Eine gerade einmal 20 Seiten umfassende Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge zu bringen, benötigt natürlich einige zusätzliche Aspekte im Drehbuch. Regisseur Scott Derrickson („Sinister“) erweiterte die Story von Joe Hill, einem der Söhne von Stephen King, um einige durchaus gelungene Hintergründe, die im Verlauf leider ein wenig ins Hintertreffen geraten.
Nord Denver im Oktober 1978: Der 13jährige Finney (Mason Thames) soll das sechste Opfer eines Serienkillers werden, den die Medien den „Greifer“ (Ethan Hawke) nennen. Eingesperrt in einem kargen Kellerraum befindet sich an der Wand ein nicht angeschlossenes Telefon, welches zum Erstaunen des Jungen klingelt. In der Leitung vernimmt Finney die Stimme eines der vorherigen Opfer…
In vielen Fällen zählt bereits der erste Eindruck und der vermag aufgrund der starken Ausstattung und der variabel eingesetzten Kamera zu punkten. Die Zeitreise in die Gefilde der Endsiebziger gelingt komplett, zumal anfangs noch eingehend das Umfeld von Finney und seiner Schwester Gwen (Madeleine McGraw) durchleuchtet wird, wobei die Situation im Elternhaus mit einem komplett überforderten Vater genauso hervorgehoben wird, wie einige Momente in der Schule.
Allerdings lässt die Entführung nicht lange auf sich warten, wonach der Kellerraum nur noch selten verlassen wird. Obgleich Gwen hellseherische Träume empfängt und versucht, dem Domizil des Entführers auf die Spur zu kommen, wird dieser Punkt stark vernachlässigt. Im Vordergrund steht klar Finney und die wenigen Möglichkeiten, sich im Raum nach geeigneten Mitteln einer Flucht zu bedienen. Dabei nimmt die vermeintlich übersinnliche Komponente in Form diverser Anrufe vorheriger Opfer zusehends zu, sie überrascht allerdings wenig, noch variiert dieser Kniff sonderlich.
Die wenigen hierfür bemühten Spezialeffekte sind zwar sauber inszeniert und es gibt eine kleine Handvoll Erschreckmomente, doch der vom Entführer ausgehende Schauder hält sich in Grenzen. Dieser geht eher von den Masken des Schandbuben aus, welche unter anderem von FX-Legende Tom Savini gestaltet wurden und teils aus unterschiedlichen Parts bestehen.
Auch der Gewaltfaktor fällt nicht übermäßig hoch aus und bezeichnenderweise fließt außerhalb des Kellerraums deutlich mehr Blut als im selbigen.
Demgegenüber sind vor allem die Darstellerleistungen der jungen Mimen positiv zu erwähnen. Thames performt fast schon zu ehrgeizig für einen eigentlich introvertierten Jungen, während McGraw ein ordentliches Repertoire verschiedener Gemütszustände durchweg überzeugend rüberbringt. Hawke wird hingegen nicht übermäßig gefordert, da er die meiste Zeit hinter den Masken agiert. Dies kompensiert er in einigen Szenen durch physische Präsenz.
Zwischen Coming-of-Age, dem Hauptbestandteil eines Mystery-Thrillers und etwas Horror zündet über weite Teile die beklemmende Grundsituation, wogegen Hochspannung und Nervenkitzel eher weniger auszumachen sind. Darüber hinaus mangelt es an etwaigen Überraschungen und der erhoffte doppelte Boden gegen Ende tut sich eher im räumlichen Sinne auf. Dennoch ein insgesamt ansprechender Beitrag der Produktionsschmiede Blumhouse, der zwar ein wenig hinter den Erwartungen zurückbleibt, jedoch für rund 103 Minuten passabel unterhält.
6,5 von 10