Review

Review der kompletten Miniserie

Dass Mike Flanagan ein langjähriger Stephen King-Verehrer ist, der mit GERALD‘S GAME auch eine der besten Buchadaptionen realisierte, ist bekannt. Nun hat er sich mit der Miniserie MIDNIGHT MASS seine eigene King-Community erschaffen. Die Einwohner von Crockett Island könnten genausogut in Castle Rock beheimatet sein, Kleinstadtgeschichten, religiöser Wahn und Dämonen aus der Vergangenheit gehören zum traditionellen King-Inventar und einige Werke wie NEEDFUL THINGS oder SALEM‘S LOT werden direkt zitiert, vielleicht sogar etwas zu direkt.

Father Paul, ein neuer Priester, kommt auf die Insel, eine mannsgroße Kiste im Schlepptau, schockierende Ereignisse und Wunderheilungen folgen. Fast zeitgleich kehrt der junge Riley zurück nach Hause, der aufgrund eines fahrlässig verursachten Autounfalls im Gefängnis saß und seitdem jede Nacht von seinem Unfallopfer heimgesucht wird.

Flanagans Adaption von Shirley Jacksons THE HAUNTING OF HILL HOUSE war ein Ereignis, eine technisch brillante, packend erzählte und wahrlich gruselige Miniserie. Bereits die zweite Flanagan-Netflix-Serie THE HAUNTING OF BLY MANOR krankte jedoch am Seriensyndrom zu breit gewalzter Erzählung.

Auch MIDNIGHT MASS nimmt einen langen Anlauf und strapaziert mit Dramaelementen die Geduld all jener, die sich mehr Genre wünschen – und weniger Seifenoper. Zu viele Figuren müssen in langen Dialogszenen ihre Backstorys präsentieren, die allesamt die Handlung nicht voranbringen, sondern lediglich die Laufzeit strecken.

In der dritten Folge (von 7) erfolgt endlich eine erste Auflösung der bisher angedeuteten Mysterien, doch bis dahin haben sich mitdenkende Zuschauer bereits ihren Reim darauf gemacht. Thrill und Action hebt sich Flanagan für die Cliffhanger am Ende der einzelnen Episoden und für das Finale in Folge 6 und 7 auf.


============== SPOILER ==============

Darüber hinaus hat die Serie ein etwas ärgerliches, da vermeidbares Problem: Einige von Mike Flanagans bekannten Stammschauspielern (u. a. Henry Thomas und Alex Essoe) sind hier – zwar gut gemacht, aber dennoch sichtbar – auf alt geschminkt, was schon ab Folge Eins Spekulationen auf die weitere Entwicklung der Handlung nahelegt.

============== SPOILER ENDE ==============

Als King-Roman wäre diese Geschichte wohl nicht ohne deutliche Kürzungen durchs Lektorat gekommen. Als Serie entspricht sie leider der seit einiger Zeit grassierenden Unart, Content auf ein Maximum zu strecken. Empfehlung daher nur für Fans (von King und/oder Flanagan).

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