Das Ende der Welt ist nah, doch keinen interessierts - diese betrübliche Erfahrung müssen Prof. Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) und seine Doktorandin Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) machen, nachdem letztere während ihrer Untersuchungen einen Kometen entdeckt hatte, der sich auf rasantem Kollisionskurs mit der Erde befindet und dort alles Leben auszulöschen droht. Doch ihrem wissenschaftlichen Auftrag, die Welt vor dieser Katastrophe zu warnen, können der etwas verschrobene Professor und seine flippige, rothaarige Studentin nicht nachkommen, denn die (US-amerikanische) Welt ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um solche Meldungen überhaupt ernst zu nehmen.
Denn selbst als die beiden Wissenschaftler, verstärkt durch die Leiterin der NASA sowie den Chef des Weltraum-Verteidigungsprogramms Dr. Oglethorpe (Rob Morgan) eine Audienz bei der US-Präsidentin Janie Orlean (Meryl Streep) erhalten, ist diese nur an Umfragewerten für eine bevorstehende Zwischenwahl interessiert und möchte ihre vier ungebetenen Gäste am liebsten mit einem ins Budget passenden Kostenvoranschlag loswerden.
Solchermaßen enttäuscht nutzen Kate und Dr. Mindy andere, nämlich diverse Social Media-Kanäle sowie TV-Talkshows, um die wenig erbauliche Botschaft unters Volk zu bringen - mit übrigens durchaus wechselhaftem Erfolg. Als die Regierung nach eingehender Prüfung durch ihr genehme Wissenschaftler die Existenz des nach seiner Entdeckerin Dibiasky benannten Kometen nicht mehr leugnen kann, entschließt sie sich zu einer mediengerecht inszenierten Vorwärts-Verteidigung: Ein Spaceshuttle, begleitet von dutzenden Raketen mit Atomsprengköpfen, soll dem Kometen entgegenfliegen und diesen in kleine, ungefährliche Stücke zerbomben. Doch dieses Manöver, das auch den Beifall der Wissenschaftler findet, wird in letzter Minute doch noch gestoppt: ein die US-Regierung beratender Milliardär hatte herausgefunden, daß Dibiasky große Mengen Seltenerdmetalle enthält - wär doch schade drum, die einfach zu pulverisieren...
Eine weitere Satire ist Regisseur Adam McKay (The Big Short) mit seiner Medien-Groteske Don’t Look Up gelungen, in der er die schier unglaubliche Macht der allgegenwärtigen Bilder und Nachrichten kritisch betrachtet. Abgedämpft durch diverse mehr oder weniger lustige Einlagen hält er der (westlichen) Welt einen Spiegel vor, in dessen Abbild sich trotz einer nahenden Katastrophe nur Egozentrik, Eitelkeit und Geschäftstüchtigkeit widerspiegeln.
Besetzt mit zahlreichen Stars, allen voran natürlich DiCaprio, nimmt die Filmhandlung, befeuert durch immer neue Verlautbarungen der in ihrem jeweiligen Geschäftsinteresse Handelnden, immer abstrusere Formen an - irgendwann gelten auch eilends konstuierte Gesteinsbagger, die auf Dibiasky zum Anbringen von Sprengladungen andocken sollen, als Kompromiss, während die US-Regierung gerade mit Chile verhandelt, um gegen Milliarden von Dollar den Kometen bzw. dessen Bestandteile vor deren Küste einschlagen zu lassen. Auch die Reaktionen der Menschen auf den ca. 15 km im Durchmesser messenden Gesteinsbrocken, der in 6 Monaten die Erde treffen soll, sind weitgehend von Irrationalität geprägt - nicht einmal DiCaprio als mahnender Wissenschaftler ist frei von Schuld: der biedere Familienvater aus Michigan läßt sich mir nichts, dir nichts von einer publicitygeilen TV-Klatschtante als Skurrilfick mißbrauchen. Na denn...
Auch wenn manche der vielen Gags gelungen erscheinen (ein hochdekorierter Sterne-General, der Gratis-Mineralwasser und -Nüsse an Oral-Office-Besucher verkauft, eine heimlich Zigarette rauchende Präsidentin, die Muschibilder von sich per Handy verschickt etc.) oder vielleicht auch nicht jedermanns Geschmack treffen (wie jener des Soul-Megastars, die mit dem Katastrophenszenario einen Nr.1-Hit landet), insgesamt macht Don’t Look Up (benannt nach dem Slogan der von der Regierung lancierten "Gegenbewegung", die die Gefahr des Kometeneinschlags ignorieren will, als man ihn schon mit bloßem Auge erkennen kann) durchaus Spaß, auch wenn einem das Lachen angesichts des gar nicht einmal so weit hergeholten Realitätsbezugs manchmal vergehen will : 8 Punkte.