Johannes Roberts, Regisseur der beiden recht konventionellen aber spannenden "47 Meters Down"-Teile beschert dem wahren "Resident Evil"-Fan ein wahres Fest im Kino-Herbst 2021.
So oder so ähnlich könnte man die Hoffnung zusammenfassen, die die ersten Bilder des vom britischen Filmemachers inszenierten Horror-Reboots auslösen konnten.
Das Endergebnis holte einen dann aber wieder wohltuend auf den Boden der Tatsachen zurück (ähnlich erging es bereits dem ersten Versuch von Paul W.S. Anderson im Jahre 2002, der den erhofften Stil des von George A. Romero inszenierten Spiele-Trailers zu "Resident Evil 2" in keiner Weise nachbildete).
Doch ungeachtet aller Reboot-Verachter ist Roberts mit vorliegendem Film ein Eintrag in der Horror-Geschichte der Game-Verfilmungen definitiv sicher, denn er weiss nicht nur die Vorzüge der Vorlage(n) in wirkungsvolle filmische Sprache zu übersetzen, er macht auch nicht den Fehler, allzu viele Zugeständnisse an die modernen Seh-Gewohnheiten der vom Anderson-Action-Wust "verdorbenen" Fans zu machen.
Man erwartet also eine Videospiel-Verfilmung, die ihren Vorbildern treu bleibt und auch als Horrorfilm eine gute Figur machen kann und eben dies bekommt man auch.
Gab es kurz nach Kinostart Kritikpunkte wie die mangelnde optische Identifikation von Hauptfiguren mit ihren Vorlagen (Jill Valentine) und die Veränderung des Wesens eindeutiger Helden (Leon S. Kennedy), so lasse ich mir das ganz einfach als künstlerische Freiheit begründen und das ist in Ordnung für mich.
Erweckt zwar Tom Hopper zu keiner Zeit mit seiner eher unsicheren Spielart ein wirkliches Misstrauen des Zuschauers gegenüber seiner Figur Albert Wesker, ist der Charakter aber auch nicht von Beginn an ein solcher Fiesling wie in den Anderson-Filmen und den späteren Spielen.
Claire Redfield ist in den Vorlagen auch keine Verschwörungs-Theoretikerin aber man nimmt ihr ab, dass sie nicht nur nach Raccoon City kommt, um ihren Bruder zu besuchen sondern auch eine filmische Motivation benötigt, um ihre Reise zu rechtfertigen.
Nette Details wie die Figuren des William Birkin (inklusive seine anhaltende Mutation), des Polizei-Chefs, das Klavier-Rätsel im alten Spencer-Anwesen, das ein Bücherregal zur Seite schiebt und Claires Schlüssel-Einsatz im Waisenhaus zeugen neben den detailierten und fürs Kenner-Auge sichtbar platzierten Gimmiks für eine wohlige Atmosphäre, die direkt den Spielen entstammt.
Eine sehr auf Spannung und düsteren Horror fokussierte Inszenierung lässt dann auch den letzten Zweifler begreifen, dass Resident Evil nun endlich weg ist von der Over-the-top-Action und das Reboot nach beinahe 20 Jahren endlich auf bekannteren Pfaden wandelt.
Die Spannung ist konstant hoch und auch die Actionszenen können sich sehen lassen, da diese zweitrangig bleiben und nur dem Zweck dienen, die Handlung voranzutreiben. Begegnungen mit Zombies, Zombie-Hunden und Lickern bleiben das Salz in der Suppe und der tolle Einsatz von Schauplätzen wie dem Anwesen im Wald und des Polizei-Reviers erheben die Detailtreue auf eine zufriedenstellende Ebene.
Im Rahmen seines Versprechens ist Johannes Roberts' Verfilmung der üblen Machenschaften des skrupellosen Umbrella-Konzerns in Raccoon City im Jahre 1998 eine aus meiner Sicht abliefernde und sehr gute Verfilmung der ersten beiden ikonischen Spiele der Reihe geworden, die unterhält, die nötigen Härten liefert und trotz der recht unbefriedigenden CGI-Effekte (das teilt sich Roberts mit seinem Vorgänger und Produzenten Anderson) ansehnliche Schauwerte bietet.
Die Atmosphäre der Spiele ist ebenfalls gut konserviert worden und was erwartet man noch mehr von einer Adaption auf die Kinoleinwand?
Als Fazit bin ich als Fan der Spiele erster Stunde für das lange Warten auf eine ansehnliche filmische Umsetzung nun endlich belohnt worden und bedaure, dass eine mögliche Fortsetzung wohl recht unwahrscheinlich ist, wenn man das weltweite Einspiel-Ergebnis in den Lichtspielhäusern zum Zeitpunkt dieser Rezension berücksichtigt. Was schade ist, denn wer weiss, was Roberts uns da weiterführend noch gutes serviert hätte...