Mit einem reichlich verspäteten Zugeständnis schickt sich Autor und Regisseur Johannes Roberts an, all jene Filmfreunde zu besänftigen, die von den ersten Umsetzungen des Spiels um Resident Evil enttäuscht wurden. Das Reboot greift die Videospielvorlagen von Teil 1 und 2 auf und bindet zahlreiche bekannte Charaktere ein. Der Storyaufbau wirkt hingegen wie ein Flickenteppich.
30.09.1998 in Raccoon City: Die Stadt um den Pharmakonzern Umbrella scheint wie ausgestorben, einige Bewohner offenbaren merkwürdige Krankheitssymptome, während im örtlichen Polizeigebäude Unruhe herrscht und Neuankömmling Leon sichtlich überfordert ist. Derweil versucht Claire Redfield ihren Bruder Chris zu unterstützen und eine Spezialeinheit um Albert Wesker betritt das Spencer-Herrenhaus…
Wäre Roberts konsequent zu Werke gegangen, hätte er die Handlung nahezu komplett im Herrenhaus spielen lassen und auf die zahlreichen Flashbacks zu Chris und Claire im Kinderheim verzichtet. Diese schüren zwar eine leichte Gruselatmosphäre, haben mit den Spielen jedoch gar nichts zu tun und dienen eher als Bindeglied, um diverse Handlungsstränge miteinander zu verbinden. Zudem kristallisiert sich kaum eine wesentliche Hauptfigur heraus, da zu häufig zwischen den einzelnen Elementen gewechselt wird, wodurch nie ein rechter Fluss entsteht.
Mit den Set-Designs hat man sich hingegen viel Mühe gegeben und auf viele kleine Details geachtet. Die Eingangshalle des Herrenhauses beschert kurzzeitig eine regelrechte Nostalgie-Woge und auch Teile des Polizeireviers sind sauber umgesetzt. Zudem gibt es einige Easter Eggs (Schreibmaschine, grüne Pflanze, erste Zombiebegegnung) zu erhaschen und auch die Untoten selbst sind teils richtig gut und originalgetreu gestaltet. Auch beim Score sind Parallelen auszumachen, zumindest was die Soundgestaltung an bestimmten Orten betrifft.
Neben den nicht durchweg treffend besetzten Figuren bleibt das unausgegorene Drehbuch das auffälligste Manko. Anstatt die Räumlichkeiten des Herrenhauses zu erkunden und die Atmosphäre in Ruhe zur Entfaltung kommen zu lassen, hetzt man von einer Station zur nächsten, um die wesentlichen Elemente der Spiele abzuklappern, ohne einen roten Faden zu verfolgen, der gleichzeitig ein wenig Dynamik ins Spiel brächte. Folgerichtig bleiben einige Fakten unzureichend geklärt, etwa, wie Claire als Kind aus dem Waisenhaus gelangte oder was sich eine bestimmte Figur vorm Finale spritzt.
Neben Zombies und infizierten Individuen gibt es einige Monster und Mutationen, die per CGI in recht unterschiedlicher Qualität in Szene gesetzt sind. Während der Endgegner mit viel Liebe zum Detail realisiert wurde, fallen Zombievögel eher negativ auf und auch einige Explosionen sind etwas schlicht ausgefallen. Gleiches gilt für den rettenden Zug, der optisch zwar deutlich an die Vorlage aus Teil 2 erinnert, aber eben kaum real anmutet.
Im Endeffekt merkt man dem Werk die Nähe zur Vorlage vor allem optisch an, doch inhaltlich mischt sie munter Inhalte der beiden ersten Spiele und schert sich wenig um eine Entfaltung der jeweiligen Stimmung, zumal zu viele Charaktere gleichzeitig mitmischen.
Daraus resultiert eine halbgare Angelegenheit mit gefälligen Ansätzen, die jedoch nicht gegen die holprig erzählte Geschichte ankommen.
5,5 von 10