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Um den Dreh etwa ein Jahr nach dem Unfalltod ihres Ehemannes erfährt die zweifache Mutter Amy Carr während ihres morgendlichen Waldlaufs per Alarm-Nachricht auf ihrem iPhone davon, dass eine bewaffnete Person die örtliche High School gestürmt hat, zu deren Schülern auch ihr Teenager-Sohn Noah gehört. Mehrere Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt versucht Amy, während sie panisch durch den Forst zur Schule hetzt, durch verschickte Messages und Anrufe, sich ein Bild von der Lage zu machen und Informationen über den Verbleib ihres Sohnes einzuholen. Als sich dann plötzlich die Polizei bei ihr meldet und sie nach verschreibungspflichtigen Medikamenten und Waffen befragt, macht sich bei Amy die Befürchtung breit, dass es sich bei dem offensichtlichen Amokläufer doch glatt um Noah selbst handeln könnte, der immer noch arg unter dem Verlust seines Vaters leidet... Es mag schwer zu glauben sein, aber der Republikaner-Feuchttraum "Run Hide Fight" ist tatsächlich NICHT der geschmackloseste Film jüngeren Datums, der sich an den immer wieder aktuellen School-Shootings abarbeitet, wie sie gefühlt in den USA alle zwei Wochen stattfinden. Wo der genannte Streifen als kaum ernst zu nehmendes "Stirb Langsam"-Plagiat schnell in den Bereich der reinen Actionfilm-Phantasie abgeglitten ist und demzufolge auch keine Rücksicht auf Pietät und Taktgefühl nehmen musste, sieht die Sache bei dem sich sehr viel seriöser gebenden "The Desperate Hour" doch schon gleich ganz anders aus. Dieser benutzt die Thematik jedoch lediglich als Aufhänger, um sich in feister, melodramatischer Sülze zu ergehen. Die in Quasi-Echtzeit ablaufende One-Woman-Show (ein Schelm, wer glaubt, dass COVID da seine Finger im Spiel gehabt hat) gerät dabei fast schon zum überlangen Apple-Werbespot, wenn Naomi Watts durch den Wald hetzt, humpelt und hinkt und dabei permanent demonstrieren darf, wie lange so ein iPhone-Akku in der Not hält. Der interessante Teil der Handlung findet dummerweise nur gerade woanders statt. Was die Watts jetzt überhaupt vorhat, wenn sie erstmal an der Schule ankommt, ist jetzt zwar nicht so ganz klar, aber keine Panik, da hat Drehbuchautor Chris Sparling, auf dessen Kappe ja bereits schon das Skript zu dem sehr ähnlich angelegten Ryan Reynolds-Fiasko "Buried" ging (hüben wie drüben: ein Schauspieler, ein Mobil-Telefon, und sonst nicht viel) auch noch was in petto. Klar ist jedenfalls, dass Naomi Watts mal größere Sorgfalt bei der Auswahl ihrer Rollen an den Tag legen sollte, da waren "Kinder des Zorns 4 - Mörderischer Kult" und "Tank Girl" ja nicht so peinlich wie das hier. Der ehemals recht Thriller-affine Phillip Noyce (remember "Todesstille"?) stolpert inszenatorisch in diesem hochgejazzten Wald-und-Wiesen-Film gleichsam seiner Hauptdarstellerin durchs Unterholz, kriegt Entfernungen und Zeit-Abstände nicht auf die Reihe und schafft es locker, seine bereits eher schwachen Genre-Beiträge "Sliver" und "Der Knochenjäger" noch mal weit, WEIT zu unterbieten. Kurzum, ein schierer Dreck.

2/10

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