Nach Boss Level (2020) die zweite aktuelle offensive Zusammenarbeit zwischen Joe Carnahan als Regisseur und seinem Freund und Geschäftspartner Frank Grillo als Darsteller, die zweite auch im Bereich des spielerischen Actionfilmes im Mid Price Segment, welches beide Männer zunehmend (mit bspw. Leo from Toledo, erneut mit Mel Gibson) fortführen wollen und wofür extra die Produktionsschmiede Warpath gegründet wurde. Die Vergleiche und die Gemeinsamkeiten zwischen den Filmen lassen sich fortführen, entscheidend anders ist hierbei ein Kinoeinsatz, der den dortigen Verkauf an ein Streamingdienst zur weiteren Verwertung ablöst und die Teilnahme eines weiteren oder tatsächlich Hauptdarstellers mit Gerald Butler, der mutmaßlich auch verantwortlich für eben die Gnade der großen Leinwand ist. Grillo selber, der seit jeher mit Herzblut seine eigene Karriere vorantreibt, auch tatsächlich viel und oft, aber auch oft in eher kleineren und untergehenden Werken zu sehen ist, musste hierbei anders als noch in der vorhergehenden Arbeit Einbuße seiner Präsenz erleiden und war letztlich unzufrieden mit dem Endwerk und dem Schnitt:
Auf der Flucht vor seinen 'Gläubigern', die ihn buchstäblich um Kopf und Kragen bringen wollen, sieht der Conman Theodore 'Teddy' Murretto [ Frank Grillo ] keinen anderen Ausweg, als sich in Gun Creek, Nevada mit Absicht inhaftieren zu lassen, und hinter schwedischen Gardinen für einen Moment zumindest zur Ruhe zu kommen und in Sicherheit zu befinden. Damit ist schnell Schluss, als der auch auf ihn angesetzte Profikiller Robert 'Bob' Viddick [ Gerard Butler ] auf die dieselbe Idee kommt und einfach eine Gefängniszelle weiter besetzt. Als auch noch der ebenfalls auf das Kopfgeld erpichte Anthony Lamb [ Toby Huss ] im eh schon dezimierten Revier auftaucht, bricht das Chaos vollends aus, was auch die noch übriggebliebenen Polizisten wie Huber [ Ryan O'Nan ], Barnes [ Kaiwi Lyman-Mersereau ] und die junge Valerie Young [ anfangs gut, später zu ihrer eigenen Comicfigur werdend: Alexis Louder ] involviert.
"Legendary Bob Viddick. Some chilling shit floating around about you. Some poor bastard in Tampa. You cut off his arm with a carving knife and then you beat him to death with that same arm, right?"
"It was his leg."
Ein flotter Start, mit einem langen Sprint quer durch die Wüste und vom Tag an bis hinein in die Nacht. Die ersten und entscheidenden drei Personen haben sich da schon gefunden, eine eher zufällig, eine in Habachtstellung, in der kurzen Vorgeschichte gibt es einen vollkommen von Kugeln zerlöcherten Wagen, ein Massenaufruhr mit Schlägerei vor einem Casino und per Taser ein Arrest. Bei der Prügelei und der vorhergehenden Eilfahrt auf dem Highway hat man zum letzten Mal wirklich viele Menschen auf einem Platz gesehen, der Rest der Nacht wird kleiner und an einem abgeschiedenen und dabei auch bald entleerten Ort geschehen. Cops VS Robbers ist hier die Ausgangslage, das soll sich bald ändern, werden Kreationen und Variationen von Assault on Precinct 13 (Original und Remake, deren Qualitäten man nicht erreicht, aber phasenweise stark und auch gekonnt in deren Richtung schielt) aufgefahren und mit speziellem (mal besser und mal schlechter applizierten und gehandhabten) Humor und Action und einer eigenen Herangehensweise bis zur einer theaterhaften Drei-Personen-Aufführung innerhalb viel aufgedrehten Wirrsinn erzählt.
Stahlblau bis blauschwarz ist das Szenario dabei gehalten, drinnen die Absperrungen, die Gitter, die Ecken und die Kanten, draußen erstmal das Unbekannte und das weite Nichts. Licht ins Dunkel der Ereignisse des ursprünglich Police Station betitelten und durch Carnahan modifizierten und in seinen Augen verbesserten (eventuell auch verschlimmbesserten) Drehbuchs (nach einer 2014 entwickelten Idee vom kanadischen Finanzberater Kurt McLeod) kommt durch knappe Wortwechsel, der Fortgang durch rasche bis explosive Bewegungen. Düstere Prophezeiungen und unheilvolle Ahnungen machen den des auf diese Art und Weise die dramaturgische Klammer setzenden Vorlauf des Filmes aus, Andeutungen des Kommenden und die Reaktionen von Teddy, der als einziger schon von allem bisherigen weiß und auch weiß, was noch passieren wird: Ein Gewaltausbruch mit Ansage, schon etwas hinausgezögert, aber unausweichlich im Kommen und umso brutaler im Exekutieren.
"You're a psychopath, Bob, plain and simple."
"I'm not a psychopath, Teddy. I'm a professional."
"And there's a difference?"
"You'll know it when you see it."
Lakonisch wird dies gehandhabt, aber nicht zu leger, auch über kleinere Umwege und scheinbaren Abschweifungen, die immer wieder zum eigentlichen Fokus zurückkehren und nicht das Ziel aus den Augen verlieren. Carnahan ist (etwas, nicht gänzlich) erwachsener geworden als noch zu Zeiten vom lauten und grellen Smokin' Aces, scheint sich wohler zu fühlen ohne sich stets beweisen zu müssen und ohne in Sachen Ideen in Bild und Ton ständig in die Überdrehung an die Grenzen (auch der Nerven des Zuschauers) zu gehen. Mehrere kleine Puzzleteile werden erst neben- oder übereinander gelegt, auseinandergerissen und wieder zusammengesetzt. Erst wird geredet, dann geschlagen, dann geschossen; gesucht werden soll nach eigenen Aussagen ein Siebziger-Jahre-Film, nach dem man sich überhaupt nicht anfühlt, gefunden wird ein wenig Tarantino-light, dessen Höhepunkt an (absichtlichen und unfreiwilligen) Nachahmungen man Mitte der Neunziger erreicht hat und dessen oftmalige Verkrampftheit diesbezüglich (und das popkulturelle Allerlei und Einerlei) man hier aufgrund einiger Skurrilitäten (und manch kleiner Ausrutscher wie die Singeinlage) schon eher zu bemerken ist.
Mittig wird es dann ebenso blutig, plötzlich stapeln sich die Leichen, wird das bis dato schon unruhige Revier von außen und von innen heraus angegriffen, im 'Alamo Bullshit' die Kopfschüsse verteilt und die Hallway mit Hunderten Kugeln aus der Maschinenpistole und auch viel rotem Lebenssaft gespickt. Es gibt kleinere Plansequenzen, wirkungsvolle Effektszenen mit Scherben, Stunts und Feuer, Versteck- und Schattenspiele in der Nasszelle, ein Ausloten der wahren Charakteristik der beiden Inhaftierten und die Qual der Wahl zwischen zwei Leuten, die nichts mehr zu verlieren haben und die Einer wie der Andere Gewalt gewohnt sind und nicht dem Leben, sondern gerade auch in der Ausübung ihrer Profession dem Tode näher.