Review

Ich persönlich halte Horrorregisseur Tobe Hooper („The Texas Chain Saw Massacre“, „Lifeforce“) eigentlich nur für einen mittelmäßig begabten Genreveteranen, der zum Anfang seiner Karriere das Glück hatte einen Kultfilm zu drehen und seitdem mehr schlecht als recht von seinem Ruf zehrt. So eine Gurke hätte ich ihm allerdings nicht zugetraut.
„Crocodile“ tut beim Zuschauen weh und befindet sich qualitativ im unteren Segment, wo sich unzählige Tierhorrorfilme von Nu Image aus dieser Zeit tummeln. Auch diese Produktion geizt nicht mit billigen Tricks, zu vielen Klischees und offensichtlichen Budgetmängeln. Hart trifft es den Actionfan, dass immerhin Ninja-Spezialist Sam Firstenberg („American Ninja“, „Avenging Force“) die Second Unit übernahm. Er hatte das Geld wohl nötig.

Dass sich zwei eigentlich routinierte Filmemacher hinter „Crocodile“ verbergen mag man allerdings nicht glauben. Die üblichen Hausregisseure des Studios hätten das Drehbuch vermutlich genauso ungekonnt hingerotzt. Ich mag auch gar nicht glauben, dass in der Post Production gar nicht so unerfahrene Experten ihre CGI-Tricks einfließen ließen. Das Budget muss horrend gering gewesen sein und trotzdem entwickelt dieses Ausschussprodukt niemals den Charme italienischer Exploitation-Ware, die in den Achtzigern im Grunde die selben Ideen hatte, aber zumindest um Unterhaltung bemüht schienen.

Hier nervt dagegen jeder und alles. Von den Charakteren bis hin zu den unzähligen Klischees rührt Hopper alles zu einem geschmacklosen Horroreintopf um, der ganz wenig Handlung hat und trotzdem viel zu lange dauert. Hätte man die Geschichte nicht gleich am Lagerfeuer beenden können? Man hatte sich die düstere Legende, die natürlich folgt, dort doch schon brav erzählt und seinen Auftritt hatte das Ungetüm eingangs in einer sehr lächerlichen Sequenz auch, als es zwei Angler wegknuspert und deren Gefährt ins Wasser schiebt. Schlaues Vieh! Keine Spuren hinterlassen!

So sehr unterscheidet sich das Szenario dann auch gar nicht einmal von den verwandten Nu Image – Produktionen. Eine Horde College-Studenten will in den Ferien mal so richtig die Schwarte krachen lassen und quartiert sich deswegen auf einem Hausboot ein. Der Alkohol befindet sich in rauen Mengen an Bord und die üblichen Verdächtigen sind auch bald vor Ort. Vom versehentlichen Fremdgeher, über die enttäuschte Freundin bis zum aufdringlichen Sprücheklopfer sind auch alle hübsche aufgereiht und glänzen mit einer Gemeinsamkeit. Sie verfügen alle über die Gabe dem Zuschauer ganz schnell auf den Geist zu gehen. Ich frage mich da immer, wie sich Drehbuchautoren eigentlich die geistige Elite Amerikas vorstellen?!

So etwas in der Art denkt sich das 8 Meter lange Riesenkrokodil wohl auch und wird mächtig sauer, als die Clique sich übermütig an seinem Nest zu schaffen macht und ein Ei mitnimmt. Von da an gibt es kein Halten mehr und die lustige, Opfer fordernde Hatz quer durch die sumpfige Botanik beginnt. Das Kuriose an der blutigen Sache ist allerdings, dass man Mama Krokodil eigentlich anfeuern möchte, damit endlich Ruhe im Busch ist. Denn die kreischenden, hysterischen Teenies gehen gewaltig auf den Wecker und weil die regelmäßigen Attacken an tricktechnischen Dilettantismus kaum zu überbieten sind, bleibt die Spannung gleichzeitig am Boden.

Ab und zu bekommt man dann auch einmal ein aufgerissene Maul mit heraushängenden Gliedmaßen zu sehen, aber in einen Schockzustand versetzt das wirklich niemanden. Dafür sind schon eher die erbärmlichen CGI-Tricks zuständig, die das Krokodil auch schon mal meterweit aus dem Wasser springen oder am Rand wen anders durchkauen lassen. Ansonsten versucht man es gern mit schemenhaften Andeutungen oder schlechten Ausleuchtungen und schaut im entscheidenden Moment in entsetzte Gesichter, bis wieder zum entschwindenden und rülpsenden Handtaschenmodel geschwenkt wird. Wirklich sehr eindrucksvoll.

Zu allem Überfluss muss es natürlich auch noch den knurrigen Sheriff nebst Krokodil-Experten geben, dessen Nachwuchs das Ungeheuer schon mal vorheizt, damit er die Familienfarm übernehmen kann. Das Tier zeigt sich von solchen hinterlistigen Plänen jedoch wenig begeistert, aber richtig Sinn macht diese Szene ohnehin nicht und das Duo bekommt auch alsbald so seine Probleme, nachdem es ein wenig Legendenbildung betrieben hat.

Ansonsten kann man fröhlich über die hirnverbrannten Ideen der immer weniger werdenden Überlebenden wiehern, die irgendwann sogar auf die Idee kommen, dem Vieh mit besseren Zahnstochern zu Leibe zu rücken und ihm die Augen zuzuhalten. Crocodile Dundee dürfte seine helle Freude an so viel Nonsens haben und kräftig mitlachen. Der Film bringt ohnehin das bekannte Problem solcher Genreware mit sich, die sich selbst viel zu ernst zu nehmen, was grundsätzlich nach hinten losgeht. Schon ein Funken Selbstironie wirkt manchmal Wunder.

Aber dies wissen die Macher nicht und die unbekannten Akteure sind wohl mal froh unter einer Legende zu arbeiten, dass sie vor Ehrfurcht erstarren und ziemlich laienhaft ihre Klischeetypen aufs Parkett zaubern.
Denn um wenigstens ansatzweise echte Unterhaltung zu extrahieren, müsste der Film wenigstens nicht streng dem allseits bekannten Schema folgen und so ganz ohne Schockmoment und Spannung alle Chancen auf etwas Nervenkitzel kläglich vertun.

Selbst vermeintlich spektakuläre Situationen, wie der Angriff des Krokodils auf den Einkaufladen, worin die Überlebenden sich flüchten, sehwn in jeder Szene zu gestellt und günstig aus, als dass der Film auch nur einem Moment seinem Genre gerecht wird. Die sich einmal mehr grenzdebil und wider des gesunden Menschenverstands verhaltenden Figuren tragen dazu natürlich ihren Teil bei. Wenn man sich auf der Flucht ständig ankeift, streitet und dummes Zeug labert, fördert dies nicht gerade die Sympathien seitens des Zuschauers.


Fazit:
Die Formelhaftigkeit dieser Abfallware geht schon auf den Sender, weil man sich doch ziemlich offensichtlich bei diversen Vorbildern bedient und gleichzeitig so tut, als würde man das Rad neu erfinden. Ich habe eigentlich nur die Fässer mit radioaktiven Sondermüll vermisst.
„Crocodile“ entspricht somit allen Erwartungen, die man an so geartete Genreware aus dem Hause Nu Image stellt und die sollten bekanntlich nicht sonderlich hoch sein. Der Streifen nervt dank seiner ewig herumzickenden Teenager wirklich enorm und spätestens wenn ein besonders hassenswertes Exemplar verschluckt, wieder ausgekotzt und reanimiert wird, möchte man den Machern nur noch an den Kragen gehen. Lieblos, ambitionslos, uninspiriert, einfach mies. Aber wo war eigentlich der Schwarze?

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