seinen bekannten bissigen und leicht verspielten Humor hat er weitesgehend zugunsten lockerer, familienfreundlicherer Unterhaltung abgelegt. Nur in wenigen Dialogen blitzt er noch auf, etwa wenn Maya (sympatisch: Liv Tyler) den zuletzt enthaltsamen Ollie zu seiner Einstellung zur Pornographie befragt. Diese Szenen sind es letztlich auch, die in Erinnerung bleiben und die den Streifen klar über das 08/15-Romantik-Komödien-Niveau heben. So altbacken die Storyline auch ist - unterhaltsamer hätte man sie kaum rüberbringen können.

Der "neue" Smith wird bei eingefleischten Fans eher Verärgerung hervorrufen - vermisst man doch insbesondere die kultigen Auftritte seiner zwei Gallionsfiguren (vom Firmenlogo am Anfang mal abgesehen). Doch angesichts der schrulligen Nebencharaktere kann man darüber locker hinwegsehen - besonders George Carlin hat als brummiger, aber herzensguter Grossvater einen Grossteil der Sympathien klar auf seiner Seite.

Kultregisseur Smith liefert mit "Jersey Girl" eine zwar handelsübliche, aber sehr charmant erzählte Familienkomödie ab, die trotz Vohersehbarkeit und sirup-süßem Ende überzeugen kann. Und wer weiss ? Vielleicht können wir uns ja schon beim nächsten Mal auf eine Rückkehr von Jay und Silent Bob freuen - dann wären sicher alle wieder versöhnt.

8/10

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