Review

„Das war das Haus, das es getan hat!“

„House“ aus dem Jahre 1985 zählt zu den klassischen ‘80er-US-Horrorkomödien, mit denen wohl jede(r) Genre-Freund(in) im Laufe der Jahre mindestens einmal konfrontiert worden ist. Produziert von Sean S. Cunningham (Regisseur von „Freitag der 13.“) und inszeniert von Steve Miner (Regisseur der ersten beiden „Freitag der 13.“-Fortsetzungen) – was sollte da schon schiefgehen?

„Ätzendes Buch!“

Den erfolgreichen Bestsellerautor Roger Cobb (William Katt, „Carrie“) zieht es nach dem Suizid seiner Tante (Susan French, „Der weiße Hai 2“) in deren Haus, in dem er als Kind aufgewachsen ist, an das er jedoch keine guten Erinnerungen hat: Vor einem Jahr verschwand sein Sohn Jimmy (Mark Silver) dort unter ungeklärten Umständen, woran schließlich auch seine Ehe mit Schauspielerin Sandy Sinclair (Kay Lenz, „Der Pass des Todes“) zerbrach. Doch Roger hält das alte Haus in einer Vorstadtsiedlung für den geeigneten Ort, um an einem neuen Buch schreibend und ganz andere Geister aus seiner Vergangenheit zu vertreiben: die bösen Erinnerungen an seine Zeit als Soldat im US-Angriffskrieg gegen Vietnam, als er seinen Kameraden Big Ben (Richard Moll, „Herrscher der Hölle“) schwerverwundet dem Vietcong in die Hände fallen ließ. Doch im Haus spukt es und sogar der zombifizierte Big Ben sucht Roger heim, um sich an ihm zu rächen...

„Abgefahren!“

Denke ich an „House“, denke ich stets auch wohlig (und reichlich verklärt) ans gute alte Privatfernsehen zurück: Ende der ‘80er sendete RTL plus „House“ und „House II“ im Doppelpack, wobei der zweite Teil aufgrund seiner FSK-12-Freigabe zur Hauptsendezeit vorm ersten lief und der durchs ganze Drumherum mit Horror-Quiz etc. führende Ansager (!) den Zuschauerinnen und Zuschauern Miners Film als waschechten Horrorfilm zu verkaufen versuchte. Ich war eigentlich für beide Filme noch zu jung, schnitt sie trotzdem auf VHS mit und gruselte mich tatsächlich wie Hulle davor, was dem bemitleidenswerten Roger so alles zustieß.

Dies relativierte sich natürlich im Laufe der Zeit und recht bald erkannte ich das komödiantische Potential dieses Films, der gar nicht allzu sehr auf Schenkelklopfer ausgerichtet ist, sondern seine Figuren ernstnimmt und trotz manch überzeichneter, bizarrer oder absurder Situation nie den Gruselfaktor außer Acht lässt. Zu diesem tragen neben Harry Manfredinis gespenstischer Filmmusik zahlreiche visualisierte Alp- und Tagträume, Visionen und Erinnerungen Cobbs, z.B. Kriegsszenen aus Vietnam, bei. In Kombination mit Masken- und Spezialeffektarbeit auf der Höhe der Zeit und einigen wunderbaren Spannungsszenen der alten Schule entwickelt sich eine relativ ernste Haunted-House-Komödie über Traumabewältigung, in der sich das Trauma in physikalischer Form manifestiert und dem Traumatisierten nach dem Leben trachtet. Zugleich ist „House“ in seiner ganzen Ausgestaltung sehr bunt und comichaft, sein Publikum soll mit Monstern hinter Türen und Schränken sowie grünen Geistern unterhalten und erschrocken, nicht aber verstört werden.

In einer Nebenrolle überzeugt George Wendt („Cheers“) als aufdringlicher, aber auch besonders aufmerksamer Nachbar, eigentlicher Star des Films ist aber Big Ben, der als mumifizierter G.I. großartig aussieht und mich angenehm an Sergeant D., das Maskottchen der Metal/Hardcore-Crossover-Band S.O.D., erinnert. Der sieht in jedem Falle stilsicherer aus als Cobb in seinem furchtbaren Pullover mit überdimensionalem V-Ausschnitt. Geschmack bewies man hingegen bei den eingespielten Songs, u.a. dem von Betty Everett gesungenen „You're No Good“. „House“ ist alles in allem eine sehr sehenswerte Horrorkomödie für Liebhaber(innen) des ‘80er-Genrekults, wenngleich – wie damals üblich – das klassische Happy End ihm viel Grimmigkeit nimmt und der Handlung ein etwas breiteres Fundament gutgetan hätte.

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