So gut wie jeder andere übergrosse Jackie Chan-Fan bin auch ich froh, dass es endlich einen neuen Film mit dem Helden des asiatischen Kinos zu sehen gibt. Nach der riesigen Enttäuschung, die den Namen "The Tuxedo" trägt, hat Jackie auch einiges wiedergutzumachen. Mit "The Medallion" geht sein neuster, in Asien produzierter Film an den Start...für jeden Fan eine Hoffnung auf Besserung.
Die Story ist schnell erzählt: Der Bösewicht Snakehead hat vor, ein auserwähltes Kind zu entführen und mit ihm ein geheimnisvolles Medallion, denn mit dessen Hilfe kann er unsterblich werden. Nun liegt es an Hong Kong-Polizeimann Eddie Yang (Jackie Chan) und Interpolmitarbeitern Arthur Watson (Lee Evans) und Nicole James (Claire Forlani), Snakehead aufzuhalten. Dabei wird Eddie allerdings getötet, doch mit Hilfe des Medallions wieder zum Leben erweckt - mit unglaublichen Fähigkeiten.
Eine eher komische Story, aber wollen wir nicht so sein - bei Chan-Filmen kann man ruhig mal beide Augen zudrücken, denn vorallem die Fans legen sowieso viel mehr Wert auf die Actionsequenzen. Deshalb ist es umso besser zu wissen, dass es sich bei "Medallion" um eine asiatische Produktion handelt und dass niemand geringerer als Sammo Hung als Actionregisseur tätig war. Noch bevor Jackies Charakter übermenschliche Fähigkeiten bekommt, darf er bereits fleißig prügeln und Leute verfolgen - und dabei wie immer die komplette Umwelt dazu einbeziehen. Die Szenen sind alle recht gut gelungen, vorallem eine Fußverfolgung durch Dublins Innenstadt beinhaltet einige nette Stunts von Jackie. Leider wird wie schon bei "Tuxedo" auf ein bisschen Computertechnik zurückgegriffen - übertrieben wird allerdings nicht, denn Jackie macht den größten Teil immer noch selbst. Das heißt jeder Fan willkommen, denn nach "Tuxedo" ist man für jeden selbstausgeführten Stunt von Jackie äußerst offen. Leider bleibt es nicht dabei, denn spätestens wenn Jackie Supermächte bekommt, läuft der Special Effects-Einsatz aus dem Ruder. Die Fightszenen sehen dann so aus, als ob sie zu 98% aus dem Computer kommen, viel von Jackies ursprünglichen Fähigkeiten sieht man hier kaum noch raus. Nach einer recht guten ersten Hälfte mit ehrlicher Action, verpufft Teil 2 in einem Hagel nichtiger Special Effects à la Hollywood. Dass da hektische und zum Teil ziemlich blödsinnige Schnitte nicht viel Gutes dazutun, ist wohl logisch. Hier bahnt sich wieder der amerikanische Film brachial wie ein Bulldozer einen Weg durch, zum Leiden des Zuschauers... Dass Sony geschnipselt und gepfuscht hat, fällt sofort ins Auge. Die ursprüngliche Version von Jackie Chan und Regisseur Gordon Chan wurde mal wieder um etliche Handlungssequenzen beraubt und stümperhaft umeditiert. Angeblich sind über 20 Minuten der Schere zum Opfer gefallen und das zeigt sich leider auch vorallem in der zweiten Hälfte des Films. Denn da überschlagen sie die Ereignisse nur noch so und der Zuschauer muss erstmal für einen Moment innehalten, um überhaupt mitzubekommen, was geschehen ist. Die Schnitte, aber auch die Story sind dann leider viel zu geprägt von Hollywood...alles wird unplausibel, beinahe schon lächerlich-blödsinnig und mehr als nur unrealistisch. Seien wir ehrlich: Amerikaner haben keine Ahnung vom vernünftigen Actionkino der Marke Asien, dennoch müssen sie ordentlich drin rumstochern. Da tauchen dann wieder allerlei dümmliche Klischees und Banalitäten auf, die eigentlich hier gar nichts zu suchen haben: ein ziemlich schwachsinniger Girlfight, Interpolagent Watson kracht mit seinem Flugzeug durch Gebäude, etc. Hollywood schafft es wieder mal, einen oberflächlich-ordentlichen asiatischen Film zu verhunzen und Jackie Chan als Clown hinzustellen. Scheint aber wenig zu interessieren...Hauptsache die Kasse stimmt. Danke Sony!
Der Endkampf ist wie schon erwähnt, fast komplett am Rechner entstanden, und so wirkt er auch: total überdreht, stylisch, aber auch schlampig, hanebüchen, unrealistisch und lächerlich. Es ist verständlich, dass Jackie auf die 50 zugeht, aber deshalb alles dem Computer zu überlassen ist enttäuschend. Da sehe ich lieber nicht ganz so spektakuläre Stunts wie in seinen alten Produktionen, die dafür aber komplett ohne digitale Hilfe. Zum Endkampf, der wirkt wie ein Kasperltheater auf Speed, gesellt sich das schwachsinnige und enttäuschende Ende; denn je weiter der Film fortschreitet, desto blödsinniger wird auch die Story. Bei den Kredits bleibt dem Zuschauer nichts weiter übrig, als traurig auf das Spektakel der letzten paar Minuten zurückzusehen.
Schauspieltechnisch geht "The Medallion" in Ordnung. Dass Jackie kein Schauspielgott ist, wissen auch die Fans, aber wie immer zieht er routinemäßig sein Programm durch, und das ist schon ganz lustig anzusehen. Recht gut gefällt Lee Evans in der Rolle des englischen Interpolmannes. Er bringt viel Situationskomik mit, so gehen die meisten lustigen Szenen auf seine Kappe. Rein schauspielerisch gesehen ist er zwar auch nur Mittelmaß, aber er blödelt sich so genüsslich durch den Film, dass es einfach nur genial komisch ist. Seinen Charakter wollte ich ehrlich gesagt im Film nicht missen. Nichts gegen Claire Forlani, an sich eine respektable Schauspielerin, aber schon wie damals Jennifer Love Hewitt in "The Tuxedo", ist sie hier eine Fehlbesetzung. Bezahlt wird sie fürs süße Lächeln, aber das war's auch schon. Ihr Charakter ist im Film sowieso komplett überflüssig und tut nicht wirklich was zur Sache, denn die Pseudoliebesbeziehung zwischen ihr und Eddie ist total nebensächlich und vernachlässigbar.
So lässt sich abschließend sagen, dass mit "The Medallion" ein durchschnittlicher Jackie Chan-Film der neuen Generation auf uns zukommt, dessen erste Hälfte durchaus zu überzeugen weiß und an alte Zeiten erinnert. Weiterhin ist er wohl mindestens zehnmal besser als "The Tuxedo". Dennoch bleibt dank der übermäßig eingesetzten Tricktechnik und der hektischen Schnibbelei im zweiten Teil ein bitterer Nachgeschmack...und daran ist auch die Story nicht ganz unschuldig. Ich bin mir sicher, dass dieser Film ein interessantes neues Chan-Projekt geworden wäre, wenn sich Hollywood dezent zurückgehalten hätte. Aber die Filmhochburg wird es wohl nie lernen und kann es halt wie immer nicht lassen, deshalb verkommt abermals ein brauchbares Stück des asiatischen Kinos zur üblichen Dutzendware. Jackie Chan-Filme werden wohl nie wieder das sein, was sie einmal waren, was aber nicht am Alter des Mannes liegt, sondern an der widerlichen Ignoranz und Geldgeilheit Hollywoods. Amerikaner machen auch hier wieder das, was sie am besten können: dazwischenfunken und Unheil anrichten. Für mich wird es mal wieder Zeit, Police Story in den DVD-Player zu werfen und in guten alten Erinnerungen zu schwelgen.