„Battle Royale 2“ ist ein ganz schlimmer Fall von katastrophal versemmelter Fortsetzung. Die Bedingungen, unter denen er entstanden ist, waren ja schon nicht die besten. Durch den sich rapide verschlechternden Gesundheitszustands Kinji Fukasakus war klar, dass dies sein letzter Film würde. Die Hoffnungen, dass er mit diesem letzten Werk wenigstens noch einmal einen richtigen Knaller abliefern würde, wurden schnell durch seinen frühzeitigen Tod zerstreut. Es waren gerade mal zwei Szenen abgedreht, sein Sohn Kenta, der das Drehbuch zu beiden Teilen verfasst hatte, übernahm.
Beim Betrachten des fertigen Werks drängt sich nun ständig die Frage auf, wäre dieser unter Papa Fukasakus Regie etwa besser gewesen? Oder hat der große Meister tatsächlich diesen pathetischen Schwulst beabsichtigt? Dabei fängt der Film noch recht kraftvoll an: Shuya, Überlebender des ersten Massakers, ist mittlerweile Anführer eine Terroristengruppe. Wir sehen einstürzende Wolkenkratzer, wir hören pompöse klassische Musik, dann Überblendung zu einer Videobotschaft Shuyas, in der er der gesamten Erwachsenenwelt den Krieg erklärt. Großes Unheil bahnt sich an, und sogleich wird die neue Schulklasse für das erweiterte BR2-Programm in den Film eingeführt. Bei ihrer Ankunft ist zu sehen, dass mittlerweile ein noch viel größerer Medienrummel um das Projekt entstanden ist, und bis hierhin macht der Film noch Hoffnungen auf eine gelungene Fortsetzung. Hoffnungen, die jäh zerstört werden durch das Auftreten des neuen Lehrers, diesmal nämlich Riki Takeuchi, seines Zeichens eines von Japans berühmtesten Betongesichtern. Sein Auftreten, seine Mimik, alles an ihm ist lächerlich und überzogen, und entsetzlicher Weise muss man auch schon bald feststellen, dass die Darsteller der Schüler keinesfalls mehr Talent haben.
Na ja, die Schüler jedenfalls werden nun paarweise mit den berüchtigten Halsbändern ausgestattet und auf die Insel geschickt, auf der sich Shuya und seine Terroristen aufhalten. Ihr Ziel ist es, ihn zu finden und zu töten, entfernt sich der Partner zu weit oder stirbt er, explodiert auch das eigene Halsband. Und das heißt: diesmal gibt es Zusammenhalt, ein gemeinsames Ziel. Die radikale Kritik am menschlichen Egoismus aus dem ersten Teil weicht nun einer grotesken Geschichte um Freundschaft und Treue. Grotesk deshalb, weil das gemeinsame Ziel noch immer ebenso fragwürdig ist, wie das gesamte Konzept des ersten BR-Programms. Grotesk auch, weil die Darsteller die gesamte Handlung aufgrund ihres fehlenden Talent und ihres Hangs zu merkwürdigen Grimassen ins Lächerliche ziehen. Da ist Pathos, wo eigentlich blanke Panik sein sollte, Kitsch, wo eigentlich kein Platz dafür sein sollte.
Die zweite Hälfte wird dann noch fragwürdiger, da in der harschen Kritisierung amerikanischer Kriegspolitik sogar Terrorismus scheinbar gerechtfertigt wird. Das Ende hinterlässt einen solch schalen Nachgeschmack, dass man sich wünscht, diese Fortsetzung wäre nie gedreht worden, einfach weil sie irgendwo sogar den großartigen ersten Teil durch ihre bloße Existenz in den Dreck zieht. Auch der Cameo Sonny Chibas kann da nichts retten, die einzigen Szenen, die nach den Anfangsszenen noch überzeugen können, sind die Rückblenden, in denen Kitano noch mal auftaucht, das war’s dann aber auch.
Kenta Fukasaku möchte übrigens nicht, dass man dies als sein Werk bezeichnet, für ihn sei es noch immer ein Film seines Vaters. Drängt sich doch die Frage auf, ob er da nicht vielleicht etwas Verantwortung abwälzen möchte.