Review

Jointventure


In „Licorice Pizza“, dem neuen Film von Meisterregisseur Paul Thomas Anderson, folgen wir einem jungen On-Off-Pärchen, einer ungewöhnlichen Freundschaft, einer süßen Liebe durch Momente ihrer ganz persönlichen „wilden 70er“. Er erst 15, sie schon über 20. Beide mit großen Träumen, aber immer etwas verloren. Er als selbsternannter Geschäftsmann, sie von ihm angezogen wie abgestoßen zugleich. Eine ganz besondere Chemie, eine chaotische und doch sehr nachvollziehbare „Beziehung“. Beide meist etwas am Rand der Gesellschaft und des Geschehens. Die Inszenierung sprunghaft bis manchmal straight up bizarr. Samt absurder Nebenfiguren aus Film und Fernsehen (Bradley Cooper stiehlt die Show!). Und doch hat man nur Augen für die Zwei, doch berührt einen ihr unkaputtbarer Bund nachhaltig…

Paul Thomas Anderson liefert mit „Licorice Pizza“ wirklich ab. Irgendwo zwischen „Punch Drunk Love“, „The Graduate“ und „Boogie Nights“, mit den Sensibilitäten eines Coming-of-Age-Films. Nur eben auf seine wunderschön „hässliche“, echte und raue Art. Und doch durch und durch Film, Kino, Magie und Kunst. Beide Hauptdarsteller entsprechen sehr wenig den gängigen Hollywoodstandards, was super erfrischend und authentisch wirkt. Echte Entdeckungen und die Chemie der beiden ist obendrein exzellent. Das Zeitkolorit ist da und nimmt (beispielsweise mit der Ölkrise) auch Parallelen zu heute an, jedoch nie die Überhand. Alles wirkt natürlich, ungeschminkt und leicht. Dabei werden durchaus schwere und universelle Themen angesprochen, Gefühle getriggert, die wir alle nachvollziehen können. Von der Unsicherheit des Lebens, der Liebe, des Selbstbewusstseins. Doch das alles wird derart luftig, ungeniert, ungezuckert und doch super süß kredenzt, dass man nur den Hut ziehen kann und ich jede Minute genossen habe. Für manche vielleicht etwas zu lang und ziellos. Für mich ein Wohlfühlwirbelsturm ohne Retroallüren und auf „Instant Classic“-Niveau. Genau zwischen Wes Anderson und Quentin Tarantino. Sehr nah an meinem Herz. Mit Witz, einer Prise Wahnsinn und ganz viel Wärme. Understatement und Urgewalt. 

Fazit: P.T.A. war nie unschuldiger, süßer, leichtfüßiger und liebevoller! Grandiose Darsteller, ein druckvoll pochendes Herz, ellenlang Atmosphäre und Zeitkolorit, erstaunlich Tempo und obendrauf ein Edelsoundtrack, den ich mir ohne zu zögern als „Lakritzpizza“ ins Regal stellen werde. 

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