Review

iHaveCNit: Menschliche Dinge (2022) – Yvan Attal – MFA+
Deutscher Kinostart: 03.11.2022
gesehen am 06.11.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 14:45 Uhr

Mit einem Blick auf das Kinoprogramm fiel mir aus dem französischen Filmangebot vor einigen Wochen Yvan Attals Romanverfilmung „Menschliche Dinge“ ins Auge, dessen Ensemble und vor allem die Herangehensweise an sein sehr komplexes Thema angesprochen hat.

Alexandres Leben könnte nicht besser laufen. Der Sohn eines Fernsehjournalisten und einer feministischen Aktivistin studiert in Stanford und seine Zukunft könnte nicht besser aussehen. Bis er bei einem Aufenthalt in Paris seine Eltern besucht und bei einem gemeinsamen Abendessen nicht nur den Lebensgefährten seiner Mutter kennenlernt, sondern auch dessen Tochter Mila kennenlernt, die er auch am gleichen Abend noch mit auf die Party von Freunden mitnehmen kann. Der Schock folgt kurze Zeit später, denn Alexandre wird festgenommen. Der Vorwurf steht im Raum, dass Mila von ihm vergewaltigt worden ist. Ein Vorfall, der das Leben aller Beteiligten aus den Fugen reißen wird.

„Menschliche Dinge“ ist ein sehr stark gespielter und inszenierter Film geworden, der in seiner Struktur sich in 4 Kapitel unterteilt, die sich im ersten Abschnitt Alexandre, im zweiten Abschnitt Mila, im dritten Abschnitt einer Gerichtsverhandlung und im vierten Abschnitt den Schlussplädoyers widmet und als Justizdrama einen Vergewaltigungsfall verhandelt. Dabei hat er Zeit für sowohl intensive als auch feine zwischenmenschliche Momente. Das gesamte Ensemble hat diesen Film für mich mit Leben gefüllt. Und er zeigt wie vielschichtig, komplex und ambivalent das Thema verhandelt werden kann und dabei selbst zu Diskussionen und Interpretationen anregt, weil er unterschiedlichste Aspekte und Wahrnehmungen beleuchtet und auch die Zerrissenheit der unterschiedlichen involvierten Personen darstellt. Am stärksten waren dann auch Szenen und Momente, in denen die Kamera während der Gerichtsverhandlung die betroffenen Personen im Fokus die volle Bandbreite der Emotionen gezeigt hat – in einer einzigen Einstellung. Ähnlich wie eine Plansequenz während der gesamten Schlussplädoyers. Insgesamt ein Film, dessen Thema großartig verhandelt worden ist und der Grundlage für viele Diskussionen gibt.

„Menschliche Dinge“ - My First Look – 9/10 Punkte.

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