Staffel 1 - 8/10
Staffel 1
Spiel des (Über)Lebens
In diesem weltweiten Netflix-Überraschungshit werden fast 500 schwer verschuldete Menschen in eine morbide und tödliche Reihe an Spielen gezogen, die einen von allen finanziellen Sorgen befreien könnten, alle anderen jedoch nach und nach blutend und sterbend im Dreck verrecken lassen werden. Irgendwo zwischen „Fall Guys“ und „Battle Royale“, zwischen „The Platform“ und „Hunger Games“, zwischen „Escape Room“ und „Saw“, zwischen Satire und Todernst, zwischen koreanischem Qualitätskino und Guilty Pleasure.
Was ich an „Squid Game“ fesselnd und genial finde? Und wo für mich vielleicht noch nicht alle Stellschrauben bombenfest gezogen sind?
Grünes Licht
+ Konzept ist nicht ohne Grund schon etliche Male benutzt worden, funktioniert einfach
+ dennoch wirkt die Show erstaunlich frisch und kreativ
+ man kommt sehr schnell rein und mag viele der Figuren
+ oder liebt es zumindest sie zu hassen
+ gesellschaftspolitische und soziale Themen
+ diskussionswürdig
+ trotz asiatischer Gesichter und Menschen, lassen sich alle Figuren gut auseinander halten
+ leicht zugänglich und binge-tauglich
+ hoher Gewalt- und für manche vielleicht auch Schockgrad
+ Look ist jetzt schon ikonisch
+ Score klimpert ziemlich cool daher
+ simple (zum Teil auch bekannte) Spiele mit tödlicher Härte
+ Thema der Stunde
+ manchmal weiß man nicht, zu wem man halten soll
+ durchaus viele emotionale Kerne und Anker
+ spricht nicht gerade positiv über die Spezies Mensch bzw. hält wenig von uns (zurecht, mag man sagen)
+ Gemeinschafts- und „Weltkinogefühl“ in Serienformat
+ schön, dass es Korea auch mal in den Mainstream schafft (obwohl z.B. Horror-, Thriller- und allgemein Genrefans das Land natürlich schon ewig fett auf der Karte haben)
+ „Was würdest du tun?“-Aspekt ganz groß geschrieben
+ zieht sein Ding erbarmungslos und teils sogar grausam nahezu bis zum Ende durch
+ spricht unsere instinktive und voyeuristische Seite an (und kritisiert diese auch?)
+ unterschwellige PlayStation-Werbung? ;)
+ weckt sowohl das spielerische Kind als auch den brutalen Gladiator in einem
+ massives Meme-Futter
+ einige echte klasse Schauspielleistungen und packende Figuren, die man eigentlich nicht fallen sehen will
Rotes Licht
— die VIPs… kompletter und unnötiger und klischeehafter Quatsch
— einige „Überraschungen“ und Paarungen sieht man meilenweit kommen
— „Takeshis Castle“ trifft „Todesspiel“ ist im Kern (s. auch die endlosen Vergleiche oben) alles andere als neu
— großer Hype könnte Latte für viele zu hoch hängen
— nicht alle Darsteller gleich kompetent
— manche Figuren recht nervig
— deutsche Synchro mit argen Wacklern und viel Verschlucktem
— schon ein paar Längen drin - will man am Ende doch nur die Spiele und Kills sehen?
— Ausgang/Gewinner alles andere als nicht zu erwarten
— eine Folge bietet leicht aggressiv machende oder gar epileptische Lichtreflexe
— „das Oktopussspiel“ ist in der westlichen Welt nicht bekannt und für mich auch nicht wirklich toll oder spannend
— hätte für mich am Ende finaler, runder sein können und weniger auf eine zweite Staffel schielen dürfen
Fazit: eine enorm packende, brutale und stellenweise sogar geniale, ambivalente Gesellschaftskritik zwischen ganz realem Horror und phantasievollem Folterspielzimmer. Kauft dem „Menschenjagd“-Subgenre durchaus stilsicher neue Facetten ab! (8/10)