Review

iHaveCNit: Licorice Pizza (2022) – Paul Thomas Anderson – Universal
Deutscher Kinostart: 27.01.2022
gesehen am 26.01.2022 in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frakfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 28.01.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:30 Uhr

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen im Kino auch den neuen Film von Paul Thomas Anderson anzusehen, bei dem man sich am Titel erst einmal überhaupt nicht vorstellen kann, was es damit auf sich haben soll. Licorice Pizza – Lakritzpizza – Was soll das überhaupt sein ? Geschmacklich sicherlich interessant, zeitgleich Pizza und Lakritz zu essen – fast hätte ich es auch ausprobiert habe mich aber dagegen entschieden. Aber wenn du eine Lakritzschnecke plattdrückst, sieht das plattgedrückte Stück aus wie eine Pizza und damit auch wie eine gute alte Schallplatte, so dass „Licorice Pizza“ eine Musikhandelskette Anfang der 70er im San Fernando Valley in Los Angeles gewesen ist. Und genau dorthin katapultiert uns Paul Thomas Anderson in seinem neuen Film, der zwei großartige Debüts und in unseren schweren Zeiten einfach mal eine leichtfüßige, einfache, warmherzige und unterhaltende Geschichte bietet.

In einer Schule im San Fernando Valley stehen mal wieder die Jahresbücher auf dem Plan. Auf dem Schulhof ist der 15-jährige Gary auf dem Weg zum Fototermin und die 25-jährige Fotoassistentin Alana dabei den Schülern Kamm und Spiegel anzubieten. Gary ist von ihr begeistert und auch wenn sie davon erst nicht überzeugt ist, treffen sie sich und Alana scheint von dem jungen, selbstbewussten Kinderdarsteller und Unternehmer leicht begeistert zu sein, gerade weil sie etwas ziel- und planlos in das Leben reinlebt. Es ist der Beginn einer Freundschaft, die durch Höhen und Tiefen geht und aus der sich vielleicht sogar mehr entwickeln könnte.

Stell dir vor, du hast über 2 Stunden einfach Zeit, dich zurückzulehnen und eine gute Schallplatte mit Songs der 70er anzuhören. Die Zusammensetzung aus leichtfüßiger, einfacher, warmherziger und emotionaler Unterhaltung, die sich von Song zu Song ergibt, lässt dich einfach entspannen und auch mal abdriften, gedanklich vom Weg abkommen. Genau das ist in gewisser Art und Weise auch mein Eindruck von Paul Thomas Andersons neuem Film. Inmitten dieser leichtfüßigen, einfacher, warmherzigen Unterhaltung bindet Anderson zwar im kleinen Rahmen Themen wie Sexismus, Anti-Asiatischem Rassismus, Homophobie und die gesamten gesellschaftlichen Entwicklungen der damaligen Zeit ein, im Grunde ist der rote Faden die Geschichte von Alana und Gary, die für beide als parallel verlaufende Coming-Of-Age-Story als auch Story über Freundschaft und Liebe funktioniert und den Herz des Films darstellt. Für Alana Haim – Musikerin – als auch Cooper Hoffman – Sohn des großartigen Philipp Seymour Hoffman und Weggefährte von Paul Thomas Anderson – ist der Film ein unfassbar gutes Sprungbrett, gerade da dies für beide das Schauspieldebüt darstellt. Beide versprühen einen unfassbar unwiderstehlichen Charme, so dass Diskussionen über den Altersunterschied einfach kein Thema sind – und es macht einfach Spaß den beiden zuzusehen. Da der Film jedoch bedingt durch seinen Aufbau in einige Episoden und Sequenzen aufgeteilt ist, in denen jeweils einer alleine oder beide involviert sind und diese parallel verlaufen – driftet der Film stellenweise etwas ab und verliert sich etwas, weil manche dieser Episoden und Sequenzen meisterhaft sind, wohingegen andere eher weniger interessant sind und Längen aufweisen. Richtig unterhaltsam sind hier die Abschnitte mit Auftritten von Tom Waits und Sean Penn und vor allem Bradley Cooper. Leider bremsen die Längen den Film und das fantastische Leinwandpaar Alana und Gary etwas aus, so dass der Film für mich nicht die große Sogwirkung und Faszination auslöst – auch wenn er natürlich für sich selbst großartig ist.

„Licorice Pizza“ - My Second Look – 9/10 Punkte.

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