Manche Filmschaffende toben sich bereits mit ihrem Debüt vollends aus und versuchen alle möglichen Ideen unter einen Hut zu bringen. Im Fall des russischen Autors und Regisseurs Aleksey Kazakov wirkt sein Mystery-Horror einerseits recht ambitioniert, auf der anderen Seite offenbart die Story einige Lücken, die allenfalls durch die Interpretationsfreude des Betrachters geschlossen werden können.
Nach einem traumatischen Erlebnis erfuhr Sängerin Olga einen Schwangerschaftsabbruch und die Beziehung zum Architekten Andrej wird seitdem auf eine harte Probe gestellt. Deshalb sucht er das Medium Mara auf, welches mithilfe der Wirkung eines Pilzes helfen will. Als Gegenleistung soll das Paar in Maras Abwesenheit die Wohnung hüten und sich um die Pflanzen kümmern. Nach anfänglichem Glück und dem scheinbaren Vergessen des Vorfalls mehren sich allerdings düstere Wahrnehmungen…
Kazakov hat augenscheinlich einige Werke von Argento verinnerlicht, denn nicht selten erinnern diverse Farbspiele an „Hotel Infernal“ oder „Suspiria“, was im Verlauf deutlich surreale Züge annimmt. Das Drama um die Fehlgeburt und die anschließende Phase der Entfremdung ist gut nachvollziehbar, ebenso die Annäherung nach Bezug der Wohnung nahe des Kremls. Das Interieur aus Zeiten der Sowjetunion sorgt für ein recht eigenwilliges Flair und gleichermaßen macht sich schrittweise eine lauernd bedrohliche Atmosphäre breit.
Derweil wird gänzlich auf Erschreckmomente verzichtet, auch Bluteinlagen halten sich in Grenzen. Das wirkt zuweilen eher unkonventionell und erfrischend, anderweitig machen sich im Mittelteil einige Längen bemerkbar, wonach es in der finalen Phase vermehrt grotesk und teils gar verstörend zugeht. Der Wechsel zwischen vermeintlichen Wahrnehmungsstörungen und diversen Zeitebenen sorgt indes für ein wenig Verwirrung, Paranoia und Alpträume sind letztlich kaum mehr voneinander zu unterscheiden.
Dennoch kann sich das Ganze handwerklich sehen lassen, denn nicht zuletzt sorgt eine zuweilen spielfreudige Kamera speziell bei Innenaufnahmen für interessante Blickwinkel, wogegen sie bei einigen Außenmomenten leichte Schwächen offenbart. Der angenehm zurückhaltende Score ist treffend auf jeweilige Stimmungen abgestimmt und auch darstellerisch wird zumindest zweckdienlich abgeliefert.
Das Regiedebüt folgt nicht gänzlich der „Style over Substance“ - Maxime, gegen Ende ist es jedoch relativ nah dran und überlässt dem geneigten Betrachter einige Deutungsmöglichkeiten. Entsprechend bleibt die Geschichte insgesamt eher dünn, spannende Momente halten sich in Grenzen, wogegen die Stimmung und einige Settings zu den Stärken des Streifens zählen, der im Hinblick auf leicht unkonventionellen Horror einen vorsichtigen Blick zulässt.
6 von 10