Review
von Leimbacher-Mario
Keine Verbindung unter dieser Nummer
Mit „Sinister“ hat Scott Derrickson nicht nur einen der spannendsten Mainstreamgrusler der 2010er vollbracht, sondern auch den Sprung ins MCU und das ganz dicke Hollywoodblockbuster geschafft. Ob er sich dort wirklich wohl fühlt/gefühlt hat? Gerüchte und Ausstiege aus etlichen Projekten sagen eher negativ. Nun ist er jedenfalls „back to the roots“ mit einem intensiven Horrorthriller über einen Serienmörder von kleinen Jungs im Amerika der 70er, der sich scheinbar eine Menge bei Pennywise dem Clown abgeguckt hat. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill, Stephen Kings begabten und mittlerweile selbst meisterhaften Sohn.
Ballons, Bösewichte, Blutbäder
„The Black Phone“ fängt die späten 70er verdammt toll ein. Er strotzt nur so vor Understatement, Hoffnungslosigkeit und Ausgewaschenheit. Seine vielen Jugenddarsteller machen ihre Sache toll, Derrickson kann auf seine intensiven Handkameramotive (zum Glück?) nicht ganz verzichten und der ein oder andere geschickte Jumpscare funktioniert brutal gut und treibt den Puls hoch. Wenn sie intelligent, publiziert und überraschend aufgezogen werden, funktioniert also auch diese Mechanik noch erstaunlich gut. Dazu spielt Ethan Hawke den Kinderschänder zwischen „The Purge“ und Freddy Krueger richtig intensiv und weird. Selbst wenn ich mich vor ihm zu keinem Zeitpunkt wirklich fürchtete. In der Mitte hat „The Black Phone“ ein wenig Leerlauf und Redundanz, die Muster sind einem schon bekannt und vom Hocker haut das (selbst im Mainstream) wohl keinen mehr richtig. Ein wenig overrated vielleicht. Man merkt auch den etwas gestreckten Ursprung als Kurzgeschichte. Das Finale muss man derart auch nicht ohne Zweifel schlucken und glauben. Wirklich solide, hochwertige und kompetente Grusel- und Spannungsarbeit ist es dennoch.
Fazit: ein wenig „Es“ in realistischer… Scott Derricksons „The Black Phone“ ist ein teilweise sehr spannender Serienkillerthriller mit ein paar Längen im Mittelteil und einer oft aber auch richtig schön ungemütlichen Atmosphäre. Mein Problem: ich habe keine Angst vor Ethan Hawke…